Ganz vorne in der ersten Reihe saß Rudi Assauer, der wenige Minuten nach Sitzungsbeginn von Aufsichtsratschef Clemens Tönnies begrüßt wurde.
Kämpferischer Heldt erntet Applaus
Donnernder Applaus brandete auf, die mehr als 9200 Schalke-Fans in der Veltins-Arena erhoben sich von ihren Sitzen. Bewegende Momente für den an Alzheimer erkrankten Ex-Manager sowie seine Tochter Bettina neben ihm.
Der 71-Jährige zählt noch immer zu den großen Idolen des Klubs, ein Macher und Malocher. So wie Torjäger Klaus Fischer, der in den Ehrenrat gewählt wurde.
Doch für Nostalgie war wenig Platz auf der Jahreshauptversammlung von Schalke 04. Anpacken im Hier und Jetzt, die Zukunft gestalten, darum ging es vor allem bei der gut sechsstündigen Veranstaltung.
Erst Pfiffe, dann Applaus
Zunächst hatte Horst Heldt noch Pfiffe und Buhrufe bekommen, doch dann gelang es dem Sportvorstand mit einer emotionalen Rede die Mehrheit der Anhänger auf seine Seite zu ziehen.
"1,69 Meter Arbeit, 1,69 Meter Einsatz, 1,69 Meter Leidenschaft – zusammengefasst: 1,69 Meter Schalke 04", sagte der 45-Jährige zum Abschluss seines Vorstandsberichts kämpferisch und erntete viel Zuspruch.
Damit nahm er Bezug auf ein Transparent der Fans, die ihn zum Saisonende "1,69 Meter Inkompetenz" unterstellt hatten. Schließlich verabschiedeten ihn die meisten der 9286 Mitglieder mit Applaus.
"Das war anders als in den Jahren zuvor. Ich bin noch nie mit Pfiffen begrüßt worden, aber das ist auch berechtigt gewesen, weil ich für vieles verantwortlich bin, was in der letzten Saison gelaufen ist – nicht für alles", sagte Held hinterher auf SPORT1-Nachfrage.
"Die Mitglieder haben heute gezeigt, dass sie hoffnungsvoll in die Zukunft schauen", lautete das Fazit des ehemaligen Profis.
Spitze gegen Neururer
Heldt hatte auch schon zuvor die Verantwortung für das verpasste Ziel Champions League und die "beschissene Saison" übernommen. Was die Transfers angeht, habe er "bei vielen Spielern daneben gelegen", sagte er auf dem Podium selbstkritisch.
Auch das Scheitern des Trainers nahm er auf seine Kappe. "Roberto Di Matteo hat auf Schalke als Trainer nicht funktioniert", räumte Heldt in seiner Fehleranalyse ein.
Einen Rücktritt schloss er jedoch aus. "Diejenigen wie Herr Neururer, die hoffen, dass ich aufgebe - das ist nicht meine Vorstellung von Verantwortung. Ich stelle mich der Verantwortung", erklärte Heldt.
Neururer hatte sich zuvor selbst für den Posten des Schalker Sportdirektors ins Gespräch gebracht.
Angesichts eines Umsatzes von 215,3 Millionen Euro sagte davor Finanzvorstand Peter Peters: "Wir sind ein starker Klub. Horst, das ist auch dein Verdienst", was noch mit Pfiffen und Buhrufen quittiert worden war.
Applaus für Trainer und Team
Für den neuen Trainer Andre Breitenreiter und die anwesenden Profis, darunter Julian Draxler, Eric Maxim Choupo-Moting, Ralf Fährmann, Dennis Aogo und Joel Matip, hatte es zuvor stehenden Applaus gegeben.
Ebenso wie für die A-Junioren, die in diesem Jahr erneut Deutscher Meister geworden sind.
Aufsichtsratschef Tönnies hatte sich zu Beginn gewohnt angriffslustig gegeben. "Lasst uns vormarschieren und den anderen zeigen, wo der Hammer hängt", gab er den Profis mit auf den Weg zum Trainingsauftakt am Donnerstag.
Die schon vor dem Saisonende suspendierten Profis Kevin-Prince Boateng und Sidney Sam werden nicht mehr für Schalke spielen, stellte Tönnies unterdessen klar.
Künftig werde es einen 15-seitigen Verhaltenskodex für die Spieler geben, erklärte Heldt. Er versprach eine "Blutauffrischung des Kaders" und kündigte an, bei den Transfers "werde sich noch was tun, und zwar in beide Richtungen".
Sportlicher Beirat mit Stevens
Drei Rückholaktionen fanden bereits großen Beifall. Jahrhunderttrainer Huub Stevens und die ehemaligen Spieler Ebbe Sand und Mike Büskens werden künftig als sportlicher Beirat fungieren.
"Das sind namhafte und gute Leute mit einer Menge Sportkompetenz", sagte Heldt. Das Gremium werde zwischen Vorstand und Aufsichtsrat zwischengeschaltet "und soll in beide Richtungen beraten", erklärte er.
Mit Stevens und Büskens habe es bereits erste Sitzungen gegeben, zukünftig werde man sich regelmäßig treffen.
Ohne Idole geht es bei Schalke eben nicht.