Unmut. Ärger. Wut. Enttäuschung. All das gemischt mit purer Fassungslosigkeit.
Schalke spürt den "mentalen Knick"
Die ganze Palette an Emotionen. Pfiffe natürlich. Ungläubiges Schweigen. Oder einfach wüste Beschimpfungen. Auch unter der Gürtellinie.
Der Frust nach dem aus Schalker Sicht unfassbaren 2:3 (2:0) gegen Bayer Leverkusen war so groß, dass ein Fan auf der Tribüne sogar drohte, sich ein gelbes Trikot des verhassten Erzrivalen Borussia Dortmund zu kaufen.
Dieser verbale Ausfall beschreibt den Gemütszustand auf Schalke im April 2016 wohl am besten. Die erneute Enttäuschung sitzt tief. Sehr tief. Denn S04 kann sich nun nicht nur die Champions League abschminken. Auf Schalke wird nun auch kräftig um die UEFA Europa League (LIVE im TV auf SPORT1) gezittert.
Die Spieler schweigen
Die meisten Spieler schritten nach dem Spiel dann auch mit starrem Blick und wortlos durch die Mixed Zone. Was hätten sie auch groß sagen sollen nach einem Spiel, das sie nicht hätten verlieren dürfen? Manager Horst Heldt war einer der wenigen, der sprach.
"Diese Niederlage ist nicht erklärbar. Mental wird das erstmal einen Knick geben, das müssen wir erst einmal verdauen", sagte Heldt, hatte seinen Humor aber nicht gänzlich verloren. Auf die Frage, ob die gute erste Halbzeit inklusive einer komfortablen 2:0-Führung Hoffnung mache, sagte er: "Es ist noch nicht der Zeitpunkt, an dem ich mich anfange, selbst zu belügen. Das kommt dann Montag oder Dienstag."
Dass die Stimmung auf Schalke an einem Tiefpunkt angelangt ist, zudem mal wieder gegen Ende einer Saison, kann Heldt nachvollziehen. "Die Fans können und müssen das ausleben, dass sie enttäuscht oder sauer sind. Und wenn sie pfeifen, ist das auch vollkommen berechtigt", sagte er.
An Büskens-Gerüchten nichts dran
Heldt wies allerdings Gerüchte um mögliche Konsequenzen auf der Trainerbank zurück. Seine jüngst getätigte Aussage, Breitenreiter werde so lange Trainer sein, wie er selbst noch im Amt sei, habe weiter Bestand.
Vor dem Spiel hatte der Westfälische Anzeiger berichtet, Ex-Coach Mike Büskens werde bei einer Niederlage gegen Bayer als Feuerwehrmann für die restlichen drei Spiele einspringen. Nach SPORT1-Informationen entbehrt diese Gerücht jeglicher Grundlage. Es steht aber sinnbildlich für das übliche Chaos auf Schalke.
Dass Breitenreiter beim Amtsantritt des neuen Managers Christian Heidel im Sommer abgelöst wird, wird nach der Darbietung gegen Leverkusen dafür immer wahrscheinlicher. Die unter ihm anfangs entfachte Aufbruchstimmung ist längst in eine angespannte Atmosphäre umgeschlagen.
Bereits vor dem Spiel hatten Anhänger gegen den Schalker Aufsichtsratsvorsitzenden Clemens Tönnies protestiert. "MV 2016: Höchste Zeit für Veränderungen!", hieß es auf einem Plakat. Dabei waren die Initialen des mächtigen Klub-Bosses, CT, in Rot hervorgehoben. Gut möglich also, dass Tönnies mit einem erneuten Wechsel auf der Bank auf der Jahreshauptversammlung am 26. Juni um Stimmen kämpfen will.
Gibt es Konsequenzen?
Kurzfristige Maßnahmen wollte Heldt trotzdem nicht ausschließen. Ein Kurz-Trainingslager zum Beispiel.
Überstürzen werde er aber nichts. "Was ich heute im Laufe des Tages entscheide, ist Schwachsinn. Deswegen werde ich heute gar nichts entscheiden. Dann werden wir mal schauen, was wir in den kommenden Tagen für Maßnahmen ergreifen. Jetzt sitzt das Spiel aber noch zu tief", sagte Heldt.
Wenn man emotional ist, neigt man gerne mal dazu, falsche Entscheidungen zu treffen. Ein gelbes Trikot kaufen zum Beispiel.