Was in Italien bereits mehrfach und nun auch in der Champions League in die Tat umgesetzt wurde, kommt nun auch auf den deutschen Fußball zu: Geisterspiele.
Finanzielle Folgen des Coronavirus
Bereits in dieser Woche werden Bundesliga-Spiele wegen des Coronavirus vor leeren Zuschauerrängen stattfinden. "Wir würden am liebsten schon nächsten Spieltag mit Zuschauern spielen. Das ist aber leider nicht realistisch", prophezeite Christian Seifert, Geschäftsführer der DFL, am Montag bei BILD Live. Sprich: Je nach Risikobewertung in den jeweiligen Regionen, in denen am kommenden Spieltag Partien stattfinden, könnten diese unter Ausschluss der Fans steigen. (Fragen und Antworten zu Auswirkungen des Coronavirus auf den deutschen Fußball)
Neben sozialen, atmosphärischen und unter Umständen sportlichen Auswirkungen sind auch die finanziellen Folgen nicht zu unterschätzen. Geisterspiele werden für die Heimvereine wesentliche Einbußen bedeuten. Und auch die Ticketkäufer bangen um ihr Geld.
Heldt sieht Lizenzen in Gefahr
"Wenn Zuschauereinnahmen durch Dauerkarten und vor allem Tageskarten wegbrechen, ist es für uns ein Problem", erklärte Horst Heldt am Montag auf der Pressekonferenz des 1. FC Köln vor dem Bundesliga-Nachholspiel bei Borussia Mönchengladbach am Mittwoch, das ohne Zuschauer stattfindet. (Bundesliga: Borussia Mönchengladbach - 1. FC Köln am Mittwoch ab 18.30 Uhr im LIVETICKER)
Der Sportchef des FC geht davon aus, dass ausbleibende Ticketeinnahmen den Klubs "bis auf zwei, drei Vereine, die ganz oben stehen", Probleme bereiten könnten. "Es wird spannend für die Lizenz der Bundesligisten der kommenden Saison, weil viele die Zuschauereinnahmen mit einkalkuliert haben", erklärte Heldt den Zusammenhang.
In Köln kalkuliere man mögliche Einbußen durch, versicherte er.
Bundesligisten drohen Verluste in Millionenhöhe
Wie groß diese für die jeweiligen Vereine sein werden, ist schwierig abzusehen. Das hängt selbstverständlich von der Anzahl der Heimspiele ab, die ohne Zuschauer steigen. Weitere Faktoren sind die Ticketpreise, der Anteil der Dauerkarten, die ohnehin schon verkauft sind, sowie die erwartete Anzahl an Fans im Stadion für die jeweiligen Spiele.
Für die Geisterspiele in der Serie A, die im festgelegten Zeitraum bis 3. April stattfinden, hat das Portal Calcio e Finanza Hochrechnungen angestellt. Diese ergaben, dass dem am stärksten betroffenen Verein Juventus Turin insgesamt gut zwölf Millionen Verlust durch drei Geisterspiele entstehen.
Andere größere italienische Vereine verlieren zwischen zwei und drei Millionen Euro. In der Bundesliga erreichen die Einbußen ähnliche Dimensionen.
SPORT1 ist bekannt, dass der FC Bayern 18 Prozent seiner gesamten Einnahmen aus dem Ticketing generiert - um sich einmal die Bedeutung dieses Sektors vor Augen zu führen.
Im Schnitt liegt der Etat-Anteil eines Bundesligisten, der durch die Spiele generiert wird, bei etwa 13 Prozent. Bei Zweitligisten sind es deren 17 Prozent. Dass die Zweitliga-Klubs in diesen Tagen ihre Liquidität bei der Beantragung einer neuen Lizenz nachweisen müssen, macht die aktuelle Lage nicht einfacher.
Aber auch für die großen Klubs sind die Folgen spürbar. Ein Beispiel: Nach SPORT1-Informationen rechnet Borussia Dortmund mit Verlusten von zweieinhalb bis drei Millionen Euro pro Heim-Spieltag.
Zuschauer bangen um ihr Geld
Neben den Vereinen haben auch die Fans Grund zu finanziell bedingten Sorgen. Denn wer kommt für die Kosten der Eintrittskarten auf, wenn ein Spiel nicht besucht werden darf?
SPORT1-Experte Tobias Holtkamp erklärt: "Da fragen sich viele Leute: Was passiert mit meinen Tickets, für die ich viel Geld ausgegeben habe? Es ist geregelt, dass Vereine ihre Einnahmen nicht bei unverschuldeten Geisterspielen zurückzahlen müssen. Da bleibt leider der Zuschauer drauf sitzen."
Dennoch haben die jeweiligen Vereinen, natürlich die Möglichkeit, sich an den entstandenen Kosten zu beteiligen - dazu verpflichtet sind sie jedoch nicht. Am vergangenen Wochenende hatte Gladbach Fans angeboten, ihnen beim Verzicht auf einen Stadionbesuch gegen Dortmund den Ticketpreis zu erstatten. 550 Personen nahmen das Angebot an.
BVB erstattet Geld zurück
Der BVB kündigte auf Twitter an, seinen Anhängern die Kaufpreise der Tickets für die Karten für das Champions-League-Spiel am Mittwoch bei Paris Saint-Germain (Champions League: Paris Saint-Germain - Borussia Dortmund am Mittwoch ab 21 Uhr im LIVETICKER) zu erstatten.
Sollte es sich in Zukunft jedoch um eine deutlich größere Anzahl an Fans handeln, die finanziell entschädigt werden wollen, dürfte dieser Schritt schwerer fallen.