Überraschung im deutschen Basketball.
Bamberg schenkt Euroleague ab
Brose Bamberg hat auf einer Pressekonferenz bekannt gegeben, in den kommenden fünf Jahren in der Champions League anzutreten. Damit verzichten die Franken freiwillig auf eine mögliche Teilnahme an der EuroLeague bzw. am Eurocup.
"Für uns ist wichtig, Planungssicherheit für die kommenden Jahre zu haben", sagte Geschäftsführer Rolf Beyer. "Die haben wir durch die langfristige Partnerschaft mit dem FIBA-Wettbewerb erhalten."
Teilnahme an EuroLeague ausgeschlossen
Die Champions League wird anders als EuroLeague und Eurocup von der FIBA und nicht von der ULEB ausgetragen.
Sollte sich Bamberg im betreffenden Zeitraum als deutscher Meister für die Königsklasse EuroLeague qualifizieren, käme eine Teilnahme für den Klub nicht infrage. Das bestätigte Mediendirektor Thorsten Vogt dem SID auf Anfrage.
Etat-Kürzungen in Bamberg
Als weiteres Argument führt der neunmalige Deutsche Meister an, in der Zukunft seiner Abstellungsverpflichtung nachkommen zu können. Während der Nationalmannschafts-Zeitfenster wird in der BCL, ebenso wie in der BBL, nicht gespielt. Finanzielle Gründe dürften allerdings eine deutlich wichtigere Rolle spielen.
Denn mit dem Verzicht auf Euroleague und Eurocup geht eine gewaltige Etat-Kürzung von bis zu zehn Millionen Euro einher, somit stehen in "Freak City" die Zeichen auf Neuaufbau. Mit den europäischen Topklubs will oder kann man offenbar nicht länger konkurrieren.
Teure Stars wie Daniel Hackett, Nikolaos Zisis oder Nicolo Melli dürften in Zukunft außer Reichweite sein. Ein neuer Coach soll bis Ende der Woche bekanntgegeben werden.
Kapitulation vor FC Bayern?
Letztendlich ist der Schritt auch eine Kapitulation vor dem Rivalen FC Bayern München, trotz aller Bekundungen man wolle die Münchner weiterhin angreifen. Schon häufiger gab es aus Bamberg Stimmen, man fürchte eine Dominanz wie im Fußball. Eine Dominanz, die Bamberg in den vergangenen zehn Jahren im deutschen Basketball selbst ausübte.
Der FC Bayern ist als Meister für die Euroleague qualifiziert, hat aber für 2019/20 und 2020/21 eine Wildcard und gute Beziehungen zur Königsklasse. Insofern sah man in Bamberg wohl mittelfristig kaum eine Chance, sich sportlich zu qualifizieren. Entsprechend macht man aus der Not eine Tugend und wechselt zum Aushängeschild des Weltverbandes.
Bei den Verantwortlichen der Champions League war die Freude über die Entscheidung der Franken groß. "Wir freuen uns, Brose Bamberg in der Basketball Champions League Familie begrüßen zu dürfen", so der Vorstandsvorsitzende Patrick Comninos.
BLC soll "Elite-Wettbewerb" werden
"Der beste deutsche Verein der letzten 15 Jahre und einer der Top-Vereine in Europa hat sich langfristig für die Basketball Champions League verpflichtet", zeigte sich Comninos begeistert.
Trotz der Vereinbarung mit der FIBA muss sich Bamberg sportlich qualifizieren. "Basierend auf erfüllbaren sportlichen Qualifikationskriterien", sind die Bamberger dabei. Die Zusage der Franken wird bei den Verantwortlichen der Champions League als positives Zeichen gewertet: "Dies ist eine Bestätigung dafür, dass sich die BCL schnell zu einem Elite-Wettbewerb entwickelt."
Und auch die Franken selbst interpretieren ihre Entscheidung in diese Richtung. Auf der Pressekonferenz sagte Geschäftsführer Beyer, dass in den kommenden Jahren "weitere große Klubs der Champions League beitreten werden." Demnach kennt Beyer die Namen diverser Teams, die 2019 in die BCL wechseln. Spekuliert wird beispielsweise über den griechischen Topklub Panathinaikos Athen.
Zumindest kurzfristig wird sich an der Vormachtstellung der Euroleague aber wohl nichts ändern.