Dominik Kahun schüttelte ungläubig den Kopf.
Bittere Pleite für Deutschland
Kurz vor Schluss hatte der Hoffnungsträger den Puck an den Pfosten geschossen, praktisch im Gegenzug trafen die Amerikaner ins leere Tor - und besiegelten die bittere 0:2 (0:0, 0:1, 0:1)-Niederlage der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft. Der Druck auf das DEB-Team steigt, die Nerven flattern, der Traum von der ersten WM-Medaille seit 68 Jahren droht zu platzen.
Denn der Vorrundenabschluss am Dienstag (Eishockey WM 2021, Gruppe B: Deutschland - Lettland, Dienstag ab 19.15 Uhr LIVE auf SPORT1 im Free-TV und Livestream) gegen Gastgeber Lettland ist zum Endspiel um das Viertelfinale geworden: Es geht um alles oder nichts - wie schon einmal in Riga.
"Es hat der letzte Wille, der letzte Zug zum Tor gefehlt", sagte Kapitän Moritz Müller im Gespräch mit SPORT1. "Aber wir haben gar keine Zeit, um in Emotionen hängen zu bleiben. Wir krönen das Ganze morgen." Weil erstmals Zuschauer zugelassen sind, erwartet der Verteidiger eine "Schlacht" - und verwies auf das entscheidende 3:2 in der Qualifikation für Olympia 2018 an selber Stelle: "Wir haben schon einmal gewonnen und werden es wieder machen."
Kahun wirkte verzweifelt
Doch die Enttäuschung nach der dritten Pleite in Folge war nicht zu übersehen. NHL-Stürmer Kahun, der nach dem Playoff-Aus mit Edmonton nachgereist war, wirkte in der hektischen Schlussphase gegen die USA genauso verzweifelt wie seine Mitspieler. "Wir haben sehr gut gespielt. Ich glaube, dass wir uns noch einmal gesteigert haben", meinte der Berliner Marcel Noebels im SPORT1-Interview.
33:15 Torschüsse, deutlich mehr Spielanteile - das Team von Bundestrainer Toni Söderholm zeigte sich gegen den zweimaligen Weltmeister deutlich verbessert und war nah dran an einem vorentscheidenden Sieg. Doch die Scheibe wollte nicht über die Linie. "Wir müssen noch mehr den Puck ins Tor zwingen", forderte Müller.
Der neue Eishockey-Podcast "Eiskalt auf den Punkt" ist ab sofort auf podcast.sport1.de, in der SPORT1 App sowie auf den gängigen Streaming-Plattformen Spotify, Apple Podcasts, Google Podcast, Amazon Music, Deezer und Podigee abrufbar.
Dem pflichtete auch Noebels bei: "Wir standen zu oft zu wenig vor dem Tor. Wir hatten viele Schüsse, aber leider Schüsse, die uns nicht die zweite oder dritte Chance gegeben haben. Wir haben vieles richtig gemacht, viele Zweikämpfe gewonnen, nur leider kein Tor geschossen."
Gegen die punktgleichen Letten sind beim Showdown mehr denn je starke Nerven gefragt. Auch weil pünktlich zum wichtigsten Spiel der Gastgeber maximal 2660 Besucher erlaubt sind. "Die Jungs freuen sich drauf", sagte Söderholm, der durch die lettischen Fans auf den Rängen keinen Nachteil sieht: "Es ist egal, ob die Zuschauer von hier sind oder vom Mond kommen."
Deutschland bleibt Tor verwehrt
Am Mittag hatte Kahun nach sechs Tagen Corona-Quarantäne grünes Licht für seinen ersten WM-Einsatz in Riga erhalten, auch der letzte PCR-Test war negativ. Der 25-Jährige brachte "Tempo und Energie" (Söderholm) ins Spiel, "er hat uns definitiv geholfen". Der Silbermedaillengewinner von Pyeongchang brauchte ein wenig Zeit, um die Abstimmung mit den Mannheimern Matthias Plachta und Markus Eisenschmid zu finden. "Das Timing ist ein bisschen anders", gab er bei SPORT1 zu, "aber da komme ich rein."
Ein Tor blieb ihm verwehrt - ebenso wie dem starken Rückkehrer Lukas Reichel.
Der 19-Jährige, der nach einem Check gegen den Kopf ein Spiel hatte aussetzen müssen, kehrte in die Berliner Reihe mit seinen Klubkollegen Marcel Noebels und Leo Pföderl zurück und knüpfte nahtlos an seine starken Leistungen der ersten Spiele an. Der Jungstar war mit hoher Geschwindigkeit und technischer Finesse einer der auffälligsten Spieler, doch auch er hatte Pech im Abschluss.
Sein WM-Debüt gab derweil der Wolfsburger Dominik Bittner in der Verteidigung, auf die Tribüne mussten die Stürmer Frederik Tiffels, Andreas Eder und Daniel Fischbuch. Eine Pause vor dem Vorrundenfinale gegen Lettland bekam der Berliner Torhüter Mathias Niederberger, für ihn rückte der Mannheimer Felix Brückmann zwischen die Pfosten.
Spiel soll Selbstvertrauen geben
"Das Spiel heute hat gezeigt, was die Mannschaft kann", sagte Söderholm, "auch wenn es schmerzhaft ist, sie kann Selbstvertrauen mitnehmen." Allerdings: Die Belohnung für eine starke Leistung gegen die bisher konstanteste Mannschaft der Gruppe B gab es nicht, Jason Robertson (39.) und schließlich Colin Blackwell (60.) besiegelten die 29. Niederlage im 45. WM-Duell.
"Es war eine sehr, sehr starke Leistung", meinte der Bundestrainer, "leider haben die Jungs am Ende nicht gekriegt, was sie verdient hätten."
Alles zur Eishockey-WM 2021 bei SPORT1:
-----
Mit Sport-Informations-Dienst (SID)