Battle Royale. Battle Royale überall. Kaum ein Spiel kommt momentan ohne den beliebten Modus aus. Anfang des Monats haben die Hi-Rez Studios Realm Royale via Steam auf die Spieler losgelassen, das im kostenlosen Early Access die Spieler auf die virtuellen Schlachtfelder lockt.
Schlägt Realm Royale Fortnite?
Dabei ist der Markt eigentlich schon ge- wenn nicht sogar übersättigt: PUBG hat erst jüngst damit zu kämpfen, dass es knapp 50% der Playerbase verloren hat und an Fortnite: Battle Royale führt momentan auch kein Weg vorbei, weil es einen Rekord nach dem Anderen bricht.
Hat ein Titel wie Realm Royale gegen den Hype-Titel eine Chance? „Ja“ sagt eSports-Redakteur Philipp – und stößt damit auf Unmut beim Kollege Hauke, der hier nur einen weiteren BR-Klon sieht, über den bald niemand mehr spricht.
Philipp Weinbrecht: "RR ist schneller, knackiger und besser!"
Ich liebe Fortnite: Battle Royale. Ich mag das Spiel für seine Baumechaniken und bin extrem froh, dass es das bierernste PUBG vom Thron gestoßen hat. Und obwohl ich bisher jeden Season Pass sofort am Release-Tag gesnackt habe und noch immer meinen „John Wick“-Skin mit Stolz trage, merke ich, dass seit einigen Wochen ein wenig die Luft raus ist. Ja, neue Skins und neue Waffen sind witzig, aber insgesamt merke ich Ermüdungserscheinungen.
Realm Royale habe ich Anfangs belächelt, weil es einfach wie ein weiterer Klon der Hi-Rez Studios aussah. Nachdem Paladins oft mit Overwatch verglichen wurde, stank das Spiel nach Fortnite – nur eben ohne Bauen.
Wie gut, dass ich mich geirrt habe: Im Spiel selbst erinnert der Look eher an alte World of Warcraft-Zeiten, wozu auch das immer verfügbare Mount (Reittier) beiträgt. Statt auf Bauen und reine Waffengewalt zu setzen, bietet das Spiel Magie, individuelle Klassen-Fähigkeiten und Crafting. Das ist verdammt erfrischend und rechtfertigt den Platz als weiteren Titel auf dem Battle Royale-Markt.
„Ja, aber das gab es doch alles schon!“ höre ich jetzt entsetzte Fans aufschreien. Doch das Argument „gab es schon“ bei Battle Royale ist leider kein gutes, denn „Battle Royale“ selbst ist beileibe kein neuer Spielmodus: Früher nannte man ihn einfach „Last Man Standing“ oder „King of the Hill“ und das Genre ist so alt Lothar Matthäus‘ Frauen im Schnitt.
Fakt ist: Realm Royale bietet in der Kombination von Crafting, Magie- & Klassen-Fähigkeiten und überschaubarer Waffenauswahl (nur Projektil-Waffen, noch keine automatischen Waffen) etwas, das kein aktuelles BR-Spiel bietet.
Die Runden sind deutlich schneller und knackiger als bei der Konkurrenz und es zählt vielmehr die taktische Nutzung der individuellen Fähigkeiten als nur „Wer baut am Schnellsten?“ oder „Wer zielt auf 2 Kilometer im Gras liegend besser mit der Sniper?“.
Die Gefechte finden oft in engeren Räumen statt und fordern gute Klassen-Taktiken: Stelle ich mit meinem Ingenieur das Schild auf und werfe Brandbomben? Oder tausche ich die Brandbombe lieber gegen ein Turret, das mir den Rücken freihält? Diese Fragen reizen mich jede Runde aufs Neue.
Und Nein: Ich spreche Fortnite nicht seine Skilllastigkeit im Bereich des Bauens ab, aber Realm Royale selbst baut sich momentan eine sehr stabile Community auf. Zustimmungstechnisch hat Realm Royale auf Steam bereits PUBG überholt (70% positive Meinung vs 50% bei PUBG) und auch auf Twitch hat das Spiel der Hi-Rez Studios vereinzelt schon mehr Zuschauer im Schnitt gehabt als Fortnite. Wenn die Entwickler weiter so schnell und vor allem eng mit der Community arbeiten, wie sie es aktuell tun, hat Epic Games das erste Mal seit langer Zeit einen ernsthaften Konkurrenten am virtuellen Hintern.
Positiv zu sehen ist: Beide Spiele können für sich alleine stehen, weil sie nur auf den ersten Blick identisch sind. Die Mechaniken sind im Detail extrem unterschiedlich und am Ende wird sich zeigen, ob die User auf Dauer lieber Türme bauen oder doch lieber im direkten Duell mit Fähigkeiten und Taktik gegeneinander kämpfen. Meine Präferenz liegt hier, zum aktuellen Stand, eindeutig beim Genre-Neueinsteiger.
Hauke van Göns: "Fortnite rockt, was will man mehr?"
Eigentlich stehe ich nicht auf Spiele wie Fortnite. Zu verspielt, zu viele Zufallsfaktoren und zu viel Hype. Ich mag Counter-Strike, weil es immer schon da war und es einfach, simpel und nicht großartig verschnörkelt ist. Doch irgendwas scheint Fortnite im Battle Royale-Genre doch richtig zu machen.
Nach mehrmaligem Spielen war auch ich im Fieber: Natürlich habe ich vorher H1Z1 und PUBG gespielt. Die Fortnite-Erfahrung war auf der Konsole. Untypisch für mich als PC-Liebhaber. Doch eigentlich braucht es keine fünf Minuten, bis man alles in Fortnite verstanden hat. Keine unnötigen Fahrzeuge oder Reittiere, dafür ein buntes Waffenarsenal und sowie das vielleicht wichtigste Feature: Bauelemente!
Das Zimmern von Wänden, Brücken, Türmen und Co. ist die großartige Sache bei Epic Games' beliebtem Shooter. Dort trennt sich die Spreu vom Weizen, dort zeigt sich wer die Spielmechanik verstanden hat und wer den nötigen Skill hat, um am Ende den epischen Sieg zu feiern. "Easy to learn, hard to master". Das sind seit jeher die Eigenschaften, die mich bei einem Spiel im Multiplayer begeistern.
Und das macht Fortnite sehr gut. Alleine dadurch, dass jeder dieses Spiel anzocken kann und es sofort begreift, ist die Einstiegsbarriere relativ gering. Dennoch wird man einen guten Fortnite-Spieler immer sofort erkennen. Ich bin jedenfalls keiner und dennoch feiere ich das Spiel. Spielspaß sollte immer das wichtigste sein und da ist ein vor allem zu Beginn undurchsichtiges Crafting-System wie bei Realm Royale nicht sehr einsteigerfreundlich.
Zudem haben die Entwickler bewiesen, wie sehr sie sich um das Spiel kümmern: Regelmäßige Updates, neuen Aufgabensysteme und nicht zuletzt die eSports-Offensive zeigen, dass Epic Games weiß, was zu tun ist. Brauch ich dann wirklich noch einen weiteren Comic-Shooter, der mehr WoW als Action-Fight ist? Wenn Antoine Griezmann demnächst einen RR-Tanz nach dem Tor hinlegt, lass ich vielleicht mit mir reden. Aber bis dahin: Fortnite rockt schon genug, was will ich denn mehr?
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