Der Sommer war bisher fußballfrei für Arjen Robben, allerdings unfreiwillig. Mit den Niederlanden hatte er die Teilnahme an der EM verpasst, außerdem plagte er sich mit einer langwierigen Adduktorenverletzung herum.
Robben will bei Bayern wieder angreifen
Also ging es mit der Familie ab in die USA, der Star des FC Bayern ließ den Fußballbetrieb möglichst weit hinter sich.
Und ist jetzt in München wieder bereit. Am Montag startete er in die Vorbereitung auf die neue Saison, eine Woche früher als der Rest der Mannschaft. Im Interview mit SPORT1 gibt er seine persönlichen Ziele aus und wirft einen Blick auf die Halbfinals der Europameisterschaft.
SPORT1: Es sieht nach Ihrer Verletzung wieder gut aus. Wie fühlen Sie sich?
Arjen Robben: Gut, ich bin zufrieden. Wir haben gut gearbeitet, auch schon nach dem Pokalfinale. In den paar Wochen Urlaub habe ich auch etwas gemacht. Jetzt habe ich eine Woche früher angefangen. Mehr kann man nicht machen. Ich hoffe, nächste Woche wieder bei der Mannschaft zu sein.
SPORT1: Wir werden also beim Trainingsauftakt den Robben sehen, den wir kennen?
Robben: Das braucht natürlich ein bisschen Zeit. Vielleicht werde ich mich angepasst in die Mannschaft integrieren und auch mal eine Einheit nicht dabei sein. Das kann ich noch nicht sagen. Für mich ist wichtig, dass ich keinen Rückfall habe.
SPORT1: Wie schlimm war es für Sie, die letzte Phase der vergangenen Saison zu verpassen? Es war schließlich nicht der erste Rückschlag für Sie.
Robben: Es war schwer. Das sind immer die schwersten Momente für einen Spieler. Bis dahin war ich in einer top Verfassung. Ich war bereit für die wichtigste Phase. Dann ist im Training etwas passiert.
SPORT1: Welche Verletzung haben Sie sich damals genau zugezogen? Wir rätseln immer noch.
Robben: Es war auch nicht ganz klar. Es war ein bisschen kompliziert. Letztlich war es der Adduktor. Am Anfang haben wir alle daran geglaubt, dass ich zurückkommen kann. Aber am Ende hat es gar nicht mehr funktioniert.
SPORT1: Woher nehmen Sie diese mentale Stärke, immer zu wissen, dass Sie zurückkommen?
Robben: Das ist einfach das, was ich will. Aber ich muss sagen: Die letzten Monate waren schon nicht leicht. Aber es macht mir so viel Spaß, wenn ich wieder fit bin. Ich weiß auch, was noch geht. Das habe ich schon oft genug bewiesen.
SPORT1: Dann sehen wir Sie noch länger als bis 2017 beim FC Bayern?
Robben: Das kann gut sein. Aber damit beschäftige ich mich überhaupt nicht. Ich habe eine super Beziehung zu den Leuten hier im Verein. Es gibt von beiden Seiten eine große Wertschätzung.
SPORT1: Einzig, wenn der FC Groningen anruft, könnte es gefährlich werden für den FC Bayern, oder?
Robben: (lacht) Dann kann es immer gefährlich werden. Das bleibt immer mein Heimatverein.
SPORT1: Sie hatten viele große Trainer in Ihrer Karriere – Jose Mourinho, Louis van Gaal, Pep Guardiola. Jetzt kommt mit Carlo Ancelotti noch ein großer hinzu.
Robben: Das ist für mich auch eine große Ehre, mit so vielen super Trainern arbeiten zu dürfen. Ich habe nur gute Dinge über unseren neuen Trainer gehört. Ich kenne ihn nicht persönlich. Aber es ist lustig: Wir waren bei sehr ähnlichen Vereinen. Er hat als Trainer alles bewiesen.
SPORT1: Wie ist die Zielsetzung des FC Bayern unter Ancelotti?
Robben: Wie immer. Darauf kann man auch stolz sein. Denn wir können uns diese Ziele auch setzen. Jeder Verein hätte gerne solche Ziele.
SPORT1: Reden wir noch über das Halbfinale Deutschland gegen Frankreich. Sie haben sich schon als großer Deutschland-Fan geoutet.
Robben: Natürlich, wegen den Jungs in unserer Mannschaft. Natürlich dürfen wir auch Kingsley Coman bei Frankreich nicht vergessen. Dem gönne ich es auch. Es wird ein interessantes Spiel. Vielleicht ist Frankreich mit dem Heimvorteil sogar leicht favorisiert. Aber ich würde sagen 50:50.
SPORT1: Frankreich hat mit Antoine Griezmann einen Stürmer, den Sie auch kennen.
Robben: Ja, der Kleine, der ist sehr gut. Aber sie haben natürlich auch im Mittelfeld sehr viel Dynamik mit diesen zwei Büffeln (Paul Pogba und Moussa Sissokho, Anm.d.Red.).
SPORT1: Trauen Sie Deutschland den Titel zu?
Robben: Natürlich. Deutschland ist Deutschland – was will man dazu noch sagen? Es wäre natürlich etwas Besonderes, als Weltmeister zwei Jahre später auch Europameister zu werden.
SPORT1: Alle schimpfen auf Thomas Müller, aber er präsentiert sich ganz locker. Wie nehmen Sie ihn wahr?
Robben: Es wäre für mich keine Überraschung, wenn er jetzt trifft. Ich kenne ihn, seit ich hier bin. Er ist einzigartig. Wie stark er vor allem mental ist, das schätze ich an ihm. Er ist immer gut für ein Tor, auch wenn er einige Zeit nicht getroffen und einen Elfmeter verschossen hat.