Alles Kopfsache! Und die Kölsch-Dusche für Friedhelm Funkel erfolgte unmittelbar nach dem Abpfiff!
"Stinke furchtbar": Funkel rettet Köln
Nach einer wilden Anfangsphase mit vier Kopfballtoren in den ersten 13 Minuten hat der 1. FC Köln den drohenden siebten Abstieg der Klubhistorie doch noch abgewendet. Funkels Mannschaft setzte sich nach einem spektakulären Schlagabtausch im Rückspiel der Relegation bei Holstein Kiel mit 5:1 (4:1) durch. (Das Spiel zum Nachlesen im Ticker)
Köln-Retter Funkel erleichtert: "Vollkommen platt, aber glücklich"
"Die Bierdusche zeigt ja, dass wir erfolgreich waren. Dann können die Jungs mich ruhig mit Bier überschütten. Ich hoffe, dass das die letzte Dusche heute war, außer der Dusche, die ich gleich nehme, denn ich stinke furchtbar", sagte Retter Funkel anschließend bei DAZN. "Ich habe diese sieben Wochen genossen, obwohl sie sehr viel Kraft gekostet haben. Ich war das nicht mehr gewohnt, ich bin direkt von 0 auf 100 eingestiegen. Jetzt bin ich vollkommen platt, aber glücklich, dass diese Mission erfolgreich abgeschlossen wurde. Das freut mich vor allem für das Trainerteam, den ganzen Verein, die Stadt, die Fans."
Zunächst sorgte FC-Kapitän Jonas Hector (3.) nach einer Flanke von Ondrej Duda für einen Traumstart der Kölner und egalisierte damit das Hinspielergebnis. Doch Kiel schlug durch einen Kopfball-Abstauber von Jae-sung Lee (4.) umgehend zurück. Sebastian Andersson brachte die Gäste mit einem Kopfball-Doppelpack (6., 13.) wieder auf Kurs Klassenerhalt. Die Kieler Hintermannschaft gewährte Andersson dabei zu viel Raum, beim zweiten Treffer des Schweden sah auch Keeper Ioannis Gelios nicht gut aus. (Tabelle der Bundesliga)
Der Ex-Kieler Rafael Czichos (39.) baute die Kölner Führung nach einer Kopfball-Vorlage von Hector per Direktabnahme in den rechten Winkel sogar noch vor der Pause aus. In der Schlussphase bezwang Ellyes Skhiri (84.) den zuvor im zweiten Durchgang gut parierenden Gelios dann doch noch einmal.
Horn: "Der Effzeh gehört einfach in die erste Liga"
"Das hat sich irgendwie durch die Saison gezogen. Immer wenn wir mit dem Rücken zur Wand standen, haben wir solche Spiele abgezogen. Wir haben zusammen gestanden. Die Mannschaft war nie unterzukriegen, das muss man der Mannschaft hoch anrechnen", sagte Hector. "Wir wissen, was der Effzeh für die Stadt Köln bedeutet. Das ist eine ganz innige Bindung. Dann wollten wir etwas zurückgeben, weil wir die ganze Saison untendrin standen." Torhüter Timo Horn ergänzte: "Wer mich kennt, der weiß wie mein Herz an diesem Verein hängt, deswegen macht mich das unheimlich stolz. Der Effzeh gehört einfach in die erste Liga. Da haben wir alles drangesetzt."
Die Kieler, die das Hinspiel am Mittwoch in Köln mit 1:0 gewonnen hatten, verpassten hingegen trotz der lautstarken Unterstützung von 2300 Fans im Holstein-Stadion den historischen Coup, als erste Mannschaft aus Schleswig-Holstein in die Bundesliga aufzusteigen. Nach dem Mammutprogramm durch ihre zweimalige Corona-Quarantäne sanken Fin Bartels und Co. schließlich vollkommen erschöpft auf den Rasen, die Fans feierten ihre Helden trotzdem.
"Vielleicht war es das eine Wunder zu viel, das wir hätten vollbringen müssen", meinte KSV-Trainer Ole Werner. "Eigentlich gehen wir seit dem Hannover-Spiel auf der letzten Rille. Und dann ist es irgendwann so, dass dich die Kraft verlässt."
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther hatte auf der VIP-Tribüne kaum an seinem Bier genippt, da war die Partie eigentlich schon gegen den Zweitliga-Dritten gelaufen. Hilflos musste der Landesvater, mit beflocktem Trikot und Fanschal ausgestattet, zuschauen, wie die Platzherren den Start total verschliefen.
Wilder Schlagabtausch in der Anfangsphase
Jede Flanke, jeder Eckball bedeutete Gefahr, die Defensive wirkte total unsortiert. Die klassenhöheren Domstädter nutzten diese Nachlässigkeiten gnadenlos aus. FC-Coach Friedhelm Funkel klatschte sich am Spielfeldrand fast die Hände wund.
Ganz anders war die Gemütslage bei Funkels Trainerkollege Ole Werner. Immer wieder raufte sich der 33-Jährige die spärlichen Haare, seine Rufe nach mehr Konzentration verhallten weitgehend ungehört. Die Kölner zogen sich nach der schnellen Führung zurück, behielten aber dennoch die Spielkontrolle.
Köln auch nach der Pause dominant
Was auch damit zusammen hing, dass die Gastgeber Janni Serra schmerzlich vermissten. Der zu Arminia Bielefeld wechselnde Torjäger fehlte wegen einer Oberschenkelzerrung im Sturmzentrum von Holstein. Anders als beim Kieler Pokaltriumph gegen Bayern München hatte der Ex-Bremer Fin Bartels einen schwachen Tag erwischt.
Nach dem Seitenwechsel gaben die Westdeutschen ihre nach dem frühen Vorsprung auf Sicherheit bedachte Spielweise auf und wurden offensiver. Die Platzherren hatten darauf keine Antwort. Wie schon zuletzt im Zweitliga-Endspurt machte sich die Belastung der zahlreichen pandemiebedingten Nachholspiele bemerkbar. Daran konnten auch die im Rahmen eines Modellversuchs zugelassenen 2334 Zuschauer nichts ändern.
Je länger die Partie dauerte, desto mehr konnten sich die Norddeutschen bei Torhüter Ioannis Gelios bedanken, dass die Niederlage nicht noch deftiger ausfiel. Der Holstein-Keeper verhinderte im Verlauf der zweiten Halbzeit weitere Gegentore.
-----
Mit Sport-Informations-Dienst (SID)