Sieben Jahre mussten die Fans auf dieses Derby warten, doch es gab einen Dämpfer und wieder keinen Sieg: Der Hamburger SV hat seinen Negativlauf auch im 100. Stadtduell gegen den FC St. Pauli nicht stoppen können.
Derby-Dämpfer: Druck auf Titz wächst
Die Mannschaft von Christian Titz musste sich im Heimspiel gegen den Erzrivalen mit einem 0:0 begnügen und blieb in der 2. Liga zum dritten Mal hintereinander sieg- und torlos. Der Trainer hat damit weiteren Kredit verspielt - und sein Job scheint zu wackeln.
HSV-Sportvorstand Ralf Becker, der sich nach der 0:5-Heimklatsche gegen Regensburg noch hinter Titz gestellt, erklärte nun nach Abpfiff, angesprochen auf seine Zufriedenheit über Titz' Arbeit: "Grundsätzlich gilt es für uns alle, Erfolg zu haben. Für das, was mal war, können wir uns nichts mehr kaufen. Wir wollen unsere Ziele in der Zukunft erreichen - und da sind wir beide gefordert, ist die Mannschaft gefordert, sind wir alle gefordert."
Becker vermeidet Bekenntnis zu HSV-Coach Titz
Ein klares Bekenntnis zu Titz vermied Becker dabei: "Wir müssen feststellen, dass es keine gute Woche war - nach dem 0:5 haben wir zweimal 0:0 gespielt, da gilt es nichts schönzureden. Wir haben eine richtig gute Truppe für die Zweite Liga, da gilt es, Ergebnisse zu erzielen. Dem müssen wir uns alle stellen."
Der HSV müsse nun "eine Reaktion zeigen. Jeder, der im Leistungssport arbeitet, der weiß, es ist manchmal hart: Das gilt für mich, den Trainer - da muss man die Themen offen ansprechen."
Für Titz doppelt bitter angesichts der Hamburger Derby-Durststrecke: Der HSV wartet nun schon seit über 16 Jahren auf einen Dreier gegen den ungeliebten Kontrahenten.
St. Pauli, das den bis dato letzten Vergleich der beiden Teams vor siebeneinhalb Jahren mit 1:0 gewonnen hatte, blieb im dritten Spiel hintereinander ungeschlagen und schloss die Englische Woche mit sieben Punkten ab.
Pollersbeck: "Wollten auf jeden Fall gewinnen"
"Das ist enttäuschend. Wir wollten auf jeden Fall gewinnen", sagte HSV-Torhüter Julian Pollersbeck, der in der Nachspielzeit gegen Cenk Sahin zumindest einen Punkt rettete, bei Sky. Die Gäste konnten mit dem Unentschieden deutlich besser leben.
"Mit einem 0:0 im Volksparkstadion kann man zufrieden sein", sagte St. Paulis Christopher Buchtmann am Sky-Mikrofon.
Rund um das Spiel herrschte Ausnahmezustand. 2783 Tage hatte es die Partie zwischen den "Rothosen" und den Kiezkickern nicht mehr gegeben - und so war das Spiel in Hamburg tagelang das große Thema.
"Das ist für die Menschen das Spiel des Jahres", hatte Titz vor dem Anpfiff gesagt und konstatiert: "Der Sieger erntet die Lorbeeren, der Verlierer die Häme."
Lasogga beim HSV zunächst auf der Bank
Entsprechend engagiert gingen beide Teams vor 57.000 Zuschauern im ausverkauften Volksparkstadion zu Werke. Der HSV, bei dem Top-Torjäger Pierre-Michel Lasogga zunächst nur auf der Bank saß und Youngster Fiete Arp stattdessen sein Zweitliga-Startelfdebüt gab, agierte gewohnt ballbesitzorientiert, ohne sich dabei allerdings echte Torchancen zu erspielen. St. Pauli stand defensiv kompakt, präsentierte sich griffig in den Zweikämpfen - und war im ersten Abschnitt offensiv gefährlicher.
Die beste Möglichkeit vor der Pause vergab Mats Möller Daehli, dessen Schuss kurz vor dem Halbzeitpfiff im letzten Moment abgeblockt wurde (44.).
In der Anfangsphase musste HSV-Keeper Julian Pollersbeck nach einem Kopfball von St. Paulis Kapitän Johannes Flum abtauchen - es war bezeichnenderweise die einzige Szene vor dem Seitenwechsel, in der einer der beiden Torhüter überhaupt eingreifen musste.
Keine zielstrebigen Aktionen
Wirklich zielstrebiger wurden die Aktionen auch nach dem Wechsel zunächst nicht. Zwar erhöhten die Gastgeber die Schlagzahl, doch Douglas Santos scheiterte mit einem Fernschuss (51.) und Hee-Chan Hwang setzte den Ball aus kurzer Distanz neben das Tor (60.). St. Pauli lauerte unterdessen weiter auf Konter, entlastende Angriffe wurden aber seltener.
Begleitet wurde das Spiel im Hamburger Volkspark von massiven Sicherheitsvorkehrungen. Wasserwerfer, Sprengstoff-Spürhunde und die Pferdestaffel waren im Einsatz, über dem Volkspark kreiste ein Hubschrauber: Mit einem Großaufgebot wollte die Polizei mögliche Krawalle der bis zu 1000 erwarteten gewaltbereiten Fans verhindern. Dies gelang. Bis auf kleinere Zwischenfälle im Vorfeld der Partie blieb es bis zum Abpfiff ruhig.