Als Laura Dahlmeier nach einem Rennen zum Vergessen ausgepumpt und enttäuscht über die Ziellinie trudelte, bejubelte Franziska Preuß längst den "genialsten Tag" ihres Lebens.
Preuß siegt - Debakel für Dahlmeier
"Es ist ein wahnsinnig geiles Gefühl, daheim im Wohnzimmer ganz oben zu stehen", sagte eine überglückliche Preuß nach dem ersten Weltcup-Sieg ihrer Karriere und genoss ergriffen die Ovationen von 24.000 begeisterten Fans in der Chiemgau Arena.
Dass es ausgerechnet zum Abschluss der Biathlon-Festspiele in Ruhpolding "endlich geklappt hat", fügte die 24-Jährige strahlend an, "ist so cool. Ich bin so stolz."
Massenstart liegt Preuß
Zweimal hatte die Bayerin in ihrer Laufbahn zuvor den zweiten Platz belegt, zweimal war ihr das im Massenstart geglückt. "Der Wettkampf liegt mir, es macht mir Spaß", sagte Preuß - die sich in diesem schönen Moment auch an schwere Zeiten erinnerte: "Nach den Erfahrungen in den vergangenen Jahren weiß man so etwas umso mehr zu schätzen."
Immer wieder war Preuß, die in Staffelrennen häufig zum Pechvogel avanciert war, in der Vergangenheit durch Erkrankungen zurückgeworfen worden. Auch aufgrund ihrer besonderen Vorgeschichte sangen die Fans voller Inbrunst: "Oh, wie ist das schön!" Im Team des Deutschen Skiverbandes (DSV) gönnte ohnehin jeder Preuß den Erfolg.
"Es ist geil, dass sie es durchgezogen hat. Ich bin so stolz, dass sie das Ding so gerockt hat", sagte Denise Herrmann. Disziplin-Trainer Florian Steirer meinte, "dass es dafür nur ein Wort gibt: geil!"
Den Grundstein für den Erfolg legte Preuß am Schießstand, wo sie "einfach das Hirn ausgeschaltet" und alle 20 Scheiben abgeräumt hatte. Zudem hatte sie "im Laufen alles gegeben" - die finale Attacke der zweitplatzierten Norwegerin Ingrid Landmark Tandrevold parierte sie auf der Zielgeraden mit Bravour.
Dahlmeier erlebt Debakel
Alles andere als bravourös war die Leistung von Dahlmeier, die das Rennen nach sechs Schießfehlern als 30. und Letzte beendete. Während Preuß bei der Siegerehrung gefeiert wurde, lief sich Dahlmeier bereits zur Regeneration den Frust von der Seele.
Am Samstag hatte Dahlmeier, im Sprint am Donnerstag noch Neunte ("Habe mich selten so brutal quälen müssen"), mit der Staffel noch Rang drei hinter Frankreich und Norwegen erreicht - und war danach zufrieden gewesen.
"Es ist von Anfang an flüssiger gegangen. Zum Schluss haben vielleicht noch zwei, drei Körner gefehlt, aber ich glaube, dass es schon wieder ein Schritt in die richtige Richtung war", sagte sie. Da stand das Massenstartrennen aber noch aus.
Beim kommenden Weltcup in Antholz in Südtirol, einer der Lieblingsorte von Dahlmeier, will die deutsche Nummer eins mit Blick auf den Saisonhöhepunkt im März in Östersund wieder in die Spur zurück. Dann hoffe sie, sagte Dahlmeier, "dass ich läuferisch wieder vorne dabei sein kann".