Sichtlich zerknirscht nahm Ralph Hasenhüttl das gellende Pfeifkonzert für den Matchwinner zur Kenntnis.
Kopflose Leipziger stürzen weiter ab
"Gefreut habe ich mich nicht, aber Glückwunsch", kommentierte der Trainer von RB Leipzig die Leistung seines ehemaligen Schützlings Davie Selke bei Sky: "Dass man nach zwei Toren gegen seinen Ex-Verein nicht mit Jubelchören verabschiedet wird, ist doch normal. Mehr sage ich dazu nicht."
Umso ausführlicher ging der Coach nach der 2:3 (0:2)-Heimniederlage gegen Hertha BSC mit der Leistung seiner Mannschaft ins Gericht. (Spielplan und Ergebnisse)
Hasenhüttl prangert Kopflosigkeit an
"So viel Kopflosigkeit habe ich von meiner Mannschaft noch nie gesehen, deswegen haben wir auch verdient verloren", räumte der Österreicher ein. Erstmals blieben die Sachsen damit in vier Ligaspielen in Folge sieglos und rutschten in der Tabelle auf Platz fünf ab. (Die Tabelle der Bundesliga)
Und das trotz 83-minütiger Überzahl. "Wir waren zwar mit einem Mann mehr auf dem Platz, haben es nicht geschafft, die Chancen, die wir hatten, zu Toren zu machen", sagte Hasenhüttl.
"Wir haben den Gegner eingeladen"
Nach dem frühen Rückstand seien die Beine etwas schwer gewesen "und vom Kopf her waren wir auch nicht mehr frisch genug", ergänzte der RB-Coach. "Wir haben den Gegner eingeladen, Tore zu schießen."
So wie beim ersten Gegentreffer, als eine Flanke von Alexander Esswein zu Selke durchrutschte (5.). Auch nach der frühen Roten Karte gegen Jordan Torunarigha (7.) fehlte es Leipzig lange Zeit an zündenden Ideen. (Das Spiel zum Nachlesen im Ticker)
Stattdessen belohnte Salomon Kalou (31.) die Hertha für eine taktisch kluge Leistung mit dem zweiten Treffer. Nach der Pause legte Selke mit seinem vierten Saisontor nach (51.). Leipzig wachte erst nach dem Tor von Kapitän Willi Orban (68.) auf. Marcel Halstenbergs (90.+2) Treffer in der Nachspielzeit kam aber zu spät.
"Wir hatten einen guten Plan. Das war eine klasse Leistung. Es ist für uns ein Hammer-Sieg, das kann auch für die Rückrunde viel bringen", sagte Hertha-Coach Pal Dardai und strich Selkes Leistung heraus: "Davie will immer alles raushauen, auch im Training. Er gibt jeden Tag Gas. Wir haben mit ihm einen weiteren Spieler, der extrem torgefährlich ist."
Selke genießt Doppelpack
Seine Saisontore drei und vier zelebrierte der U21-Europameister an früherer Wirkungsstätte ausgiebig mit der einen oder anderen provozierenden Geste.
Die RB-Fans quittierten seine Auswechslung in der 69. Minute mit Pfiffen. "Das können die Leute so machen", sagte Selke hinterher - und hielt sich mit weiteren Provokationen zurück. "Es hat mich natürlich gefreut, dass ich zeigen konnte, was ich kann", erklärte der 22-Jährige. Das Spiel in Leipzig, wo ihm zwischen 2015 und 2017 meist nur die Reservistenrolle geblieben war, sei ihm "nicht so wichtig gewesen, auch nicht emotional".
Selkes sportliche Visitenkarte an alter Wirkungsstätte hinterließ dennoch Wirkung - vor allem bei seinem früheren Chef Hasenhüttl.
Leipzig hat Pause nötig
Nach fünf Pflichtspiel-Pleiten in Serie zum Jahresausklang kommt dem RB-Trainer der Weihnachtsurlaub ganz gelegen.
"Wir haben uns die Pause verdient und auch nötig", sagte Hasenhüttl. "Wir werden die kommenden Wochen nutzen, ordentlich zu regenerieren und zu reflektieren, um dann besser in die Rückrunde zu starten."
Dann wartet allerdings der seit elf Spielen ungeschlagene FC Schalke 04.