Als sich der FC Bayern nach dem letzten Schlusspfiff des Jahres mit einer beeindruckenden 3D-Show als "Weihnachtsmeister" feierte, hatten die Münchner Spieler nicht minder imponierend die Machtverhältnisse in der Bundesliga wieder zurechtgerückt.
Bayern stutzt RB die Flügel
Schon drei Tage vor Heiligabend hatte der Rekordmeister Bescherung gefeiert und den Emporkömmling RB Leipzig beim 3:0 (3:0) im einseitigen Spitzenspiel regelrecht demontiert.
Mit drei Punkten vor den Sachsen hatte sich der Titelverteidiger die Wintermeisterschaft gesichert - mit einer Machtdemonstration. "Wir wollten vor der Winterpause noch mal ein Ausrufezeichen setzen, das ist uns vor allem in der ersten Halbzeit gelungen", sagte Kapitän Philipp Lahm bei Sky.
"Ich bin sehr zufrieden, Wir waren sehr aggressiv und hatten schnell die Kontrolle. Es hat alles gestimmt - Tempo und Spielanlage. Das gibt uns Selbstvertrauen für die Zukunft. Wir mussten uns verbessern und wir haben uns verbessert", sagte Bayern-Trainer Carlo Ancelotti.
Hasenhüttl zollt Respekt
Auch RB-Trainer Ralph Hasenhüttel sprach von einem starken Gegner: "Das war eine Lehrstunde, eine Topvorstellung der Bayern. Unser System funktioniert nur dann, wenn alle synchron agieren. Das war heute nicht der Fall."
"Heute haben wir ein sehr gutes Spiel gemacht. In der ersten Halbzeit haben wir gewusst, dass sie sehr intensiv spielen, mit viel Leidenschaft. Wir müssen das Gleiche machen, das haben wir gewusst, dann haben wir natürlich die Qualität", sagte Arjen Robben. "Dann können wir unsere Chancen kreieren und die Tore machen. Wenn man in der ersten Halbzeit 3:0 führt, ist das super."
Thiago spielt stark
Der herausragende Thiago (17.), Xabi Alonso (25.) und Robert Lewandowski (45./Foulelfmeter) bescherten 75.000 Zuschauern in der ausverkauften Allianz Arena mit ihren Toren eine vorgezogene Festtagsgala.
Auf der Tribüne erlebte der RB-Macher Dietrich Mateschitz erstmals eine Niederlage seiner "Bullen" live im Stadion mit (TICKER in der Nachlese).
Forsberg verliert Nerven
Emil Forsberg (30.) sah nach grobem Foulspiel gegen Bayern-Kapitän Philipp Lahm zudem die erste Rote Karte in der Bundesliga-Geschichte von RB. Damit verlor das Duell Erster gegen Zweiter allerdings früh auch etwas an Reiz, zumal die Bayern schon vor dem Platzverweis in allen Belangen überlegen waren (Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga).
"Über die Rote Karte brauchen wir nicht reden. Emil (Forsberg, d. Red.) hat sich bei der Mannschaft entschuldigt" ,sagte Hasenhüttl. "Wir machen alle Fehler, deswegen werde ich ihn nicht verteufeln. Ich bin trotzdem stolz auf die Mannschaft, was sie bisher geleistet hat."
"Bayern war in allen Belangen besser, das müssen wir neidlos anerkennen", sagte RB-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff: "Trotzdem bleibt hängen, dass wir eine überragende Hinrunde gespielt haben. Wir gehen trotzdem mit einem sehr, sehr guten Gefühl in die Winterpause."
Der Triumph des Platzhirsches gegen den Herausforderer war auch einer für Trainer Carlo Ancelotti. Der Italiener verzichtete in der Startelf überraschend auf Franck Ribéry und Thomas Müller, sein Plan ging voll auf: Mit Thiago vor den beiden "Sechsern" Arturo Vidal und Alonso unterband er das schnelle RB-Spiel über Naby Keita durch die Mitte.
Erster Angriff zur Führung
Zwar gerieten die Bayern in der Anfangsphase beim Umschalten der Gäste ein ums andere Mal in Bedrängnis. Doch die Münchner bissen sich regelrecht ins Spiel, waren bald wacher und gedankenschneller als der Gegner. Thiago und Co. war anzusehen, dass sie den neuen Rivalen mit allen Mitteln in die Schranken weisen wollten.
So entwickelte sich ein umkämpftes, aber nicht unfaires Spiel. Rot gegen Forsberg, der einen Konter unterband, war dennoch die korrekte Entscheidung: Der Schwede war Lahm von hinten auf die Achillessehne gestiegen.
Der FC Bayern kam gleich mit dem ersten gut herausgespielten Angriff zur Führung. Lahm flankte von rechts, Lewandowski schoss den Ball an den rechten Pfosten, und Thiago staubte ab. Das war aber nur der Auftakt einer bärenstarken Bayern-Phase. Costa traf kurz darauf den Pfosten (18.), Alonso nach Zuspiel von Thiago von halbrechts zum 2:0.
Hasenhüttl versinkt im Sitz
Dem Elfmeter ging ein Foul des zu spät herauseilenden RB-Torwarts Peter Gulacsi an Costa voraus, Lewandowski verwandelte nach gewohntem Zögern beim Anlauf sicher. Auf der Leipziger Bank versank Trainer Ralph Hasenhüttl immer tiefer in seinem Sitz. Kein Wunder: 41 Prozent gewonnene Zweikämpfe in Hälfte eins bedeuteten Saison-Tiefstwert. Und: Nie ließ RB so viele Großchancen zu.
In der zweiten Halbzeit vergab der zu eigensinnige Lewandowski (52., 65.) im Alleingang einen deutlicheren Erfolg. Die Bayern verwalteten den Vorsprung, ohne allerdings an Dominanz einzubüßen. Der eingewechselte Ribery traf kurz vor Schluss die Latte (87.).