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1. FC Kaiserslautern: Michael Frontzeck über FCK und Niko Kovac

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1. FC Kaiserslautern: Michael Frontzeck über FCK und Niko Kovac

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Frontzeck: FCK "wurde ausgeweidet"

Michael Frontzeck spricht erstmals über sein Aus beim 1. FC Kaiserslautern, die Fehler in der Pfalz, die Tücken des Trainergeschäfts - und Bayerns Niko Kovac.
Kurz nach seiner Entlassung in Kaiserslautern hat sich Michael Frontzeck im SPORT1-Interview über den Zustand des Traditionsklubs geäußert.
Michael Frontzeck spricht erstmals über sein Aus beim 1. FC Kaiserslautern, die Fehler in der Pfalz, die Tücken des Trainergeschäfts - und Bayerns Niko Kovac.

Nach dem 0:5 bei der Spielvereinigung Unterhaching war es das für Michael Frontzeck beim 1. FC Kaiserslautern: Der 54-jährige Trainer wurde beim Pfälzer Traditionsverein entlassen. Mit Sascha Hildmann präsentierten die "Roten Teufel" am Mittwoch bereits einen Nachfolger.

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Im ersten ausführlichen Interview nach seinem Aus bei den Roten Teufeln spricht Frontzeck nun bei SPORT1 über seine Zeit beim FCK, Emotionen und Bayern-Coach Niko Kovac. 

SPORT1: Herr Frontzeck, wie geht es Ihnen?

Michael Frontzeck: Mir geht es gut, aber ich brauche da immer ein bisschen Zeit, um alles zu verarbeiten. Vor vier Wochen hätte ich so eine Entscheidung nicht für möglich gehalten. Aber wie die vergangenen zehn Tage vor der Freistellung abgelaufen sind, war es abzusehen.

SPORT1: Was ist genau passiert?

Frontzeck: Vor vier Wochen beim Spiel gegen Uerdingen war die Stimmung noch gut. Wir hatten eine lange Phase, in der wir gut gespielt und die Fehler selbst verursacht haben. Die Leute, die nun von fehlender Spielphilosophie sprechen, haben damals eine erkannt. Es geht leider heute so rasend schnell, egal ob in der 3. Liga oder in der Bundesliga - vier Wochen später bist Du entlassen. Nach Wiesbaden, als die ersten Fans am Zaun "Frontzeck raus!" gebrüllt haben, war für mich klar, dass die Stimmung kippt. 

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SPORT1: Warum hat sich die Stimmung in Kaiserslautern wieder so schnell gedreht?

Frontzeck: Das schwierige Umfeld in Kaiserslautern ist immer schwer zu greifen. Beim FCK hängt vieles mit der Historie zusammen. Man zählte damals zu den Top-Adressen in Deutschland. Viele Menschen halten sich noch immer dort auf, was ich auch nachvollziehen kann. Die wenigsten Menschen dort wollen aber wahrhaben, was in den zurückliegenden 20 Jahren passiert ist. Und zwar nichts Positives. Der FCK ist wirklich ausgeweidet worden. 

SPORT1: Bei den Fans hatten Sie zuletzt keine Lobby. Hätten Sie sich eine Chance gewünscht?

Frontzeck: Ich hätte mir eine faire Chance für den Kader gewünscht. Das Spiel gegen Unterhaching klammere ich aus. Diesen bedingungslosen Rückhalt, den gibt es immer von den Zuschauern. Es geht hier nicht um meine Person, sondern um die Mannschaft. Natürlich gibt es Dinge, die wir hätten verbessern müssen. Und wenn es dann so ist, dass ein Trainer für alles verantwortlich gemacht wird und schließlich seinen Hut nehmen muss, dann ist es so. Kaiserslautern hat auch eine große Historie, was Trainer angeht. Ich bin jetzt der 13. oder 14. in den vergangenen zehn Jahren. Ich hoffe, dass die Verantwortlichen endlich einen Trainer finden, der Kontinuität in den Verein bringt.

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SPORT1: Welche Fehler haben Sie gemacht?  

Frontzeck: Ein großer Fehler war, dass ich die Zielsetzung Aufstieg mitgetragen habe. Vor dem Haching-Spiel habe ich geantwortet, dass ich alles so wieder machen würde, was heißt: Ich würde den Kader gemeinsam mit den Verantwortlichen wieder so zusammenstellen. Aber der Klub ist gewissen Zwängen unterlegen. Wenn man zurückschaut auf die 17 Spiele, haben wir einfach mehr gute als schlechte gemacht.

SPORT1: War der Umbruch im Sommer zu krass?

Frontzeck: Mit 18 neuen Spielern ist das kein normaler Umbruch. Es war ein Kahlschlag. Mit neuen Mannschaften hat man auch unterschiedliche Phasen - wenn uns etwas auf die Füße gefallen ist, dann sind es die guten Spiele, die wir nicht gewonnen haben. Das Spiel gegen Unterhaching hat keine Relevanz. Es wird auch immer behauptet, dass wir einen Top-Etat zur Verfügung gehabt hätten. Das entspricht nicht der Wahrheit. Wir sind nicht Hamburg oder Köln in der 2. Liga oder der FC Bayern in der ersten Liga. All das führt dazu, dass gesagt wird, der FCK müsse aufsteigen. Das wurde im Sommer auch ausgegeben als Zielsetzung. Das war falsch. Hier herrscht noch ein Anspruchsdenken wie in besten Zeiten.

SPORT1: Sie haben zuletzt Niko Kovac verteidigt. Werden Trainer heutzutage vorgeführt? 

Frontzeck: Nach vier Wochen hat man nur Positives über Kovac gelesen und ein paar Wochen später ist dann alles schlecht? Wenn wir den Trainerberuf nicht ad absurdum führen wollen, dann müssen wir anders damit umgehen. Der Job des Fußballlehrers muss von den Vereinen besser geschützt werden. Dass es irgendwann zu Entlassungen kommt, ist klar. Aber bis zu diesem Zeitpunkt muss es absolute Rückendeckung geben. Da gibt es leider zu viele Personen, die hinter dem Trainer stehen und beim ersten kleinen Sturm versuchen, den eigenen Arsch zu retten.

SPORT1: Sie sind in der Liste der schwächsten Bundesliga-Trainer vom Punkteschnitt her auf Platz eins. Belastet Sie das?

Frontzeck: Überhaupt nicht! Man muss Station für Station durchgehen in meiner Vita und die Voraussetzungen in den Vereinen genau analysieren. Ich habe wirklich gar kein Problem mit dieser Statistik. Und sie interessiert mich auch nicht. Der Klassenerhalt mit Bielefeld und Hannover wird da nie erwähnt. Bei allen, die in der Verantwortung stehen und Entscheidungen treffen, heißt es immer sie können es nicht, denn alle Zuschauer und Kritiker können es besser. Doch die sind nicht in der Verantwortung. Das muss man alles relativieren. Ich weiß nur, dass bei guten Ergebnissen sich kaum einer meldet, bei einem schlechten Spiel aber sehr große Beteiligung im Internet herrscht. Das sagt sehr viel aus. Leider. 

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SPORT1: Was kommt jetzt bei Ihnen? 

Frontzeck: Ich habe mir noch keine Gedanken gemacht, will erstmal abschalten und freue mich auf Weihnachten mit der Familie. Ich werde im neuen Jahr schauen, was auf mich zukommt. Ich werde weiter als Trainer arbeiten. Das ist der Job, den ich liebe.