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TimKalation: EA & die FIFA-Community

TimKalation schreibt in seiner neusten Kolumne über EA, die FIFA-21-Community und warum beide Seiten von einer besseren Kommunikation profitieren könnten.
Für TimKalation befinden wir uns gerade in der heißesten Phase des FIFA-Kalenders
Für TimKalation befinden wir uns gerade in der heißesten Phase des FIFA-Kalenders
© TimKalation / EA Sports / SPORT1
TimKalation schreibt in seiner neusten Kolumne über EA, die FIFA-21-Community und warum beide Seiten von einer besseren Kommunikation profitieren könnten.

Publisher, Spieleentwickler. Und die Spieler. Zwei Parteien, schwere Herausforderungen auf der einen und Erwartungen auf der anderen Seite.

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Beide sind voneinander abhängig und gemeinsam in der Lage wunderbar zu harmonieren. Der Publisher bringt ein Spiel heraus, das begeistert und qualitativ abliefert. Die Spieler haben vielleicht schon während der Entwicklung Ratschläge gegeben, und honorieren das fertige Spiel durch einen Kauf. Macher und Käufer profitieren; Geld wird verdient und Spaß erlebt.

Bei Spielen, die dauerhaft laufen und fortwährend erweitert und gepflegt werden; beispielsweise bei Dauerbrennern wie League of Legends, DOTA 2, CS:GO oder auch Fortnite, wird ununterbrochen sowohl am Content als auch an Feinheiten gearbeitet.

Die Community rückt stets in den Mittelpunkt, Feedback dauerhaft analysiert und das Spiel stetig unter die Lupe genommen. inklusive der Auswirkung von vorangegangen Änderungen. Das Ziel: perfektes Balancing mit Spielspaß verbinden. Oder anders gesagt: Balancing als Basis für Spielspaß.

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Und dann ist da noch FIFA

Was hat dies nun mit FIFA zu tun? Auch bei FIFA analysieren die Entwickler das Spiel und erhalten Feedback aus der Community. Trotzdem ist die Fußballsimulation im Vergleich zu anderen Spielen ein informatives schwarzes Loch voller Mysterien.

Ich greife League of Legends als Beispiel auf. Dort wird eine Änderung so beschrieben:

SPRUNGREICHWEITE GEGEN BEWEGUNGSUNFÄHIGE GEGNER 800/850/900/950/1000 (Stufe 1/4/8/12/16) ⇒ 650/725/800/875/950 (Stufe 1/4/8/12/16)

oder so:

+10 % verursachter Schaden, -10 % erlittener Schaden und +10 % Heilung ⇒ +10 % verursachter Schaden, -15 % erlittener Schaden und +10 % Heilung

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Informationen auf den Punkt. Exakte Werte, exakte Angaben. Davon gibt es hunderte, tausende Beispiele.

Bei FIFA ist es dann so:

Wir haben die Ausgangsgeschwindigkeit nach einem erfolgreich durchgeführten Übersteiger (oder mehreren Übersteigern) in der Bewegung verringert.

oder so:

Das kontextbezogene Agile Dribbling hält nun etwas größeren Abstand zum Gegenspieler, um die Manövrierbarkeit zu erhöhen.

Grundsätzlich weiß man was verändert wurde, aber was bedeutet "verringert" oder "etwas größeren" in diesem Fall genau? Angaben wie es vorher war, wie es nach der Änderung ist und welche genauen Auswirkungen es gibt muss der Spieler "fühlen". Auf das Thema "Fühlen" oder das "Gefühl" an sich werde ich später noch gesondert eingehen.

Ebenso ist es bei den Werten der Spieler. Bei League of Legends ist vollkommen klar was ein Champion kann, welche Statistiken dahinter liegen und wie Wechselwirkungen aussehen. Selbst im Nachkommabereich!!!

Nicht so bei FIFA!

Man kennt zwar die Werte eines jeden Spielers in Höhe von 1-99, wie beispielsweise bei Schusskraft oder Effet, aber außer, dass mehr besser als wenig ist, weiß man nichts.

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Viele Text um nichts

Der Wert "Effet" ist in der Überkategorie "Passen" inkludiert und bei Pro Clubs fand man in der Beschreibung zu Effet, dass dieser "gespielten Pässen besonderen Schnitt verleiht". Gut. Danke für die Info. Leider falsch; Entwickler erklären an anderer, eher inoffizieller, Stelle, dass sich Effet nur auf Schüsse auswirkt. Okay? Danke für die Info?

Wenn Informationen zu einem Spiel nicht nur ungenau erklärt, sondern sogar missverständlich kategorisiert und im Spiel selbst falsch beschrieben werden, fördert dies nicht das Vertrauen in… in was eigentlich? Die Fähigkeiten der Entwickler? Den Willen transparent zu sein? Das Wissen um das eigene Spiel?

Es lässt mindestens ein ungutes Gefühl zurück und öffnet das Tor ins Reich der Spekulationen und Vermutungen.

Dazu kommt das seit Jahren vorhandene Dauerthema "Server". Schlechte Server als Synonym für die Probleme mit der Online-Verbindung die nahezu jeden FIFA-Spieler heimsuchen; Delay zwischen Eingaben am Controller und Ausführung auf dem Platz, stockende Verbindungen, verlorene Frames etc. - ein Spielspaßdämpfer höchster Güte und Öl in das Feuer der Spekulationen und Vermutungen.

Was für Vermutungen?

FIFA ist sehr abhängig von einer flüssigen Verbindung. Die Auswirkungen einer schlechten ist direkt auf dem Platz spürbar: die Spieler bewegen sich wie ein LKW im Treibsand der Wüste Gobi, vollführen unnatürliche Bewegungen, Animationsfehler mit Clipping treten auf, wodurch Bälle durch Gliedmaßen rutschen und insgesamt wirkt alles langsam und träge.

In dieser Kombination ist ein gutes Spiel kaum möglich, Nervosität und Frust gesellen sich dazu und am Ende steht eine Niederlage in der 93. Minute zu Buche. "EA wollte nicht, dass ich gewinne! Ich fühle das doch!" 

Dann Patchnotes die Änderungen am Spiel versprechen.

Die finden zumeist auch so statt; dann spielt man auf "den schlechten Servern", es fühlt sich mal wieder alles anders an und schon wurden "heimliche Änderungen durchgeführt", die angeblich in den Patchnotes verschwiegen wurden. Den sachlichen Blick auf das Gesamte verhindert häufig die Emotion und der Frust. Verständlich.

Wenig förderlich ist da, dass in den deutschen Patchnotes größere Teile der Änderungen nicht auftauchen, die jedoch in der englischen Version enthalten sind. Wer also dem Englischen nicht mächtig ist oder davon ausgeht, dass auch im deutschen Text alle Änderungen enthalten sind, bleibt letztlich im Dunklen. Da ist es wieder: vermuten und fühlen.

Schlechtes Netz(?)!

Die Online-Verbindung. Die ausgemachte Ursache vieler Probleme. EA geht sie immer energischer an; neue Server-Standorte auf der ganzen Welt, Erklärungen wie Routing im Internet funktioniert, Ingame-Melder die den Status der Verbindung anzeigen und die Bereitstellung eines Tools, um die eigene Verbindung zu analysieren.

EA sind die Probleme also bewusst. Nur helfen die Bemühungen bislang nicht.

Die Konnektivitätsprobleme bestehen unverändert - seit Jahren.

Wenn die Ingame-Anzeigen suggerieren, dass alles in Ordnung ist, man aber mal wieder in der Wüste Gobi LKW fährt, ist das schlecht.

Auch wenn das jüngst zur Verfügung gestellte Tool für Verbindungstests traumhafte Werte bescheinigt, der LKW aber teilweise sogar gar keine Reifen mehr zu haben scheint, ist das schlecht.

Schlecht, weil die Maßnahmen nicht helfen und schlimmer noch: die Art der Maßnahmen und ihre Wirkungslosigkeit belegen, dass EA offenbar im Dunklen tappt was die Ursache der Probleme ist.

Aber all dies könnte man gemeinsam angehen!

Gemeinsam, nicht gegeneinander

Entwickler und Spieler, die Hand in Hand daran arbeiten die Probleme zu beseitigen. Dafür bedarf es aber einiger Grundvoraussetzungen. Eine ist Transparenz. Und die, wie beschrieben, gibt es nur sehr begrenzt. Eine andere ist Kommunikation. Diese gibt es ebenfalls - begrenzt.

Es mag eine strategische Entscheidung des EA-Managements sein, in der aktuellen Form mit uns zu kommunizieren. Aus meiner Sicht ist diese aber falsch. Gaming-Communities tragen vieles mit und verzeihen, so hart und unsachlich sie manchmal sein können, einiges. Aber dafür muss es einen Umgang auf Augenhöhe geben. Ein Geben und Nehmen.

Eine gewisse Partnerschaft. Dieses Gefühl schafft EA nicht zu erzeugen. Und steht sich damit selbst im Weg.

All diese Unzulänglichkeiten, Kommunikationslücken und Intransparenz erzeugen nicht nur Frust, sondern zwingen die Community dazu selbst Antworten zu finden. Und diese Antworten sind naturgemäß emotionalisiert und befeuern Mythen, Misstrauen und toxisches Verhalten untereinander.

Hier ist EA in der Pflicht ihre Strategie im Umgang mit dem Spiel und der Community zu ändern. Gebt uns Fakten, klare Erklärungen, Hintergründe, greift Mythen auf, kontert mit Sachlichkeit.

Das ist es was hilft.

Ein Multimillionen-Deal mit David Beckham hilft nicht. So unabhängig er von den "Servern" auch sein mag, fördert das bei der Core-Community vor allem Unverständnis.

Und Misstrauen.

Euer Tim