Sachbeschädigung, Landfriedensbruch und gefährliche Körperverletzung.
"Mit aller Härte" gegen die Randalierer
Der 11. Spieltag der Top16-Runde in der Turkish Airlines Euroleague geht als schwarzer Donnerstag in die Geschichte von ALBA Berlin ein.
Und das, obwohl ALBA seine Chance aufs Viertelfinale mit einem 75:68 (38:26)-Sieg gegen Galatasaray Istanbul wahrte.
Doch bereits vor Spielbeginn hatten 30 Anhänger des türkischen Klubs den ALBA-Block gestürmt und sich mit den Berliner Fans eine Prügelei geliefert.
"Die Gründe für die Ausschreitungen sind nach wie vor unklar", erklärte Polizeisprecherin Valeska Jakubowski auf Nachfrage von SPORT1.
Am Freitagabend veröffentlichte die o2 World eine Bilanz: "Etwa 70 Prozent der Bestuhlung im Block der Galatasaray-Fans wurde mutwillig zerstört und führte zu einem Sachschaden von ca. 35.000
Euro."
ALBA-Fan ambulant behandelt
Die Polizei hat Ermittlungen wegen Landfriedensbruchs und in einem Fall wegen gefährlicher Körperverletzung aufgenommen.
Ein ALBA-Fan wurde am Kopf und Oberkörper verletzt und musste ambulant im Krankenhaus behandelt werden. Ein Augenzeuge gab bei der Polizei an, dass ein Schuss aus der Schreckschusspistole abgefeuert wurde. Dafür hatte die Polizei aber keine Hinweise.
"Die Situation vor und während dem Spiel wurde nicht unterschätzt. Es waren genug Polizeikräfte vor Ort, und als es zur Auseinandersetzung kam, wurden weitere Kräfte zusätzlich nachgezogen", rechtfertigte Jakubowski das Sicherheitskonzept der Beamten.
Wieder Krawalle mit Galatasaray-Anhänger
Mit der Verstärkung wurden diese Herr der Lage. Mehr Präsenz oder eine härtere Gangart sind nach Aussagen der Berliner Polizei in Zukunft aber nicht geplant.
"Man kann nicht pauschal vorhersehen, wie solche Sportveranstaltungen laufen. Dies muss in jedem Fall einzeln bewertet werden", sagte Jakubowski.
Dabei waren die Anhänger von Galatasaray Istanbul bereits vor ihrer Reise nach Berlin wiederholt für Ausschreitungen verantwortlich.
In der vergangenen Euroleague-Saison randalierten sie im Münchner Audi Dome und richteten erheblichen Sachschaden an. Im Dezember 2014 kam es vor dem Spiel gegen Roter Stern Belgrad in Istanbul zu einer tödlichen Messerattacke auf einen Anhänger Roter Sterns.
ALBA juristisch mit aller Härte
In Berlin wiederum holten manche Spieler und Betreuer ihre Kinder oder Verwandte von den Zuschauerrängen aufs Parkett. ALBA-Profi Reggie Redding brachte zum Beispiel das Kind des verletzten Mitspielers Cliff Hammonds persönlich in Sicherheit.
"Ich habe die fliegenden Stühle gesehen. Das geht gar nicht, wenn Familie und Kinder verletzt werden", sagte ALBA-Kapitän Alex King der Bild.
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller schaute von der Tribüne aus mit Sorge auf das Geschehen. "Es herrschte große Bestürzung und auch Sorge, wie sich das Ganze weiter entwickeln würde", berichtete Alba-Sprecher Justus Strauven: "Gegen die Aggressoren werden wir mit aller Härte juristisch vorgehen."
"Keine direkten Anzeichen" beim Einlass
Auch Michael Hapka, Geschäftsführer der o2 World, zog eine ernüchternde Bilanz: "Bereits jetzt können wir nach einer ersten Begutachtung schwere Schäden, wie etwa an der Bestuhlung im Gästeblock feststellen, die durch mutwillige Zerstörungen verursacht wurden."
Einen Hinweis auf die explosive Stimmung innerhalb der türkischen Fan-Gruppe gab es offebar nicht.
"Vor dem Spiel gab es eine Analyse in enger Abstimmung mit der Polizei, und entsprechend wurde das Personal für den Abend disponiert", erklärte Hapke. "Auch beim Einlass in die Arena gab es keine direkten Anzeichen für die später gesehenen Ausschreitungen."
"Selbstverständlich wird es eine Nachbetrachtung der Partie geben", sagte Jakubowski.
"In 40 Jahren Basketball nicht erlebt"
ALBA-Geschäftsführer Marco Baldi war nach dem Spiel sichtlich geschockt.
"Geschehnisse dieser Art habe ich in 40 Jahren im deutschen Basketball nicht erlebt. Das hat generell im Sport und erst recht in unserer Arena überhaupt nichts zu suchen, wir verurteilen das auf das Allerschärfste", so der ALBA-Boss.
Allerdings ist auch eine Strafe gegen ALBA nicht ausgeschlossen. Dies müsse das unabhängige Disziplinargericht kären, so Euroleague-Sprecher Diego Fernandez.
Ein Disziplinarverfahren hat die Euroleague inzwischen eingeleitet, dabei dürfte es Galatasaray weit härter treffen. Für Sicherheitsversäumnisse rund um die Partie gegen Roter Stern im Dezember musste der türkische Vertreter drei Heimspiele unter Ausschluss der Öffentlichkeit spielen und 100.000 Euro Geldstrafe zahlen.
Duell mit der Türkei bei der EM
Was bedeutet der Vorfall für die Basketball-EM im Sommer 2015 und das Duell der deutschen Nationalmannschaft gegen die Türkei?
Christoph Büker, Pressesprecher des Deutschen Basketball Bundes, ist sich der besonderen Situation beim 3. Gruppenspiel (8. September) bewusst.
"Der gestrige Vorfall wird bei unseren weiteren Planungen mit Sicherheit eine Rolle spielen", erklärte Büker auf Nachfrage von SPORT1 und erklärte das Vorgehen im Vorfeld der EM.
"Das Sicherheitskonzept wird von der Arena selbst, vom DBB und seinem Sicherheitsbeauftragten sowie von der FIBA Europe erstellt und beaufsichtigt."
Angst vor einer ähnliches Eskalation wie in der O2-World hat Büker aber nicht: "Das Spiel gegen die Türken findet in unseren Planungen natürlich eine besondere Berücksichtigung. Trotzdem wird niemand in Panik verfallen."
Für Wiederholungstäter Galatasaray Istanbul dürfte der Vorfall eine empfindliche Strafe nach sich ziehen, die Euroleague hat ihre Ermittlungen unlängst aufgenommen.
Bereits in der vergangenen Euroleague-Saison randalierten die Gala-Fans im Münchner Audi Dome und richteten erheblichen Sachschaden an.
Im Dezember 2014 kam es vor dem Spiel gegen Roter Stern Belgrad in Istanbul zu einer tödlichen Messerattacke auf einen Anhänger Roter Sterns.
Für die Sicherheitsversäumnisse rund um die Partie am 6. Spieltag der Gruppenphase musste der türkische Vertreter drei Heimspiele unter Ausschluss der Öffentlichkeit spielen und 100.000 Euro Geldstrafe zahlen.