Der Saison droht das Aus, die Einnahmen tendieren gen Null wegen des ruhenden Betriebs, für einen Großteil der Klubs geht es bereits ums nackte Überleben - und nun belastet auch noch ein Spieler-Exodus.
Spieler-Flucht: BBL-Boss übt Kritik
Es sind schwierige Zeiten inmitten dieser Coronakrise, auch für die Basketball-Bundesliga (BBL). Deren Geschäftsführer Stefan Holz setzt dabei alle Hebel in Bewegung, um den Fortbestand der Liga zu gewährleisten - doch niemand vermag zu sagen, wie es weitergeht in der gegenwärtigen Situation, die "dramatisch bis existenziell" ist.
Ob in dieser Saison ein Spielbetrieb tatsächlich noch möglich ist? Für die "verschiedensten Szenarien bis in den Juni" wollen Holz und die Liga zumindest vorbereitet sein und sich mit den Klub-Vertretern deshalb am kommenden Mittwoch erneut beraten.
Die fast schon fluchtartige Abreise von US-amerikanischen Spielern in ihre Heimat, so ist im Gespräch mit SPORT1 zu spüren, sieht der BBL-Lenker dabei jedoch nicht als unbedingt hilfreich an.
BBL-Boss Holz kritisiert Klub-Verhalten
"Aus persönlicher Sicht verstehe ich die Situation der Spieler", so Holz, zumal die Vereinigten Staaten im Zuge der immer rasanter steigenden Neuinfektionen jenseits des Atlantiks schon bald einen (Wieder-)Einreisestopp verhängen dürften.
Und ja: Wenn die Spieler gehen, entlastet das die Klubs natürlich auch finanziell. Dennoch ist der BBL-Entscheider verärgert darüber, wie sich der personelle Ausverkauf vollzieht. "Wir hatten uns kürzlich schließlich einstimmig auf eine Beschlusslage geeinigt, die Saison wieder aufzunehmen", kritisiert er. Statt die Füße stillzuhalten, wurde vielmehr eigenmächtig agiert.
"Die Klubs haben nun", so Holz, "im Alleingang Fakten geschaffen." Fakten, die einen Wiedereinstieg der Liga deutlich schwerer machen. Vielleicht sogar unmöglich, auch wenn Holz betont: "Die Spieler dürfen gern wiederkommen."
Dass dem so ist, erscheint indes in vielen Fällen ausgeschlossen - die Mehrzahl der Verträge mit den abgewanderten Spielern wurden schließlich aufgelöst. So am Montag auch bei den Telekom Baskets Bonn mit Branden Frazier, Stephen Zimmerman, Geno Lawrence und Donald Sloan, während mit den übrigen Profis mehrheitlich Kurzarbeit vereinbart wurde, Chefcoach Will Voigt auf Abruf bereitsteht.
Großer Aderlass bei 46ers und Bamberg
Noch gewaltiger nimmt sich der Aderlass bei den Giessen 46ers aus, wo abgesehen von Brandon Thomas alle US-Amerikaner gegangen sind, sich als Spieler Nummer fünf und sechs nun noch Matt Tiby und Teyvon Myers verabschiedeten, um bei ihren Familien sein zu können.
RASTA Vechta verlor am Wochenende vier US-Profis, Brose Bamberg ließ fünf amerikanische Basketballer nach Hause fliegen. Zuvor hatte unter anderem bereits medi Bayreuth nahezu alle US-Akteure freigegeben, auch aus Göttingen und Braunschweig machten sich die ersten Amerikaner auf den Weg in die Heimat.
"Warum hat man sich mit den Spielern nicht auf unbezahlten Urlaub verständigt?", fragt Holz bei SPORT1 und gibt im Deutschlandfunk zu bedenken, "die Herren haben auch einen Arbeitsvertrag." Auch für sie gelte, dass die Saison wieder aufgenommen werden soll.
ALBAs Siva: Auch mental wohlfühlen
Trotzdem: Die Trennung von der Familie während der Coronakrise bei gleichzeitigem Quasi-Nichtstun infolge der eingefrorenen Saison belastet offenbar zu sehr - skurrilerweise unabhängig davon, dass die USA vom Coronavirus gegenwärtig noch heftiger getroffen werden als Deutschland.
"Ich realisiere, wie wichtig es ist, dass man sich nicht nur physisch, sondern auch MENTAL wohl fühlt", schrieb etwa ALBA Berlins US-Aufbauspieler Peyton Siva, der von den Hauptstädtern seine Ausreise freigestellt bekam.
Für die Profis aus den USA ergibt sich noch ein zusätzliches Dilemma. Mit der Auflösung ihrer Verträge erlischt auch die Krankenversicherung in Deutschland. Und in den USA sind nicht alle krankenversichert - in Corona-Zeiten ein Horrorszenario.
Meister Bayern bleibt gelassen
Auch deshalb bleiben die Verantwortlichen von Meister FC Bayern Basketball, bei dem mit Greg Monroe und T.J. Bray auch nur zwei US-Amerikaner unter Vertrag stehen, gelassen.
"Sie wissen, dass sie hier eine hervorragende medizinische Versorgung vorfinden", erklärt Medienchef Andreas Burkert auf SPORT1-Nachfrage.
Bei den EWE Baskets Oldenburg sind ebenso weiterhin alle Spieler vor Ort, wie Klubsprecher Roland Schekelinski der dpa bestätigte. Oldenburgs Geschäftsführer Hermann Schüller warnt ohnehin vor zu schnellen Entscheidungen. "Ich denke, wir sind noch ein Stück weit von einem Shutdown wie im Eishockey entfernt und sollten uns noch etwas Zeit geben."
Gleichwohl: Durch die reduzierten Kader nun deutlich weniger Gehälter zahlen zu müssen, ist nur eine Reaktion, um auf fehlende Einnahmen aus Ticketing und Sponsoring zu reagieren - ob es reicht, um die Basketball-Standorte damit am Leben zu erhalten, ist höchst fraglich. Und könnte bei der Liga-Zusammenkunft am Mittwoch konkreter werden.
Vechtas Niemeyer: "Wirklich sehr ernst"
"Die Situation ist wirklich sehr ernst", so Vechtas Klub-Boss Stefan Niemeyer bei der dpa. "Wir arbeiten weiter mit Hochdruck daran, den Basketball-Standort Bayreuth überlebensfähig zu halten", fügt Geschäftsführer Björn Albrecht an.
Die Not wirkt gewaltig und drängt auf schnelle Entscheidungen.