Dr. Felix Brych hat bei der Europameisterschaft Geschichte geschrieben. Der deutsche Schiedsrichter durfte insgesamt fünf Spiele pfeifen – das gab es in der Geschichte der EM noch nie.
Brych überrascht mit Rückzug
Auch bei Weltmeisterschaften kamen bisher nur vier Unparteiische auf diese Anzahl. Bei einer WM gibt es aufgrund eines größeren Teilnehmerfeldes allerdings auch mehr Möglichkeiten, eingeteilt zu werden.
Nach der für Brych erfolgreich verlaufenen EM hat sich der 45-Jährige nun jedoch dazu entschieden, seine internationale Karriere zum Jahreswechsel zu beenden.
Brych hätte international weitermachen können
"Bei der EURO war ich über Wochen extrem fokussiert, anders kann man ein solches Turnier auch nicht erfolgreich bestreiten. Ich glaube nicht, dass ich diese Leistung beziehungsweise Leistungsbereitschaft wiederholen kann", sagte er dem kicker: "Deswegen habe ich entschieden, kein weiteres Turnier mehr zu pfeifen und meine internationale Karriere zum Jahreswechsel hin zu beenden."
Theoretisch hätte Brych noch ein paar Jahre international pfeifen können. Zumal die Altersgrenze, die in der Bundesliga bei 47 Jahren liegt, von den internationalen Verbänden nicht ganz so strikt umgesetzt wird. Björn Kuipers pfiff beispielsweise dank einer Ausnahmeregelung mit 48 Jahren das EM-Finale zwischen England und Italien.
Steinhaus-Webb: Brych macht auf dem Höhepunkt Schluss
Dennoch ist für Brych international nun Schluss. Der gebürtige Münchner wird jedoch auf nationaler Ebene weitermachen und der Bundesliga als Schiedsrichter vorerst erhalten bleiben.
"Mit dem Ausscheiden von Dr. Felix Brych aus den internationalen Wettbewerben verlieren die DFB Schiedsrichter nicht nur einen sehr angesehenen Unparteiischen sondern auch einen großartigen Botschafter", urteilte die erste Bundesliga-Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus-Webb auf Anfrage von SPORT1. "Felix und sein Team haben eine Vielzahl an brisanten Spielen hervorragend geleitet! Auch bei der Euro 2020, wo Felix seine herausragende internationale auf einem weiteren Höhepunkt beendet."
Brych-Kritik an Gräfe?
Brych schien im kicker-Interview zudem seinen früheren Bundesliga-Kollegen Manuel Gräfe in der Debatte um die Altersgrenze indirekt zu kritisieren - ohne seinen Namen zu nennen.
"Im Rahmen dieser Diskussion wurde auch massiv gegen Werte verstoßen, die einen Top-Schiedsrichter ausmachen. Ein Top-Schiedsrichter wird nämlich nur dann aktiv, wenn es erforderlich ist", sagte Brych: "Er drückt einer Sache oder einem Spiel nicht seinen eigenen Stempel auf."
Gräfe hat den Deutschen Fußball-Bund (DFB) verklagt, weil er die Schiedsrichter-Altersgrenze von 47 Jahren als diskriminierend ansieht. Dafür wurde der Berliner sowohl gelobt als auch kritisiert.