Vier Jahre ist es inzwischen her, dass Sebastian Brendel bei der ersten Auflage der European Games 2015 in Baku die Goldmedaille über die 1.000 Meter im Canadier-Einer gewonnen hat. Die Mission Titelverteidigung startet der Deutsche heute erfolgreich mit Platz drei im Vorlauf und der damit verbundenen Finalteilnahme.
Brendel will Titel verteidigen
Morgen geht es für den Titelverteidiger dann um 9.20 Uhr um Edelmetall. "Ich wünsche es mir natürlich. Das Ziel ist eine Medaille. Und wenn es zu Gold reicht, wäre es natürlich super", sagte er im SPORT1-Interview.
Ein zusätzlicher Ansporn dürfte dabei mit Sicherheit auch sein, dass Brendel im Falle des Titelgewinns bereits das Olympiaticket für 2020 in Tokio in der Tasche hätte und die Europaspiele für die Kanuten zugleich auch die diesjährige Europameisterschaft darstellen, bei denen der 31-Jährige noch einen weiteren Titel zu verteidigen hat.
Schwieriges Jahr für Brendel
Allerdings liegt hinter dem dreifach Olympiasieger von 2012 und 2016 ein alles andere als leichtes Jahr. Aus den bisherigen Weltcups ging er ohne Medaille hervor. "Das ist natürlich auch mein eigener Anspruch. Ich war immer Medaillen gewohnt, am besten natürlich Goldmedaillen. Aber es ist auch Motivation für die nächsten Wettkämpfe", erklärt er.
Doch alleine mit Motivation wird es für ihn nicht zum erhofften Edelmetall reichen, denn auch die Konkurrenz schläft nicht. Allen voran Martin Fuksa wird versuchen, die kleine Schwächephase seines großen Kontrahenten der vergangenen Jahre auszunutzen. Bei der WM im letzten Jahr musste sich der Tscheche ebenso mit dem zweiten Platz zufrieden geben, wie vor vier Jahren in Aserbaidschan.
Da kommt es Brendel nur gelegen, dass auch innerhalb des eigenen Verbandes immer mehr junge Talente nach oben drängen und die Etablierten damit förmlich zwingen, sich weiterzuentwickeln. Einer dieser Athleten ist Conrad Schreibner, der sein Idol erst im April in der ersten nationalen Qualifikation des Jahres in Duisburg sensationell bezwang.
Windbedingungen und Ersatzboot könnten zum Nachteil werden
"Wenn man so einen Trainingspartner hat, mit dem man sich auch im Training immer messen kann, hilft das natürlich auch, um gegen die internationale Konkurrenz zu bestehen", erklärt Brendel den Vorteil durch den neuen Konkurrenzdruck innerhalb der eigenen Mannschaft.
Eher von Nachteil dürften hingegen die Bedingungen in der weißrussischen Hauptstadt sein. "Ich war heute an der Strecke und da war es ganz schön windig", erzählte der hauptberufliche Polizeihauptmeister der Bundespolizei am Montag: "Da wir nur auf einer Seite paddeln, ist Seitenwind immer problematisch. Ich bin gespannt, wie sich das auswirkt - natürlich auch auf die Gegner."
Hinzu kommt, dass Brendel in Minsk auf sein eigentliches Wettkampfboot verzichten muss. Dieses ist mit kommerzieller Werbung beklebt, was bei den European Games allerdings verboten ist. Da ein Überkleben aber im Wasser nur bremsen würde, greift er auf ein neutral gehaltenes Ersatzboot zurück.
Brendel zuversichtlich: "Will zeigen, dass ich gut drauf bin"
Bedenken hat er deshalb jedoch keine. "Im Grunde genommen ist der Unterschied gar nicht so groß. Vom Typ her ist es genau dasselbe Boot. Ich muss alles neu einstellen, schauen wo meine Position ist und das alles hinhaut. Aber das habe ich vorher alles ausgemessen, von daher ist es keine große Umstellung", erklärte er.
Entsprechend zuversichtlich ist er auch, dass es trotz der eher mauen Vorbereitung dennoch zu Edelmetall reicht. "Am besten einfach locker bleiben", lautet daher seine simple Vorgabe: "Es ist wichtig, dass man das, was man im Training geübt hat, im Wettkampf zeigt. Ich will zeigen, dass ich gut drauf bin."
Gelingt ihm das, sollte einer erneuten Medaille nichts mehr im Wege stehen.