Das Siegerbier in der Kabine gab der Trainer höchstpersönlich aus. "Wir wollen nicht päpstlicher sein als der Papst. Ein Bierchen für die Spieler geht doch in Ordnung", sagte Christian Titz.
HSV kann doch 2. Liga
Schon auf dem Platz waren die Profis des Hamburger SV in Feierlaune, der Dank an die Fans geriet zur Ehrenrunde. Da sich die rund 5000 mitgereisten Anhänger im ganzen Stadion verteilten, zog die Mannschaft nach dem Premierensieg vor alle Tribünen.
Zuvor hatte der HSV gezeigt, dass er doch 2. Liga kann. Nach der herben Pleite zum Saisonauftakt gegen Holstein Kiel (0:3) gewann der Bundesliga-Absteiger im ersten Zweitliga-Auswärtsspiel seiner Historie 3:0 (2:0) beim SV Sandhausen - dem Synonym für Fußball-Provinz in Deutschland.
HSV profitiert von Torwart-Fehlern
"Der erste Sieg in einer Saison ist natürlich sehr wichtig. So kommt die Leichtigkeit des Seins zurück", äußerte Titz: "Vergangene Woche war nicht alles schlecht - aber diesmal waren wir gleich drin im Spiel." Ähnlich äußerte sich Sportchef Ralf Becker. "Ich stehe lieber nach einem 3:0 als nach einem 0:3 hier", sagte Becker: "Es war wichtig, dieses Erfolgserlebnis zu haben."
Khaled Narey (7. und 59.) sowie Rick van Drongelen (30.) erzielten die ersten Hamburger Zweitligatore. Begünstigt wurde der HSV-Sieg von SVS-Torwart Marcel Schuhen, der einen rabenschwarzen Tag erwischt hatte. Bei beiden Narey-Treffern leistete der Keeper unfreiwillig die Vorarbeit. (Spielplan und Ergebnisse der 2. Bundesliga)
"Gestrandet in 2. Liga - Ahoi HSV"
"Wir haben das Spiel mit viel Ballbesitz und gutem Körpereinsatz dominiert. Das frühe Tor hat uns auch geholfen reinzukommen. Die Fans haben uns klasse unterstützt. Es war wie ein kleines Heimspiel", sagte Narey.
Schon vor dem Anpfiff wurde den Hamburgern deutlich gemacht, dass sie endgültig im Unterhaus angekommen sind. "Gestrandet in 2. Liga - Ahoi HSV", stand auf einem Plakat, das über der Zufahrtsstraße zum Stadion am Hardtwald hing.
Zahlreiche mitgereiste Fans machten Erinnerungsfotos mit dem Ortsschild im Hintergrund und freuten sich über die 5000 Liter Freibier, die ein SVS-Sponsor locker machte. (Das Spiel zum Nachlesen im TICKER)
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HSV-Trainer Christian Titz, der sich als gebürtiger Kurpfälzer bestens in der Region auskennt und als C-Jugendlicher sogar das SVS-Trikot trug, baute seine Startelf im Vergleich zum Kiel-Spiel nur auf zwei Positionen um. Pierre-Michel Lasogga und Neuzugang Orel Mangala vom VfB Stuttgart durften von Beginn an ran. Der zweite Neue, Leo Lacroix von AS St. Etienne, saß zunächst auf der Ersatzbank.
Dem HSV fehlten Kapitän Aaron Hunt, Stephan Ambrosius, Gideon Jung, Kyriakos Papadopoulos und Matti Steinmann. Zudem verzichtete Titz auf Albin Ekdal und Filip Kostic (beide kurz vor dem Absprung) sowie Talent Jann-Fiete Arp.
Narey mit erstem Zweitligator für HSV
Vor 14.508 Zuschauern in der ausverkauften Arena war Sandhausen zunächst gut in der Partie. Nach dem ersten Patzer von Schuhen gingen dennoch die Gäste in Führung. Narey erzielte das erste Zweitligator des HSV.
Die Gastgeber, die ohne Tim Knipping, Nejmeddin Daghfous, Korbinian Vollmann, Karim Guede und Andrew Wooten auskommen mussten, waren nur kurz geschockt. Der Isländer Rurik Gislason, der bei der WM-Endrunde als Frauenschwarm von sich Reden gemacht hatte, vergab eine gute Möglichkeit für die Kurpfälzer (14.), die im ersten Spiel bei der SpVgg Greuther Fürth verloren hatten (1:3). Auch im Anschluss blieb des SVS dran, Felix Müller konnte die nächste Chance nicht nutzen (17.).
Auf der Gegenseite war es Lasogga, der das zweite HSV-Tor auf dem Fuß hatte (24.). Danach übernahmen die Hamburger das Kommando. Nach einem Freistoß von Douglas Santos war van Drongelen mit dem Kopf zu Stelle. Kevin Behrens vergab kurz vor der Pause die Möglichkeit zum Anschlusstreffer (39.).
Nach dem Seitenwechsel passierte erst einmal nicht viel. Dann leistete sich Schuhen einen weiteren Aussetzer. Die Slapstick-Einlage des Keepers nutzte erneut Narey, der nur noch einschieben musste. Danach ließ der HSV kaum noch etwas anbrennen.