Peter Bosz bleibt vorerst Trainer von Borussia Dortmund und erhält eine Gnadenfrist. Das erklärte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke indirekt auf der Mitgliederversammlung (JETZT im LIVETICKER).
Watzke bestätigt: Bosz bleibt Trainer
"Ich erwarte in dieser Woche von Dir, lieber Peter Bosz, dass Du mit deinem Team in dieser Woche alles auf den Prüfstand stellst und alles genau aufarbeitest. Wir werden dann nach eurer Analyse dazustoßen und noch einmal kritische Fragen stellen", sagte Watzke über seinen Trainer, der in der ersten Reihe saß und wie die Mannschaft ausgebuht und ausgepfiffen wurde.
Bereits nach dem bitteren Revierderby hatte es im Stadion offenbar eine Krisensitzung zwischen Watzke und Manager Michael Zorc gegeben, die dazu führte, dass die Bosse erst einmal an Bosz festhalten. Der Niederländer wird zumindest beim Spiel bei Bayer Leverkusen am kommenden Wochenende auf der Bank sitzen - wohl auch mangels kurzfristiger Alternativen.
"Ich habe mich genauso beschissen gefühlt wie ihr euch alle", versicherte Watzke in der Dortmunder Westfalenhalle: "Einen derartigen Saisonverlauf habe ich noch nie erlebt. Das Problem ist aber, dass es dafür keine Patentlösung gibt."
Unterstützung von Sahin - Kritik von Kuntz
Der Absturz von der Tabellenspitze, das 4:4 nach 4:0-Führung im Derby und das blamable Abschneiden in der Champions League haben das Vertrauen der Vereinsführung in den Niederländer schwer erschüttert. "Zwei Punkte aus zwei 1:1 gegen APOEL Nikosia: Das ist schlicht und einfach nicht zu ertragen", klagte Watzke. Die Aufarbeitung aber erfolge "konstruktiv, mit Ruhe und Besonnenheit. Es ist nicht alles beschissen hier."
Nuri Sahin unterstützte seinen Trainer. "Ich weiß, dass jetzt wild spekuliert wird. Das ist völlig normal. Aber Fakt ist: Wenn wir hier 4:1 gewinnen, dann wird morgen die große taktische Leistung von Peter Bosz gelobt. Wir hatten einen Mega-Plan. Taktisch war das in der ersten Halbzeit eines der besten Spiele. Wir haben die Schalker vor der Pause doch regelrecht zerlegt." Doch anschließend kollabierte Bosz' Team einmal mehr.
"Ich fühle im ganzen Körper nur Enttäuschung. Es darf nicht passieren, dass wir 4:4 spielen, wenn wir in der ersten Hälfte so überzeugend spielen", so der Niederländer.
U21-Nationaltrainer Stefan Kuntz kritisierte Bosz im CHECK24 Doppelpass. "Das Coaching in der Mannschaft stimmt aktuell beim BVB nicht", befand der frühere Nationalstürmer. Fest machte es der 55 Jahre alte DFB-Coach am letzten Schalker Tor, dem Kopfball von Verteidiger Naldo in der Nachspielzeit - dem Mann, auf den die Abwehr eigentlich am besten hätte eingestellt sein müssen: "Es kann nicht sein, dass Naldo zum Kopfball kommt und den Ausgleich macht."
Bosz (54), der wie die Mannschaft ausgebuht wurde, hatte zu Saisonbeginn den entlassenen Thomas Tuchel ersetzt. Nach einem grandiosen Start mit souveräner Tabellenführung hat der BVB sechs Bundesligaspiele in Folge nicht mehr gewonnen und ist in der Tabelle weit abgerutscht.