Der Hamburger SV hat mit Unverständnis auf die späte Absage des Zweitliga-Spiels bei Dynamo Dresden reagiert.
HSV sauer über späte Spielabsage
"Das ist schon ein Wahnsinn. Ich finde es extrem unglücklich, dass man zu dieser Entscheidung am Freitagabend gekommen ist", sagte Sportvorstand Ralf Becker sagte dem Hamburger Abendblatt. "Das hätte man anders regeln müssen."
Die ursprünglich für Samstag Mittag angesetzte Begegnung wurde auf Anordnung des sächsische Innenministeriums kurzfristig abgesagt.
Offenbar fürchteten Politik und Polizei, wegen der geplanten Großdemonstrationen nach dem Tod eines 35-Jährigen und fremdenfeindlichen Übergriffen in Chemnitz, nicht genügend Sicherheitskräfte abstellen zu können.
30.000 Fans erwartet
Die DFL kam dieser Empfehlung am Freitagabend nach und sagte das Spiel ab. Ein Nachholtermin für die Begegnung steht noch nicht fest.
Für die Entscheidung kassierte der Verband allerdings deutliche Kritik aus dem Hamburger Lager. Der Chef des Fanklubs "HSV Supporters", Tim Oliver Horn, bezeichnete die Absage im Abendblatt als "Katastrophe für viele Fans, die jetzt auf ihren Kosten sitzen bleiben".
Viele Anhänger hatten sich genau wie die Mannschaft bereits auf den Weg nach Sachsen gemacht - und konnten am Abend wieder unverrichteter Dinge abreisen. Die Partie war mit mehr als 30.000 Zuschauern, darunter 3000 Hamburger Fans, ausverkauft.
"Es tut mir unendlich leid für unsere Fans, dass sie umsonst all diese Mühen auf sich genommen haben", sagte HSV-Trainer Christian Titz.
Born: "Eine Vollkatastrophe"
Dresdens kaufmännischer Geschäftsführer Michael Born erklärte derweil bei Sky, der Klub habe "auf diese Entscheidung keinerlei Einfluss" gehabt. Dynamo bedauere die Absage, "weil wir uns wie über 30.000 Fans auf ein Fußballfest gefreut hatten. In sportlicher Hinsicht ist das eine Vollkatastrophe", sagte Born.
"Wir hatten auf diese Entscheidung keinerlei Einfluss und bedauern die Spielabsage sehr, weil wir uns wie über 30.000 Fans auf ein Fußballfest gefreut hatten", erklärte er.
Beide Vereine teilten mit, dass die Eintrittskarten ihre Gültigkeit behalten. Anfang der Woche sollen Gespräche über eine Neuansetzung stattfinden.
Vor dem Hintergrund des gewaltsamen Todes eines 35-Jährigen am vergangenen Wochenende war es in Chemnitz bereits am Sonntag und Montag zu Demonstrationen, gewaltsamen Ausschreitungen und fremdenfeindlichen Übergriffen gekommen. Tatverdächtig sind zwei Flüchtlinge aus dem Irak und Syrien.
Polizei bat um Verlegung
Am Samstagnachmittag will unter dem Motto "Herz statt Hetze" ein breites Bündnis in Chemnitz gegen Fremdenfeindlichkeit demonstrieren, es werden auch Bundespolitiker erwartet.
Zudem haben nach derzeitigem Stand der AfD-Landesverband Sachsen und die Bürgerbewegung Pro Chemnitz zu Demonstrationen im Chemnitzer Stadtgebiet aufgerufen. Daher hatte die Polizei aufgrund des zur Absicherung benötigen Großaufgebots um eine Verlegung der Partie in Dresden gebeten.
"Wir müssen auch unter Abwägung aller dieser Umstände berücksichtigen, dass die Kräfte, die wir in Chemnitz brauchen, Auswirkungen auf andere Ereignisse haben werden. Für den Freistaat Sachsen haben wir darum gebeten, die Begegnung zwischen dem HSV und Dynamo Dresden zu verlegen", erklärte der sächsische Polizeipräsident Jürgen Georgie auf einer Pressekonferenz.
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