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Das wahre Niedersachsenderby zwischen Hannover 96 und Eintracht Braunschweig

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Das wahre Niedersachsenderby zwischen Hannover 96 und Eintracht Braunschweig

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96 vs. BTSV: Das wahre Niedersachsenderby

Hannover gegen Braunschweig ist für die Menschen in Niedersachsen mehr als nur ein Fußballspiel. Vor allem die Historie macht dieses Derby so brisant.
Hannover 96 gegen Eintracht Braunschweig ist für viele das einzig wahre Niedersachsenderby
Hannover 96 gegen Eintracht Braunschweig ist für viele das einzig wahre Niedersachsenderby
© Getty Images
Hannover gegen Braunschweig ist für die Menschen in Niedersachsen mehr als nur ein Fußballspiel. Vor allem die Historie macht dieses Derby so brisant.

Kaum ein Spiel elektrisiert die Menschen in Niedersachsen so sehr, wie das Duell zwischen Hannover 96 und Eintracht Braunschweig.

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Gerade einmal 55 Kilometer Luftlinie trennen die beiden Städte voneinander, die nicht nur auf fußballerischer Ebene seit jeher stark verfeindet sind. Der Hannoversche Sportverein von 1896 gegen den Turn- und Sportverein Eintracht von 1895 ist daher viel mehr, als nur das Duell zweier Fußballklubs.

Dabei geht die Rivalität lange vor die Gründung beider Vereine bis ins Mittelalter zurück, genauer ins Jahr 1140.

Rivalität im Mittelalter begründet

Damals setzte sich der welfische Herrscher "Heinrich der Löwe" im damaligen Herzogtum Sachsen an die Macht und wählte Braunschweig als seine neue Residenz - und damit Landeshauptstadt - aus. Fortan rückte die sogenannte Löwenstadt in den politischen Fokus, während Hannover - das pikanterweise erst durch den Braunschweiger Herzog Otto überhaupt den Stadtstatus zugesprochen bekam - immer mehr in deren Schatten geriet.

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Zu Beginn des 17. Jahrhunderts verschoben sich die Machtverhältnisse dann allerdings durch den Tod von Herzog Friedrich Ulrich grundlegend. Der neue Machthaber Herzog Georg wählte Hannover als seine neue Residenzstadt aus, woraufhin das komplette Machtzentrum auf einen Schlag von der Oker an die Leine wechselte. 

Jedoch wollten sich die Braunschweiger damit nicht kampflos zufrieden geben und erwogen daher sogar eine Allianz mit Frankreich gegen Hannover. Als die Hannoveraner davon Wind bekamen, schlugen sie den geplanten Aufstand allerdings kurzerhand nieder.

Die politische Situation spitzte sich daraufhin soweit zu, dass es sogar zu Streitigkeiten an den Grenzen kam. Die Zöller auf beiden Seiten ließen die Händler teilweise tagelang an der Grenze warten und verschärften die sowieso schon angespannte Situation obendrein auch noch durch enorm gründliche Kontrollen.

Erstes Aufeinandertreffen Anfang der 1900er Jahre

Zu Ende des 19. Jahrhundert erhielten die beiden Städte dann eine neue Gelegenheit sich zu messen. Nachdem am 15. Dezember 1895 der Braunschweiger Turn- und Sportverein Eintracht gegründet worden war, entstand nur knapp vier Monate später auch der Hannoversche Sportverein.

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Zum ersten von bislang 148 Aufeinandertreffen der beiden neu-gegründeten Klubs (66 Siege Braunschweig, 55 Siege Hannover, 27 Unentschieden) kam es Anfang der 1900er Jahre. Und ähnlich wie in der Politik hatten damals auch auf dem Fußballplatz zunächst die Hannoveraner die Nase vorn. 

Gegen den klaren Favoriten aus Schalke setzte man sich im Endspiel um die deutsche Meisterschaft 1938 vor fast 95.000 Zuschauern im Berliner Olympiastadion mit 4:3 nach Verlängerung durch, 16 Jahre später sicherten sich die 96er im Finale gegen den 1. FC Kaiserslautern die zweite und bis heute letzte Meisterschaft der Vereinshistorie.

1963: Einteilung der Bundesliga als Auslöser der Rivalität

Im Jahr 1963 wurde aus der politischen auch endgültig eine sportliche Rivalität. Auslöser dafür war die Einteilung für die neu-eingeführte Bundesliga, an welcher drei Vereine aus der Oberliga Nord teilnehmen durften. Neben dem gesetzten SV Werder Bremen und dem Hamburger SV blieb jedoch nur noch ein Startplatz offen.

Aufgrund der zwei gewonnen Meisterschaften, dem größeren Stadion, dem höheren Zuschauerschnitt, den besseren wirtschaftlichen Voraussetzungen sowie der Tatsache, dass man in der Zwölfjahreswertung des DFB vor Braunschweig lag, war man in der niedersächsischen Landeshauptstadt allerdings fest davon überzeugt, den letzten freien Platz zu erhalten. Für die Eintracht sprach hingen lediglich die bessere Endplatzierung aus der Vorsaison.

Umso geschockter war man in Hannover, als der Rivale aus der Löwenstadt letztlich den Zuschlag bekam. Doch auch eine offizielle Klage gegen die Lizenvergabe wurde abgelehnt. Bis heute werden die Umstände der Bundesliga-Gründung daher vielerorts als Anstoß bzw. Verstärkung der Rivalität beider Vereine angesehen.

Während der Eintracht mit einem soliden elften Platz der Klassenerhalt glückte, schaffte Hannover in der Saison 1963/1964 den Aufstieg aus der zweitklassigen Regionalliga. Damit kam es mit einem Jahr Verspätung zum ersten Niedersachsenderby in der Bundesliga, welches - wie auch das Rückspiel - mit einem 2:2-Unentschieden endete.

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1973: Braunschweig verliert Abstiegskampf ausgerechnet gegen Hannover

Nachdem der BTSV 1967 zum ersten und bislang einzigen Mal die Meisterschaft gewinnen konnte, fanden sich beide Vereine in der Saison 1972/1973 im Abstiegskampf. Vor dem letzten Spieltag rangierten die Braunschweiger in der Tabelle einen Platz vor Hannover, die sich auf dem Abstiegsrang befanden.

Doch während die 96er ihr Auswärtsspiel beim Wuppertaler SV mit 4:0 - auch dank eines Tores von 96-Legende Hans Siemensmeyer - gewinnen konnten, unterlag die Eintracht vor heimischer Kulisse gegen Fortuna Düsseldorf mit 1:2. Dadurch zogen die Schwarz-Weiß-Grünen in der Tabelle vorbei und schickten Braunschweig damit erstmals in die Zweitklassigkeit. 

Zwar stieg Hannover nur ein Jahr darauf ebenfalls ab, die Schmach ausgerechnet das Abstiegsduell mit dem großen Rivalen verloren zu haben, ist dennoch bis heute vielen Löwen-Fans ein Dorn im Auge.

Das wahre Niedersachsenderby

In den darauffolgenden Jahren wurden die direkten Duelle beider Klubs immer weniger. Die Eintracht spielte, mit Ausnahme der Spielzeit 1980/1981, noch bis 1985 in der Bundesliga, Hannover trat bereits ab 1976 fortlaufend in der neuen 2. Bundesliga an. Zwar gab es seitdem immer wieder kurzzeitige Überschneidungen in der Ligazugehörigkeit, mehr als die vier Jahre zwischen 1989 und 1993 spielte man aber nie mehr in einer Klasse.

Dafür gesellte sich ab 1992 mit dem VfL Wolfsburg ein neuer Niedersachsen-Rivale hinzu, wenngleich die Aufeinandertreffen mit den Wölfen sowohl von den Vereinen selbst als auch von deren Fans bei weitem nicht so hoch eingestuft werden, wie die Duelle untereinander.

Wenn man Fans von Hannover und Braunschweig nach den Derbys ihrer jeweiligen Klubs fragt, lautet die Antwort daher zumeist: "Es gibt nur eines." Passend dazu erklärte der damalige Hannover-Trainer Dieter Hecking 2008 vor dem Spiel gegen den VfL, es gebe nur ein richtiges Derby - "und das ist gegen Eintracht Braunschweig".

Erstes Bundesliga-Derby seit 37 Jahren von Ausschreitungen überschattet

In der Spielzeit 1997/1998 trafen Hannover und die Eintracht für lange Jahre das letzte Mal in einem Ligaspiel aufeinander. Nachdem sich die 96er im Aufstiegskampf gegen die Löwen durchgesetzt hatten, traf man sich erst 2004 in der 2. Runde des DFB-Pokals wieder in einem Pflichtspiel. Dort setzte sich der Regionalligist aus Braunschweig sensationell gegen den Bundesligisten durch.

Im Jahr 2013 kam es dann zum ersten Aufeinandertreffen in der Bundesliga seit 37 Jahren. Nachdem sich beide Teams im Hinspiel mit einem torlosen Unentschieden getrennt hatten, konnte Aufsteiger Braunschweig beim 3:0 im Rückspiel einen bis heute gefeierten Derbysieg bejubeln. Durch die Geschehnisse vor, während und nach der Partie hatte dieser allerdings einen bitteren Beigeschmack.

So wurden beispielsweise im Vorfeld des Hinspiels mehrere Züge mit Botschaften an den jeweils verhassten Nachbarn besprüht und ein Schwein mit Hannover-Schal durch die Innenstadt der niedersächsischen Landeshauptstadt geschickt.

Um körperliche Auseinandersetzungen der beiden Fanlager zu verhindern, sicherte die Polizei Hannover das Spiel mit einem Rekordaufgebot. Während der Partie kam es neben den üblichen Schmähgesängen auch zu massivem Einsatz von Pyrotechnik. Dafür wurden die 96-Anhänger für das Rückspiel in Braunschweig mit zahlreichen Auflagen, wie der verpflichtenden Bus-Anreise und dem Verfall der Auswärtsdauerkarte, belegt.

2017: Hannover feiert ersten Derbysieg nach 19 Jahren

Zuletzt standen sich beide Mannschaften 2017 in der 2. Bundesliga gegenüber, wo Hannover im Rückspiel den ersten Derbysieg seit 19 Jahren feiern konnte. Vor dem Spiel hatten Anhänger des BTSV versucht, unkontrolliert das Stadion zu stürmen, woraufhin 183 von ihnen von der Polizei in Gewahrsam genommen wurden.

Zudem wurde aus Sicherheitsgründen zwischen den Blöcken beider Fanlager eine Pufferzone geschaffen, wodurch nur 43.000 statt der üblichen 49.000 Zuschauer in der HDI-Arena Platz fanden. Im Hinspiel hatte der Braunschweiger Anhang noch für einen Eklat gesorgt, als Pyrotechnik auf das Spielfeld geschossen wurde.

Aktuell trennen beide Teams nach dem Abstieg von Hannover in die 2. Bundesliga wieder eine Liga. Es bleibt also zu hoffen, dass den Löwen schnellstmöglich der Aufstieg aus der 3. Liga gelingt.

Denn schließlich gibt es für die Menschen in Niedersachsen nur ein wahres Derby - dann aber hoffentlich auch ein friedliches.