Der FC Bayern hat den teuersten Einkauf der Bundesliga-Geschichte eingetütet. Das Kuriose: Seinen Namen kennen - bis jetzt - nur echte Insider.
Tolisso: Ein neuer Typ fürs Bayern-Zentrum
Laut der Nachrichtenagentur AFP lässt sich der Rekordmeister die Dienste von Corentin Tolisso, der beim französischen Erstligisten Olympique Lyon der Senkrechtstarter der abgelaufenen Saison war, 41,5 Millionen Euro kosten.
Erfolgsabhängig kann die Summe für den 22-Jährigen sogar noch auf bis zu 47,5 Millionen Euro anwachsen.
Haben sich die Bayern die angekündigte "Granate" gesichert, wie es Uli Hoeneß formulierte - oder doch eher die Kategorie Knallfrosch?
SPORT1 stellt den hoch veranlagten Spieler vor, der beim FC Bayern die Nachfolge von Xabi Alonso antreten soll.
Neu-Nationalspieler seit März
Tolisso, Franzose mit togolesischen Wurzeln, steht noch in den Startlöchern seiner Karriere. Im März debütierte er für die Equipe Tricolore, spielte beim Freundschaftsspiel gegen Spanien 80 Minuten durch.
Den ganz großen Durchbruch schaffte der variable Mittelfeldmann in der vergangenen Spielzeit bei seinem Jugendklub Lyon, für den er in 47 Pflichtspielen (Ligue 1, Champions League und Europa League) auf 14 Tore und sieben Assists kam.
Offensivstarker Hybrid
Schon diese Quote beweist: Seine ganz großen Stärken hat Tolisso zweifelsohne in der Offensive. Ein Eins-zu-eins Ersatz für Abräumer Alonso, der unlängst seine Karriere beendete, ist er sicher nicht.
Dafür stehen im Kader der Bayern allerdings auch schon andere Spielertypen wie Arturo Vidal, Joshua Kimmich, Renato Sanches - für den das nächste Jahr in München ein ganz entscheidendes wird - Neuzugang Sebastian Rudy oder eben Martinez. Allesamt Spieler mit Stärken in der Defensive.
Mit "Hybrid" Tolisso, der mit seiner Laufstärke, dem guten Passspiel und seiner Torgefährlichkeit Akzente setzt, bekommt der FCB nun also einen ganz neuen Spielertyp.
Zudem ist er mit seinen 1,81 Metern ein äußerst veritabler Kopfballspieler. Allein in der letzten Saison netzte Tolisso auf diesem Weg viermal ein.
"Ein Luxus, einen wie ihn zu haben"
"Es ist ein Luxus, einen wie ihn zu haben. Egal wo er spielt, er macht seine Sache gut", sagt sein ehemaliger Trainer Bruno Genesio über ihn.
Der Lyon-Coach bot den Rechtsfuß zuletzt nicht nur im zentralen Mittelfeld, sondern auch als hängende Spitze, im rechten Mittelfeld und sogar als rechten Verteidiger auf.
Auch an Führungsqualitäten mangelt es Tolisso nicht: In einigen Spielen vertrat er Maxime Gonalons in Lyon als Kapitän.
Anführer, kein Mitläufer: Tolisso scheint somit bestens in das Anforderungsprofil von Kaderplaner Michael Reschke zu passen. Hinzu kommt: Der Allrounder ist so gut wie nie verletzt, auch eine Sperre musste er erst einmal in seiner Karriere absitzen.
Bayern stach Chelsea aus
Beleuchtet man ihn näher, kann man also durchaus verstehen, warum die Bayern für ihn so tief in die Tasche greifen und Englands Meister FC Chelsea bis zuletzt heftig um die Dienste des Franzosen warb.
"Wir sind sehr glücklich, dass wir diesen jungen und hoch interessanten Spieler trotz großer Konkurrenz aus dem Ausland für den FC Bayern gewinnen konnten", meinte Vorstandboss Karl-Heinz Rummenigge und fügte an, Tolisso sei der Wunschspieler von Carlo Ancelotti gewesen.
Der Trainer schaute sich zuletzt intensiv nach einer Alternative zur teuren 1-A-Lösung Marco Verratti um - und fand in Tolisso einen weniger passsicheren, dafür aber umso torgefährlicheren Spieler.
Mafia-Serie sorgte für Umdenken
Bereits im letzten Jahr hatten zahlreiche internationale Schwergewichte ein Auge auf Tolisso geworfen, die Verhandlungen mit dem SSC Neapel waren schon weit fortgeschritten.
Zudem schwärmte der begehrte Youngster noch im letzten Herbst von Real Madrid, dem FC Barcelona oder der Premier League.
Laut seinem Berater Frederic Guerra scheiterte damals aber ein Wechsel nach Neapel aus kuriosem Grund. "Irgendetwas hat in ihm Ängste vor der Stadt hervorgerufen. Hierzulande sieht man die Serie Gomorrha (TV-Serie über die Mafia, Anm. d. Red.) und ich gehe davon aus, dass ihn diese beeinflusst hat", verriet Guerra dem Radiosender Kiss Kiss Napoli.
Tolisso selbst sagte dazu: "Ich war mir sehr unsicher und habe lange gezögert, eine Entscheidung zu treffen. Schließlich habe ich mir gesagt, dass es noch nicht der richtige Zeitpunkt für einen Wechsel ist."
Dieser ist zum Glück des FC Bayern nun gekommen - mit einem Sommer Verzögerung.