Von Marieke Reimann
Locker Geschichte schreiben
Vergessen hat ALBA Berlin die Krawalle beim Spiel gegen Galatasaray nicht - aber verarbeitet.
"Nach den Ausschreitungen beim letzten Spiel, wollten wir heute richtig heiß rauskommen und diesem Unsinn eine Antwort auf dem Feld geben", sagte Defensiv-Spezialist Akeem Vargas zu SPORT1.
Wenige Minuten zuvor hatten die Berliner Roter Stern Belgrad mit 73:68 niedergerungen - und damit die Chance auf das Erreichen des Euroleague-Viertelfinals gewahrt.
ALBA schafft schon jetzt Historisches
Mit dem sechsten Sieg in der Top16 der Königsklasse sahen 10.867 Zuschauer in der Arena am Ostbahnhof Historisches: Bislang stand noch keine andere deutsche Mannschaft so kurz davor, unter die besten acht Mannschaften Europas einzuziehen.
Trotz des überragenden serbischen Centers Boban Marjanovic (27 Punkte/10 Rebounds), mit 2,21 Metern der größte Spieler der Euroleague, gelang es den Belgradern nicht, den Vorsprung aus dem Hinspiel-Heimsieg aufs Berliner Parkett zu bringen.
Randale: U-Bahnen fallen aus
Nach den Ausschreitungen einiger türkischer Anhänger beim vergangenen Heimspiel war ALBA durchaus mit Sorge in das Spiel gegen Belgrad gegangen - auch deren Fans gelten als heißblütig und nicht gerade zurückhaltend.
Zwar kam es zu Störungen in Berlin, als U-Bahnen durch randalierende serbische Fans ausfielen, in der Halle allerdings blieb es friedlich. Der Verein hatte zusammen mit den Verantwortlichen der Arena und der Polizei nach den Ausschreitungen letzte Woche das Sicherheitskonzept überarbeitet. Gegen Belgrad waren wesentlich mehr Security-Leute und Polizisten im Einsatz, sagte Pressesprecher Conrad Ziesch.
Fokus auf Diamantidis
Am Freitagabend steht wiederum Galatasaray im Fokus - dort spielt der ärgste Konkurrent. Der griechische Meister Panathinaikos Athen belegt vor den Berlinern den vierten Platz in der Gruppe E, der für ein Weiterkommen entscheidend ist. In der kommenden Woche treffen beide Teams aufeinander, es ist ein Endspiel um das Viertelfinale.
ALBA-Kapitän Alex King sagte SPORT1, wie der Sieg gelingen könnte: "Wir müssen auf den besten Point Guard Europas, Dimitrios Diamantidis, mit einer guten Rotation so Druck ausüben, dass er sich stets durch einen Verteidiger bedrängt fühlt. Wenn wir es schaffen, ihn aus dem Spiel zu bringen, dann haben wir gute Chancen auf einen Sieg."
Die Berliner haben zwei Vorteile: "Wir können lockerer in das Spiel hineingehen als Athen, weil wir eh nie dachten, dass wir bis hierhin kommen", sagte King.
Verletzte Stars sind zurück
Zudem ist ALBA wieder komplett: Mit den wiedergenesenen Jonathan Tabu, Jamel McLean und Cliff Hammonds kehrt Stabilität in die Mannschaft zurück.
Trotzdem sieht sich das Team um Coach Sasa Obradovic momentan einer Dreier-Belastung ausgesetzt: Neben der Euroleague spielt ALBA im April als Titelverteidiger in Oldenburg um den Beko BBL Pokal und muss auch in der Beko BBL selbst Anschluss an Bamberg halten, um Chancen auf die deutsche Meisterschaft zu wahren.
Dafür müssen die Albatrosse auch am Samstag in Bonn zeigen, wie stark sie momentan sind: "Bonn ist kein Panathinaikos, aber sie spielen schon seit Jahren in der deutschen Liga. Die Spieler in der Mannschaft kennen uns und können sich deshalb gut auf uns vorbereiten", sagte Kapitän King.
Der gebührende Respekt der Gegner ist den Berlinern, Deutschlands bestem Team in Europa, jedenfalls sicher.