Selten hat man BVB-Trainer Thomas Tuchel nach einer Niederlage so entspannt erlebt wie nach der 1:2-Pleite bei Hertha BSC.
Zwei Weltmeister werden zum BVB-Problem
"Das Ergebnis ist sehr ärgerlich, aber die Leistung fand ich absolut okay", sagte Tuchel: "Mentalität, Einstellung und Wille waren da. Aber es fehlte uns an Effektivität und Präzision."
Tatsächlich hatte Borussia Dortmund nach mäßiger erster Halbzeit eine deutliche Leistungssteigerung im zweiten Abschnitt gezeigt und zeitweise ein druckvolles Powerplay aufgezogen.
Doch ungenutzte Großchancen und individuelle Fehler kosteten dem BVB letztlich den Sieg – daran hatten vor allem zwei Akteure einen gehörigen Anteil.
Ginter erwischt schwarzen Tag
Die Weltmeister Andre Schürrle und Matthias Ginter bekamen wenige Tage vor dem Nachholspiel im DFB-Pokal gegen Sportfreunde Lotte die Chance, zu beweisen, dass sie eine ernsthafte Alternative für die Startelf sind.
Nach dem Spiel lässt sich festhalten, dass beide Spieler die Gelegenheit nicht genutzt haben. Besonders Ginter, der für den verletzten Sokratis ins Team gerückt war, erwischte einen schwarzen Tag und war an beiden Gegentreffern beteiligt.
Es soll nicht verschwiegen bleiben, dass Ginter mit 61,1 Prozent zu den zweikampfstärksten Spieler beim BVB zählte – zum Vergleich: Marc Bartra und Marcel Schmelzer gewannen nur knapp über 30 Prozent ihrer Duelle.
"Das darf natürlich nicht passieren"
Ginter verlor jedoch die wichtigen Zweikämpfe, die gleich zwei Mal zu einem Gegentor führten. So patzte Ginter vor dem 0:1 erst bei der Ballannahme und ließ sich dann von Gegenspieler Vedad Ibisevic vernaschen.
"Ich habe die Situation total unterschätzt und mir den Ball zu weit vorgelegt. Das darf natürlich nicht passieren", zeigte sich Ginter bei Sky selbstkritisch. Das sah auch sein Trainer so, der die "Unachtsamkeit beim verschenkten ersten Tor" kritisierte.
Doch es kam noch schlimmer für den Verteidiger: Ginter verursachte auch den Freistoß, den Berlins Marvin Plattenhardt zum Siegtreffer nutzte.
Teamkollege Schürrle versuchte Ginter direkt nach der Partie wieder aufzubauen: "Wir lassen keinen hängen. Der Junge wird morgen aufwachen, und alles wird wieder okay sein."
Schürrle nutzt Startelf-Chance nicht
Dabei hätte Schürrle, der seine Startelf-Chance ebenso wenig nutzte, selbst Zuspruch nötig.
Direkt nach zwei Minuten hatte der deutsche Nationalspieler die große Chance, den BVB in Führung zu bringen, doch sein Schlenzer flog weit am Tor vorbei. Anschließend war von Schürrle, der seine enorme Schnelligkeit einmal mehr nur viel zu selten aufblitzen ließ, kaum mehr etwas zu sehen.
"Mangelnde Effektivität hat uns heute um die drei Punkte gebracht", sagte Tuchel und spielte damit wohl auch auf die erstklassige Gelegenheit von Schürrle an.
Vergleicht man Schürrles Auftritt mit den Leistungen von Ousmane Dembele und Christian Pulisic in der Champions League gegen Benfica Lissabon, muss man einen Klassenunterschied konstatieren.
Kagawa einziger Lichtblick beim BVB
Immerhin: Mit Shinji Kagawa dürfte Tuchel zumindest einen Lichtblick bei seinen neu in die Anfangsformation gerückten Spielern entdeckt haben.
Der Japaner war der beste Dortmunder Offensivspieler und setzte seine Mitspieler immer wieder gekonnt ein. Folgerichtig war er es auch, der den Ausgleichtreffer von Pierre-Emerick Aubameyang sehenswert vorbereitete.
Mit seiner Leistung hätte Kagawa sich einen Startelf-Einsatz gegen Lotte am Dienstag verdient – von Schürrle und Ginter kann man Ähnliches nicht behaupten.