Das Spiegel-Interview mit Per Mertesacker hat eine Kontroverse ausgelöst. Der jetzige Arsenal-Profi hatte unter anderem beschrieben, wie er bei der Heim-WM 2006 zum Opfer des öffentlichen Drucks geworden war.
Expertenstreit nach Mertes Beichte
Demnach sei er nach dem Halbfinal-K.o. gegen Italien erleichtert gewesen. "Ich dachte nur: 'Es ist vorbei, es ist vorbei. Endlich ist es vorbei'", beschrieb Mertesacker seine Gefühle.
Die Aussagen des Verteidigers riefen allerdings die Sky-Experten Lothar Matthäus und Christoph Metzelder auf den Plan.
"Ich war eigentlich immer eher deprimiert, wenn ich verletzt war, denn ich wollte spielen", sagte Rekordnationalspieler Matthäus. "Ein Fußballspieler will nicht verletzt sein. Es war mehr der Druck für dich selbst, wieder zurückzukommen. Den Druck hast du dir eher selbst aufgehalst, er ist gar nicht von außen gekommen."
Metzelder relativiert Aussagen
Als Konsequenz sagte Matthäus sogar, er könne sich Mertesacker künftig nicht als Jugendtrainer vorstellen. Der Abwehrspieler übernimmt ab der kommenden Saison die Leitung der Nachwuchsakademie bei den Gunners.
Unterstützung bekam Matthäus im Sky-Studio von Metzelder, der die Aussagen seines früheren DFB-Kollegen ebenfalls kritisierte. Metzelder meinte, er selbst habe das "Sommermärchen" vor allem positiv und nicht als Belastung in Erinnerung.
Per Twitter ruderte der ehemalige Verteidiger von Borussia Dortmund und Real Madrid allerdings wenig später zurück. Indem er einen Einblick in die hektische Arbeitsweise im Studio gab, versuchte sich Metzelder zu rechtfertigen.
"Wir schauen das Spiel und kommentieren live, besprechen die Höhepunkte für die Halbzeitanalyse und kriegen in dieser Situation ein paar Zitate auf den Tisch ohne den kompletten Kontext zu kennen. Das war der große Fehler", schrieb Metzelder.
Am Sonntag präzisierte der 37-Jährige bei Sky seine Ausführungen. "Dass der Druck für Mertesacker so groß war, hat mich in der Ausprägung gewundert", sagte Metzelder zwar.
Aber: "Wir haben auf der selben Position gespielt und mir ging es vor den Spielen grundsätzlich ähnlich. Fehler auf dieser Position zu machen, ist etwas anderes, als wenn ich in der Offensive spiele. Ich habe das auch nie richtig genießen können, dafür musste man sich zu sehr konzentrieren."
Fuhrmann wettert über Ex-Kollegen
Kritik an den Aussagen der beiden Sky-Experten kam von einem früheren Kollegen. "Das Mertesacker Interview so negativ zu bewerten, empfinde ich als unausgegoren und nicht angemessen. Ehrlich: völlig daneben. Sorry", twitterte Rolf Fuhrmann, der bis zur vergangenen Saison noch Reporter des TV-Senders war.
Unverständnis zeigten auch viele andere Twitter-User, wie Daniel Hofmann: "Als Robert Enke sich das Leben nahm, da sprachen alle davon, dass man Spieler auch als Menschen achten muss. Mit individuellen Problemen und Sorgen."
SPORT1 zeigt weitere Reaktionen aus dem Netz,
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