Körbe werfen, Klamotten für das eigene Alter Ego kaufen und jeden möglichen Trick nutzen, um schneller an VC zu kommen - das ist NBA 2K. Auch in diesem Jahr liefert die Basketball-Simulation genau das, was die Fans von ihr erwarten, sowohl positiv, als auch negativ.
NBA 2K21 in der Review
Gameplay
Spielerisch ist quasi kein Unterschied zum direkten Vorgänger festzustellen. Das Dribbling fühlt sich minimal intuitiver an, die Wurfanzeige wurde mal wieder verändert. Auf dem Court bleibt die Regel: Pick and Roll bis der gegnerische Center irgendwann richtig steht. Von einem kleinen Balken, der sich zunehmend grün färbt, werden Würfe nun mit einem Halbkreis über dem Spieler bemessen. Ein sehr schmaler Spalt im letzten Fünftel bedeutet je nach Position grünes Licht und damit den perfekten Abschluss.
Gut ist, dass exakt angezeigt wird, welche Einflüsse auf einen Wurf gewirkt haben. Also das Timing und umso interessanter - die "Menge" an Verteidigung. War der Gegner sehr nah dran und hat den Block nur um Millimeter verpasst, können Werte bis an die 90 Prozent erscheinen, was einen perfekten Abschluss nahezu unmöglich macht. Ein sehr einfach zu verstehendes Feedback-Tool.
Neu ist das Handling des Pro-Sticks, der für dessen Nutzer etwas mehr Möglichkeiten anbietet. Casual Spieler, die mit den Tasten werfen, haben davon eher wenig.
Würfe per se sind deutlich schwerer geworden. Einerseits erschwert die optisch veraltete Wurfanzeige das richtige Timing, andererseits wirken Spieler wie Stephen Curry bei Dreiern sehr gehemmt. Im Online-Modus mit dem MyPLAYER funktionieren Distanzabschlüsse ohne jegliche Stats-Upgrades so gut wie gar nicht.
Grafik
Optisch sorgt NBA 2K21 dafür, dass man mehrmals nach einem Logo im Spiel sucht, da die Darstellung von Arena, Spieler und der Übergänge bis auf minimalste Kleinigkeiten mit NBA 2K20 völlig identisch sind. Die aktuellen Trikots der Teams sind aber enthalten.
In Wiederholungen werden leichte Glitches schnell sichtbar, die auch aus anderen Sportspielen bekannt sind. Der Wurf würde rein optisch nicht gelingen, also verzieht der gegnerische Arm im letzten Moment und gibt die Schusslinie frei. Nicht schön, sollte bei einem auf Berechnungen und Eingaben basierenden Ablauf das geringere Übel sein.
Story-Modus
Wie seit vielen Jahren üblich, enthält auch NBA 2K21 eine Geschichte, die mit einem eigenen Spieler durchlebt werden kann. Freie Namenswahl, Ansprache per Spitzname. Dieses Mal ist es "Junior", was auch eine gewisse Richtung für den Verlauf verrät. Wir sind der Sohn eines ehemaligen Basketball-Stars und werden konstant mit ihm verglichen.
Über die Highschool geht es auf eines von zehn Colleges, aus denen je nach vorheriger Leistung frei gewählt werden kann. Es gibt einen Rivalen, einen guten Freund im Team und eine am Rand erzählte Beziehung. Alles in allem nichts Neues und kein Hollywood-Blockbuster, im Rahmen der Reihe aber gut erzählt und ordentlich inszeniert.
Nach der Universität geht es in den NBA Combine. Fitnessübungen und Basketball-Drills für den letzten Schub zum Draft. Allerdings haben die Ergebnisse dort auf die bereits vorher zu treffende Teamauswahl keinen Einfluss mehr. Auch vermittelt das Spiel das Gefühl, dass die Leistungen egal ob gut oder schlecht keinerlei Effekt auf den weiteren Verlauf und die Optionen haben.
MyPLAYER und das Viertel
Bereits während der Geschichte geht der alljährliche Grind los. Der Spieler startet mit einer traurigen Gesamtwertung und eingeschränkten Fähigkeiten und muss sich durch gute Leistungen nach und nach seine digitale Währung verdienen, um sich zu verbessern.
Pro Partie gibt es je nach Spielzeit und Ausbeute eine gewisse Menge VC, die sich nur sehr langsam zu einer brauchbaren Summe aufaddiert. Wer also im Viertel im 2-vs.-2 und den anderen Streetball-Modi mithalten können möchte, muss sehr viel Zeit investieren oder die Kreditkarte zücken. An dem krassen Missverhältnis zwischen Grind und finanziellem Aufwand hat sich gar nichts geändert.
Bei diesen Preisen wirkt FIFA Ultimate Team wie der brave kleine Bruder.
Dabei endet es nicht bei den Werten. Auch die Kleidung für den prestigeträchtigen Online-Modus hat ihren Preis. Mitunter mehr als 10.000 VC für ein klassisches Trikot schmerzen in der digitalen Börse.
MyTEAM
Apropos Ultimate Team, auch NBA 2K besitzt seit geraumer Zeit einen solchen Modus, der in der üblichen Form auch im aktuellen Ableger gespielt werden kann. Baue dein Dreamteam, öffne Packs und spiele um Belohnungen.
Positiv sind die saisonalen sowie täglichen Herausforderungen, die neue Karten und Währung versprechen. Allerdings ist auch hier ein krasses Missverhältnis anzumerken. Für die erste Partie in MyTEAM gab es 725 MT-Münzen - das günstigste Pack kostet 10.500. Zudem können nicht alle Booster mit dieser Währung gekauft werden. Größere Aktionspackungen sind nur durch VC zu erwerben.
Zusammengefasst gibt es mit MyPLAYER und MyTEAM also zwei große Baustellen, die eine Menge Zeit oder sehr viel Geld erfordern, um mithalten zu können und wirklich Spaß am Gameplay zu haben. Das ist Pay to Win par excellence.
Sonstiges
Neben den Stars der NBA und klassischen Teams ist auch die WNBA enthalten. Die Damen der nordamerikanischen Basketball-Topliga spielen sich sehr natürlich und stellenweise sogar agiler als ihre männlichen Kollegen.
Kobe Bryant ist neben anderen Altstars in mehreren historischen Teams vertreten und ist wie die meisten Spieler dem realen Vorbild gewohnt nahe. Bewegungen, Abschlüsse und selbst Jubel nach erfolgreichen Körben erinnern ganz nebenbei an die im Frühjahr verstorbene Lakers-Legende.
Die Ladezeiten sind insgesamt human und fallen eher kürzer als bei NBA 2K20 aus. Auf Metacritic kommt NBA 2K21 nicht gut weg. Aktuell steht ein Score von 1.0 zu Buche, viele Nutzer beklagen die nicht vorhandenen Neuerungen, kleinere Bugs und die Mikrotransaktionen.
Fazit
NBA 2K21 ist als neuester Ableger der Basketballreihe nur ein dezentes Upgrade zu NBA 2K20. Neue Trikots, Kleinigkeiten beim Gameplay und ein neues Design für den ehemals sogenannten MyPARK. Nicht zuletzt durch das krasse Ungleichgewicht aus Grind und finanzieller Verlockung hat das Game, neben den nicht vorhandenen Neuerungen, wenig Argumente für ein Vollpreis-Label.
"Wenn du jetzt die Mamba Forever Edition kaufst, bekommst du eine gratis Version der STANDARD EDITION auf der nächsten Konsolengeneration, was ein unglaublicher Mehrwert ist.", findet Erick Boenisch, Executive Producer bei NBA 2K. "Das sind zwei völlig unterschiedliche Spiele. Ich weiß, es gibt andere Publisher, die das Spiel hernehmen, hochskalieren und dann einfach erneut rausbringen. Das tun wir nicht. Wir entwickeln ein völlig neues Game. Also aus dieser Perspektive, erhält man zwei Spiele zum Preis von einem. Ich denke, das ist ein guter Deal."
Zwei unterschiedliche Spiele - durchaus glaubwürdig, da NBA 2K21 auf der aktuellen Konsolengeneration nahezu identisch mit dem Vorgänger ist und die Version für PS5 und Xbox Series X völlig neu entwickelt werden sollte. Wer also NBA 2K20 durch sein Playstation Plus Abo bereits umsonst erhalten hat und auf die Next-Gen-Version wartet, bekommt genau das. Zwei Spiele zum Preis von einem. Volle 30€ günstiger als der "gute Deal" von Erick Boenisch.