Mit gesenkten Köpfen verließen Ersatz-Kapitän Arjen Robben und der Rest der Bayern den Rasen, nachdem der historische Sieg von Trainer Julian Nagelsmann und der TSG Hoffenheim gegen die Münchner feststand.
TSG knackt erstmals die Bayern
Ohne den ganz großen Siegeswillen hatte der FC Bayern sein letztes Spiel vor den Wochen der Wahrheit in Sinsheim mit 0:1 (0:1) verloren und so den Gastgebern die Tür zur Champions League weit geöffnet (Das Spiel zum Nachlesen im TICKER).
Die Highlights der Partie in Bundesliga - Der Spieltag am Donnerstag ab 19 Uhr im TV auf SPORT1.
Doch wie konnte es zur ersten Niederlage der Münchner im 18. Duell gegen Hoffenheim kommen? Die Antwort lag vor allem in der katastrophalen Anfangsphase des Rekordmeisters.
"Wir haben einen ganz schlimmen Anfang mit haarsträbenden Ballverlusten gehabt", schilderte Mats Hummels in der ARD. "In den ersten fünf Minuten waren es drei extrem leichtfertige Ballverluste, mit denen wir Hoffenheim ins Spiel gebracht haben."
Ulreich: "Hatte ein bisschen Pech"
So konnten sich die Gastgeber nach Herzenlust durch die Münchner Defensive kombinieren und Keeper Sven Ulreich mächtig auf den Zahn fühlen. Der formstarke Andrej Kramaric (2./8.) sowie Nadiem Amiri (9.) verpassten aus aussichtsreichen Positionen die frühe Führung knapp.
Der Stellvertreter von Manuel Neuer machte in mehreren Situationen seine Sache gut, patzte allerdings in der 21. Minute beim Distanzschuss von Kramaric, den er leichtfertig passieren ließ.
"Es ist ein bisschen unglücklich, dass der Ball so kommt", kommentierte Ulreich bei Sky. "Ich habe ein bisschen Pech, dass der Ball dann so runter fällt."
Nicht ganz schuldlos am Anfangschaos war aber auch Trainer Carlo Ancelotti, der auf einige seiner Stars verzichtet und Renato Sanches nach längerer Zeit mal wieder eine Bewährungschance von Anfang an gegeben hatte. Dem Portugiesen merkte man deutlich die Unsicherheit an, unter anderem leitete er mit einem Fehlpass die erste dicke Chance der Gastgeber ein.
"Ich muss sagen, dass wir überrascht waren", gab Ancelotti auf der Pressekonferenz zu. "Hoffenheim hat sehr intensiv gespielt."
Der Italiener zog seine Lehren aus den 90 Minuten: "In der zweiten Halbzeit wurde es deutlich besser. Aber manchmal muss man im Fußball dafür bezahlen, was man nicht so gut gemacht hat. Wir haben für die erste Halbzeit bezahlt."
Ancelotti krempelt die Bayern um
Während auch Kingsley Coman auf dem Platz stand, saßen unter anderen Philipp Lahm, Jerome Boateng und Franck Ribery nur auf der Bank. Mit Blick auf die bevorstehenden Duelle gegen Dortmund und Real Madrid setzte Ancelotti auf eine Totalrotation und brachte es auf sieben Veränderungen im Vergleich zum letzten 6:0-Sieg gegen Augsburg.
"Das darf uns natürlich nicht passieren", sagte Arjen Robben über die Verwirrung in den ersten 20 Minuten. "Wir haben überhaupt nicht gut gestanden und waren immer einen Schritt zu spät. Da haben wir Glück gehabt, dass es nur 1:0 steht."
Unterdessen freute sich Nagelsmann fast schon spitzbübisch über den Coup. "Die Bayern zu besiegen, klingt sehr gut. Der Klub hat lange darauf gewartet. Wir hätten das Spiel früher entscheiden können, aber es war ein sehr gutes Spiel von uns", sagte er bei Sky.
"Wir wollen den Weg noch weitergehen. Wir schauen auf uns", meinte der 29-Jährige angesprochen auf die Champions-League-Chancen seines Klubs (Spielplan und Ergebnisse).
Nagelsmann lobt Kramaric
Den Siegtorschützen Kramaric lobte der TSG-Coach ausdrücklich. "Er hat heute wieder ein außergewöhnlich gutes Spiel gemacht", sagte Nagelsmann, "wie letzte Woche schon."
Nagelsmann erkannte allerdings auch die Dominanz der Bayern nach der Pause an. "Vom Spielverlauf ist natürlich das, was hängen bleibt, die zweite Halbzeit, mit manchmal handballähnlichen Zuständen."
Am Ende standen 21 zu 14 Torschüsse für die Münchner, die den Gegner in den Seilen hatten - ohne ihn aber K.o. zu schlagen.
Es war die erste Münchner Niederlage in der Liga seit 136 Tagen. Dennoch ist das Polster des Tabellenführers auf die Verfolger weiter beruhigend. Selbst wenn Verfolger RB Leipzig am Mittwoch in Mainz drei Punkte holen würde, hätte man weiter zehn Zähler Vorsprung.
Das Risiko, das Ancelotti mit seiner Totalrotation nahm, könnte sich trotz der Pleite gegen Hoffenheim am Ende doch noch auszahlen.