Abwehrspieler Chris Löwe vom Zweitligisten Dynamo Dresden muss für seine Aussagen in einem emotionalen TV-Interview keine Strafe durch den Deutschen Fußball-Bund (DFB) fürchten. Der DFB teilte am Freitag auf SID-Anfrage mit, dass der Kontrollausschuss kein Verfahren einleiten werde.
Dresden-Coach würde klagen
Löwe hatte nach dem 0:2 der Sachsen bei Holstein Kiel am Donnerstag die Deutsche Fußball Liga (DFL) scharf attackiert.
"Wir sind am Ende die, die den verf***ten Preis bezahlen für den ganzen Scheiß!", wetterte der 31-Jährige bei Sky: "Glauben Sie ehrlich, dass einer von denen in der DFL, Christian Seifert oder wer auch immer, sich eine einzige Sekunde Gedanken macht, was bei uns in unseren Köpfen vorgeht? Das ist denen alles scheißegal! Die Leute sitzen in ihren 5000 Euro teuren Bürostühlen und entscheiden etwas über unsere Köpfe hinweg. Und wir sind am Ende die Idioten, die das Ganze ausbaden."
Legt Dresden rechtliche Schritte ein?
Grund für Löwes Wutausbruch war der für Dresden extrem anspruchsvolle Spielplan. Der Tabellenletzte musste binnen 19 Tagen sieben Spiele bestreiten, weil die Mannschaft kurz vor der Wiederaufnahme des Spielbetriebs wegen positiver Coronatests in eine zweiwöchige Quarantäne geschickt worden war. Da die DFL die Saison - aus wirtschaftlichen Gründen nachvollziehbar - unbedingt bis Ende Juni beendet haben will, musste Dynamo zuerst einen Kaltstart und dann ein Mammutprogramm absolvieren.
Trainer Markus Kauczinski würden deswegen drastische Schritte befürworten.
"Ich weiß nicht, ob der Verein rechtliche Schritte einlegt und ob das überhaupt Sinn machen würde", meinte Kauczinski am Freitag: "Ich persönlich würde es machen, weil ich die Dinge immer offen anpacke und Fairness im Sport für mich mit das Wichtigste ist."
Er fügte an: "Einfach um zu zeigen, dass man sich wehrt, dass man nicht alles über sich ergehen lässt. Um zu zeigen, dass das, was hier passiert ist, nicht richtig war."
Durch die 0:2-Niederlage am Donnerstag bei Holstein Kiel hat der Traditionsklub aus dem Osten nur noch theoretische Chancen auf den Klassenerhalt. (Spielplan der 2. Bundesliga)
Kauczinski sieht "keinen fairen Wettkampf" mehr gegeben, er veranschaulichte: "Wenn der eine Tank halbleer ist und der andere Tank voll, dann braucht man kein Rennen zu fahren." Löwe habe am Donnerstag "das formuliert, was wir alle im Kopf und im Herzen tragen". Kauczinski hätte zwar "mit Sicherheit andere Worte gewählt, aber die Botschaft dahinter ist richtig".