Am Ende war der BVB um Keeper Roman Bürki restlos bedient:
Bürki ledert nach BVB-Pleite
Ausgerechnet der Ex-Dortmunder Dong-Won Ji hat Marco Reus bei dessen Comeback die Show gestohlen und das Meisterrennen in der Bundesliga mit einem geradezu historischen Doppelpack noch spannender gemacht. (Das Spiel zum Nachlesen im LIVETICKER)
Der Südkoreaner führte den FC Augsburg mit seinen goldenen Treffern (21., 68.) beim völlig überraschenden 2:1 (1:0) zum ersten Heimsieg gegen Borussia Dortmund überhaupt. Der kurz zuvor eingewechselte Edeljoker Paco Alcacer (81.) mit seinem elften Treffer als Einwechselspieler konnte für die Gäste nur noch verkürzen.
"Das ist extrem bitter. Wir schießen uns selber die Tore rein durch zwei individuelle Fehler. Dann ist es schwer zurückzukommen. Dann mauern sie natürlich, was sie vorher schon ein bisschen gemacht haben. Aber den Schuh müssen wir uns selber anziehen. Wir hatten drei, vier gute Möglichkeiten, spielen es aber nicht aus", sagte Marco Reus bei Eurosport.
BVB-Torwart Bürki ergänzte fassungslos: "Es ist schwierig zu sagen. Ich muss mich immer enorm zusammenreißen, dass ich nicht irgendjemandem auf dem Platz den Kopf abreiße. Wir wissen auch heute, wer die Fehler gemacht hat. Aber es ist nicht schlimm, wir sind füreinander da als Mannschaft." Bei SPORT1 sprach Bürki von "Kollektivversagen".
Reus kritisiert Fehler
Exemplarisch für die Dortmunder Schlafmützigkeit: Beim Führungstor benötigte Ji noch zwei Versuche, sein zweiter Treffer war ein echtes Kunststück - ein herrlicher Lupfer über den hilflosen Bürki.
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Doppelt bitter: Augsburg eröffnete damit Titelverteidiger Bayern München die Chance, mit einem Sieg am Samstagabend bei Borussia Mönchengladbach mit der Borussia gleichziehen, die erst zum zweiten Mal in dieser Saison verlor. (SERVICE: Ergebnisse der Bundesliga)
"Das ist eine Phase, die wir überstehen müssen, aber schleunigst abstellen müssen. Sonst wird es hintenraus sehr, sehr eng", sagte Reus.
Erster Heimsieg gegen BVB im achten Anlauf
Für Augsburg und Trainer Manuel Baum war der verdiente erste Erfolg vor heimischer Kulisse im achten Anlauf gegen weitgehend einfallslose Dortmunder um den blassen Reus ein wichtiges Lebenszeichen im Abstiegskampf. (SERVICE: Die Tabelle der Bundesliga)
"Heute hätten wir gewinnen sollen. Der Gegner hat quasi keine Torschüsse - dennoch verlieren wir", sagte BVB-Coach Lucien Favre: "Ich will nicht über die individuellen Fehler reden, dazu muss ich das Spiel erst nochmal sehen. Wir verlieren dieses Spiel total unnötig. Dann müssen wir ruhig bleiben, nicht weitere Fehler machen."
Augsburgs Taktik war laut Baum, Dortmund in Ballbesitz "keine Zehntelsekunde Zeit" zu lassen, also früh und bissig zu pressen. Allerdings war es vor 30.660 Zuschauern in der ausverkauften WWK Arena zunächst der BVB, der dem Gegner kaum Luft zum Atmen ließ. Angeführt von Reus, den seine Kollegen immer wieder suchten, lief Dortmund hoch an und provozierte so Fehler.
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Delaney: "Nicht das, was wir erwarten"
Das hätte schon früh beinahe zum Erfolg geführt, als Jacob Bruun-Larsen Reus bediente, dieser aber an Torhüter Gregor Kobel scheiterte (8.). Baums Pläne wurden abermals durchkreuzt, als er Außenverteidiger Konstantinos Stafylidis verletzungsbedingt vom Platz nehmen musste, für ihn kam Georg Teigl (17.). Doch die Augsburger, denen neben Stürmer Alfred Finnbogason auch Abwehrchef Jeffrey Gouweleeuw fehlte, verteidigten bald konzentrierter. Der BVB machte sich das Leben mit vielen leichten (Abspiel-)Fehlern selbst schwer.
"Wir bringen als Mannschaft nicht das, was wir von uns erwarten. Wir erwarten mehr", schilderte Thomas Delaney.
Abwehrfehler öffnen Augsburg die Tür
So auch vor dem 0:1, als Dan-Axel Zagadou den Ball gegen Andre Hahn verlor, dessen Pass in der Mitte Ji fand. Der Stürmer scheiterte zunächst noch am grätschenden Manuel Akanji, sein Nachschuss aber zischte links oben ins Netz. Bruun Larsen hatte den Ausgleich auf dem Fuß, scheiterte aber am stark reagierenden Kobel (42.).
"Allein die Tatsache, dass er da ist, tut der Mannschaft gut", hatte BVB-Boss Hans-Joachim Watzke vor dem Anpfiff bei Eurosport über Reus gesagt. Und der Kapitän versuchte auch nach dem Seitenwechsel, seine Kollegen mitzureißen. Doch nach vier Wochen Verletzungspause fehlte dem Nationalspieler die Kraft, in der 66. Minute machte er für Raphael Guerreiro Platz.
Kobel rettet Augsburg
Augsburg ließ sich mit zunehmender Dauer immer tiefer fallen und bot so kaum mehr Räume. Ein schlimmer Fehlpass des indisponierten Achraf Hakimi leitete dann das 2:0 ein. Ji ließ Zagadou aussteigen und lupfte den Ball gekonnt ins Tor.
"Wir müssen in den richtigen Positionen stehen und nicht die individuellen Fehler machen. Solche Fehler dürfen nicht passieren", sagte Reus.
Der eingewechselte Paco Alcacer nutzte dann im zweiten Versuch die Gelegenheit zum Anschlusstreffer. Der überragende Kobel rettete den Hausherren anschließend den Sieg.
"Wir sind überglücklich. Dass wir mal wieder in unserer Kurve feiern konnten. Wir haben heute alles reingeworfen. So ein Spiel haben wir gebraucht - echt gut für uns", meinte Daniel Baier: "Wir konnten den Ball am Ende nicht mehr in den eigenen Reihen halten, zum Glück hat es gereicht."
Für den BVB dagegen wird sich zeigen, ob es trotz Niederlage reicht, die Tabellenspitze am Ende des Spieltages zu wahren.