Politik statt Party, Plenarsaal statt Playstation: Außerhalb des Platzes geht Reinhold Yabo den für einen Profi-Fußballer eher unüblichen Weg.
Stadtrat mit Starpotenzial
Der Mittelfeldspieler des Karlsruher SC ist Mitglied des Karlsruher Gemeinderates, wälzt Akten, diskutiert über die städtische Entwicklung und mögliche Investitionen.
Seit knapp einem Jahr geht das nun schon so, begonnen hatte die politische Karriere des 23-Jährigen aber eher zufällig.
Von eigener Wahl überrascht
"Ein Bruder aus der Gemeinde in Karlsruhe, die ich besuche, hat mich gefragt, ob ich die GfK (Wählergemeinschaft "Gemeinsam für Karlsruhe", Anm. d. Red.) nicht unterstützen und mit meinem Namen etwas supporten möchte", erzählt der überzeugte Christ im Gespräch mit SPORT1 und fügt hinzu:
"Klar, dachte ich. Also habe ich mich auf die Liste setzen lassen. Als ich dann aber tatsächlich gewählt wurde, war ich zugegebenermaßen doch ziemlich baff."
Dass er sich der Herausforderung stellen würde, stand für Yabo allerdings zu keinem Zeitpunkt in Frage.
Polittalk in der Kabine
"Durchschnittlich muss ich drei, vier Termine pro Monat wahrnehmen", berichtet er. Arbeits- und Zeitaufwand seien demnach "noch überschaubar".
Zumal ihm "die GfK sehr viel abnimmt", wie er betont, und er nur in Ausschüssen sitzt, "mit denen ich auch etwas anfangen kann, im Sportausschuss zum Beispiel und im Migrationsausschuss."
Es seien vor allem "zwischenmenschliche Themen wie Familie, Gesellschaft und ein besseres Miteinander", die dem im nordrhein-westfälischen Aldenhoven geborenen Sohn kongolesischer Einwanderer am Herzen liegen - und über die er durchaus auch mal mit seinen Mannschaftskameraden diskutiert.
"Wenn ich die Kabine betrete, heißt es schon gerne mal: 'Oh, da kommt unser Politiker'", erzählt Yabo, stellt aber umgehend klar: "Die Jungs meinen das alle positiv. Sie sprechen mit mir darüber und fragen mich, was es so für Neuigkeiten gibt."
Vertragsverlängerung wohl nur bei Aufstieg
Auf Neuigkeiten warten die KSC-Fans bei Yabo auch in Sachen Vertragssituation.
Noch hat der technisch und taktisch hochveranlagte 1,77-Meter-Mann seinen im Juni auslaufenden Kontrakt nicht verlängert. Und es wird wohl auch nicht mehr dazu kommen, sollten die aktuell viertplatzierten Karlsruher den Aufstieg in die Bundesliga am Ende verpassen. (Tabelle der Zweiten Liga)
"Ich glaube, dass ich nächste Saison in der Ersten Liga spielen werde", sagt Yabo vor dem Match beim VfR Aalen (So., ab 13 Uhr im LIVETICKER u Sportradio SPORT1.fm) jedenfalls voller Überzeugung.
Und auf die Frage, ob er eine weitere Spielzeit im Unterhaus ausschließen könne, entgegnet er genauso ausweichend wie vielsagend: "Diese Frage kann ich Stand jetzt nicht beantworten. Wir haben noch acht Spiele vor der Brust und bevor die Saison nicht vorbei ist, kann ich mich dazu nicht äußern." (Spielplan der Zweiten Liga)
Kein Zweifel: Für Yabo zählt in naher Zukunft nur die Bundesliga - ob mit dem KSC oder ohne.
Einst Kapitän von Götze und ter Stegen
Wer seinen bisherigen Werdegang verfolgt hat, kann das nachvollziehen.
Sechs Jahre ist es mittlerweile her, dass Yabo mit der deutschen U-17-Nationalmannschaft Europameister wurde - als Kapitän von Mario Götze und Marc-Andre ter Stegen.
Der eine schoss Deutschland im vergangenen Sommer zum vierten WM-Titel, der andere hütet inzwischen das Tor des FC Barcelona. Und Yabo? Der kickt in der Zweiten Liga.
Neidisch sei er auf seine Ex-Kollegen nicht, wie der Mittelfeldmann klar stellt: "Im Gegenteil. Ich freue mich für die Jungs."
Und doch hinterfrage er sich manchmal oder denke "darüber nach, dass ich auch schon gerne solche Erfolge gehabt hätte".
Seitenhieb auf Ex-Trainer
Auf die Frage, was bei ihm seit besagtem Erfolg mit den DFB-Junioren im Jahr 2009 anders beziehungsweise schief gelaufen sei, antwortet Yabo: "Da kommen mehrere Faktoren zusammen. Zuallererst muss man sich an die eigene Nase fassen."
Doch auch den einen oder anderen ehemaligen Trainer des 1. FC Köln, bei dem er von 2001 bis 2013 unter Vertrag stand, macht Yabo für die bisherigen Umwege in seiner Karriere mitverantwortlich.
"Vielleicht war ich damals noch nicht so weit, dass man es mir zugetraut hätte, mich im Seniorenbereich zu beweisen", sagt er, ergänzt aber auch: "Dann wurden Transfers getan, die für mich etwas unglücklich waren. Insgesamt war es keine günstige Konstellation."
Und dann hält er fest: "Ich habe nie wirklich die Chance bekommen, mich zu behaupten."
In Karlsruhe auf Anhieb Schlüsselspieler
Beim KSC ist das anders.
Im Wildpark übernahm Yabo quasi direkt mit seinem Dienstantritt im Sommer 2013 große Verantwortung - und die Zügel im Karlsruher Mittelfeld.
"Ich bin sehr froh, dass der Verein und besonders Trainer Markus Kauczinski mir die Chance gegeben haben, mich zu zeigen", erklärt er und hält fest: "Ich denke, dass ich in den vergangenen eineinhalb Jahren sportlich einen Schritt nach vorne gemacht habe."
Seine starken Leistungen und immerhin fünf Tore in bislang 25 Saisoneinsätzen belegen das.