Nach dem besten WM-Start seit 89 Jahren hat die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft dank Leon Draisaitl das Viertelfinale ganz dicht vor Augen.
Drama-Sieg macht selbstbewusst
Das Team um den NHL-Star setzte sich im Nervenspiel gegen den Gastgeber Slowakei mit 3:2 (0:0, 1:2, 2:0) durch und baute nach dem vierten Sieg in Folge die Tabellenführung in der Gruppe A aus.
Die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) ist nur noch theoretisch von einem der ersten vier Plätze zu verdrängen, die zur Teilnahme an der K.o.-Runde berechtigen. 1930 war zuletzt eine deutsche Mannschaft mit vier Erfolgen in eine WM gestartet - am Ende wurde sie Vizeweltmeister. (DATENCENTER: Der Spielplan der Eishockey-WM 2019)
Draisaitl stellt Team in den Vordergrund
"Ich habe in dem ganzen Spiel nichts wirklich Gutes hinbekommen. Da habe ich gedacht: Eine gute Aktion muss ich noch zustande bringen", sagte Draisaitl zum Siegtor: "Das waren vier überragende Mannschaftsleistungen."
Bei SPORT1 resümierte er: "Es war nicht das schönste Spiel von uns, aber effektiv. Die drei Punkte nehmen wir gerne mit."
Yannic Seidenberg warnte: "Vier Siege sind schön, aber das Turnier ist noch nicht zu Ende. Nur an einem Sahnetag können wir auch die Großen schlagen."
Eisenschmid und Draisaitl drehen Partie
Vor 7440 fanatischen Zuschauern in der Steel Arena in Kosice erzielten der US-Collegespieler Marc Michaelis (24.), der Mannheimer Markus Eisenschmid (59.) und Draisaitl 27 Sekunden vor Schluss die Tore für das Team von Bundestrainer Toni Söderholm, das auf den angeschlagenen NHL-Torwart Philipp Grubauer verzichten musste. Im letzten Drittel schied außerdem Verteidiger Moritz Seider verletzt aus.
"Den Ausgleich zu schießen, war super. Das ganze Stadion war sehr laut - und als das Tor gefallen ist, war es auf einmal leise. Als der Siegtreffer gefallen ist, hat man keinen Mucks mehr gehört. Das war unglaublich", freute sich Eisenschmid bei SPORT1. Der Angreifer bekam nach der Partie von Goalie Matthias Niederberger die Glocke überreicht. Diese erhält immer der Spieler, der aus Sicht des Torhüters die beste Leistung erbracht hat.
Für die Slowaken, die die deutsche Mannschaft nicht mehr einholen können, trafen Andrej Sekera (29.) und Libor Hudacek (30.). Die letzten Gegner in der Vorrunde sind am Samstag (16.15 Uhr) Kanada, am Sonntag (16.15 Uhr) die USA und am Dienstag (12.15 Uhr/alle LIVE im TV auf SPORT1) Finnland.
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Grubauer muss verletzt passen
Grubauer, der nach seinem Playoff-Aus mit der Colorado Avalanche am Sonntag eingeflogen war, musste wegen muskulärer Probleme pausieren. Der Stanley-Cup-Sieger des Vorjahres war beim 4:1 gegen Frankreich nach 30 Minuten angeschlagen ausgewechselt worden. Wann er wieder zur Verfügung steht, ist noch unklar.
Zwischen den Pfosten stand wieder der Düsseldorfer Mathias Niederberger, der bei den Siegen gegen Großbritannien (3:1) und Dänemark (2:1) überzeugt hatte. Auch der Iserlohner Lean Bergmann kehrte nach einem Spiel Pause ins Team zurück. In der Verteidigung ersetzte der Straubinger Benedikt Schopper den Mannheimer Denis Reul. (SERVICE: Die besten Spieler der Eishockey-WM)
"Ein super Start, eine super Ausgangslage, jetzt geht's richtig los", hatte Olympia-Held Patrick Hager nach dem perfekten WM-Auftakt mit neun Punkten aus den ersten drei Spielen gesagt. Mit dem ersten Bully schnellte der Lärmpegel nach oben, die Zuschauer in der WM-Arena peitschten ihr Team nach vorne. Niederberger bekam gleich viel Arbeit.
Slowakei über weite Strecken überlegen
Die mit sechs NHL-Spielern Slowaken machten einen frischeren Eindruck. Sie hatten vor dem wegweisenden Spiel einen Tag Pause gehabt, während die deutsche Mannschaft schon 22 Stunden nach dem Sieg gegen Frankreich wieder aufs Eis musste.
Dass es nach dem ersten Drittel nach 3:12 Torschüssen noch 0:0 stand, hatte das Söderholm-Team vor allem seinem Torwart zu verdanken. Draisaitl und Co. kamen in der Offensive zunächst gar nicht zum Zug.
"Wir waren teilweise nicht die bessere Mannschaft auf dem Eis, die Slowaken haben es uns sehr schwer gemacht. Man kann die Jungs nur loben, dass sie so stark zurückgekommen sind", resümierte Söderholm bei SPORT1.
Zu Beginn des Mittelabschnitts hatte Niederberger bei einem Pfostenschuss von David Buc Glück (24.). Nur Sekunden später traf Michaelis nach mustergültiger Vorarbeit des Mannheimers Markus Eisenschmid - mit dem erst vierten deutschen Torschuss.
Die Gastgeber antworteten mit wütenden Angriffen und einem weiteren Pfostenschuss durch Richard Panik (28.). Mit einem Doppelpack innerhalb von 85 Sekunden drehte der Weltmeister von 2002 das Spiel, als gleich zwei deutsche Spieler auf der Strafbank saßen.