Carina Vogt weinte nach ihrem erneuten WM-Triumph Tränen der Freude, auch Bundestrainer Andreas Bauer schüttelte bei der Siegerehrung mit feuchten Augen ungläubig den Kopf.
WM-Coup: Vogt fliegt zu Gold
Mit einer furiosen Flugshow hat Titelverteidigerin Vogt im Schneetreiben von Lahti durchaus überraschend Gold gewonnen und ihrer schon jetzt unglaublichen Skisprung-Karriere die Krone aufgesetzt.
"Unglaublich, dass es wieder so ausgegangen ist. Ich habe diese Saison wieder keinen Weltcup gewonnen. Dass es jetzt erneut geklappt hat, macht mich schon ein wenig fassungslos", sagte Vogt, die nach Olympia 2014 und der WM 2015 auch beim dritten Großereignis in Folge Gold holte.
Nach dem ersten Durchgang hatte die Schwäbin noch auf dem dritten Rang gelegen.
Vogt erneut der Favoriten-Schreck
Vogt flog vor nur 500 Zuschauern auf 98,5 und 96,5 m und siegte mit 254,6 Punkten knapp vor den favorisierten Japanerinnen Yuki Ito (252,6) und Sara Takanashi (251,5). Überfliegerin Takanashi muss somit weiter auf den ersten Einzel-Titel ihrer Karriere warten.
"Mir kommt es vor wie bei der Geschichte vom Hasen und dem Igel. Im Weltcup gewinnen immer die anderen, aber wenn es darauf ankommt, ist Carina ganz vorne", sagte Bundestrainer Bauer. Vogt hat in ihrer Karriere erst zwei Weltcup-Springen gewonnen, das letzte vor zwei Jahren.
Für Deutschland ist es bereits die zweite Goldmedaille am Freitag, nachdem Johannes Rydzek zuvor in der Nordischen Kombination triumphiert hat. Hinter Rydzek holte zudem Eric Frenzel Silber, Björn Kircheisen gewann vor Fabian Rießle Bronze.
Vogt fühlt mit Takanashi
Takanashi, die mit 53 Siegen im Weltcup einen einsamen Rekord hält, wurde somit einmal mehr von ihrer deutschen Dauer-Rivalin geschlagen - und zudem auch von ihrer Teamkollegin.
"Ich fühle mit ihr und gönne ihr die Medaille", sagte Vogt, während die Asiatin ebenso wie die an die Schanze geeilte japanische Skisprung-Legende Noriaki Kasai mit traurigen Augen zuschaute.
"Es zeichnet Carina aus, dass sie bei Großereignissen absolut cool bleibt. Sie ist in einer sehr guten Form", hatte Bauer schon vor dem Wettkampf gesagt - und er behielt recht: "Es ist unglaublich, dass sie das schon wieder geschafft hat. Sie ist einfach auf den Punkt topfit. Sie hat auch extrem hart gearbeitet."
Starke deutsche Teamleistung
Über ein glänzendes WM-Ergebnis durfte sich auch Svenja Würth als Sechste freuen. Die 23-Jährige aus Baiersbronn hätte mit besseren Landungen sogar eine Medaille erreichen können. "Svenja hat noch mehr Potenzial, sie bricht die Sprünge noch zu früh ab", sagte Bauer.
Katharina Althaus, die zwei Wochen vor der WM in Ljubno ihren ersten Weltcupsieg gefeiert hatte, blieb dagegen als Achte etwas hinter den Erwartungen zurück.
Die erst 18 Jahre alte Gianina Ernst belegte den 25. Rang, Ramona Straub verpasste als 33. als einzige Starterin des DSV-Quintetts den zweiten Durchgang.
Gold-Favorit im Mixed-Wettbewerb
Schon am Sonntag kann Vogt ihr insgesamt viertes WM-Gold holen: Im Mixed-Wettbewerb, bei dem zwei Frauen und zwei Männer ein Team bilden, geht Deutschland als Titelverteidiger und Gold-Kandidat an den Start.
Das Format ist bislang nicht olympisch, Vogt und Co. trafen sich daher vor dem Wettkampf mit IOC-Präsident Thomas Bach, der versprach, sich des Themas anzunehmen.
Die erneute Flugshow von Vogt dürfte auch Bach überzeugt haben.