Die Sonne strahlte am Freitag Vormittag über Hochfilzen, doch die Stimmung im Biathlon-Zirkus war eisig.
Doping-Eklat spaltet Biathlon-Szene

Franzosen und Russen standen beim Schießtraining der Herren direkt nebeneinander und würdigten sich dennoch keines Blickes.

Sonst hört man bei den Trainingseinheiten auch mal den einen oder anderen Lacher, aber die lockere Atmosphäre unter den Biathleten ist getrübt.
Russin aus dem Verkehr gezogen
Die schlechte Stimmung wurde durch einen weiteren Doping-Skandal zusätzlich verstärkt. Der Weltverband IBU suspendierte am Freitag Mittag Jekaterina Glasyrina.
Die Russin gehört zu den 29 Biathleten, die im McLaren-Report namentlich erwähnt werden. Eine Arbeitsgruppe des Verbands analysierte den Fall und kam zu dem Schluss, dass mehrere Proben Glasyrinas entweder verbotenes Material enthielten oder manipuliert worden seien.
Eklat um Fourcade
Damit reagiert die IBU endlich auf die Forderungen der Athleten, die ein härteres Durchgreifen gefordert hatten. Die Unzufriedenheit gipfelte am Donnerstag in einem Eklat bei der Siegerehrung.
Superstar Martin Fourcade verließ nach dem Mixed-Rennen das Podium. Erst nachdem ein französischer Betreuer heftig auf ihn eingeredet hatte, kehrte er zur Zeremonie zurück.
Er störte damit auch die Gold-Feierlichkeiten des deutschen Teams, doch aus dem DSV-Quartett ist ihm niemand böse. "Es ist ja nicht deine Schuld, sondern ihre", sagte Vanessa Hinz verständnisvoll zu Fourcade.
Russisches Verhalten kommt schlecht an
Mit "ihre" sind die Russen gemeint. In der sonst so einträchtigen Biathlon-Familie ist das russische Team nun mehr oder weniger ausgegrenzt.
Im Laufe des Winters diskutierten Athleten wie Anton Schipulin sogar noch gemeinsam mit den anderen Sportlern über mögliche Sanktionen im Kampf gegen Doping. Doch diese Einigkeit gehört nun der Vergangenheit an.
Einen kritischen Post Fourcades zur Nominierung von EPO-Sünder Alexander Loginow beantwortete das russische Team mit der Verweigerung des Handschlags bei der Flower Ceremony.
Die Nominierung Loginows und das insgesamt wenig demütige Auftreten der Russen ist es, was im Biathlon-Zirkus ganz schlecht ankommt - auch wenn bislang nur unter vorgehaltener Hand kritisiert wird.
Groß wird übergangen
Zuvor sahen die Biathlon-Kollegen noch von einem Generalverdacht gegen die Russen ab. Sportler wie Schipulin, dessen Name nicht Bestandteil des McLaren-Reports ist, war fest integriert in die internationale Biathlon-Familie.
Doch nach der fehlenden Distanzierung von Loginow ist das nun vorbei. "Wir sind in der Mannschaft eine Familie und stehen füreinander ein", verteidigte Schipulin das Verhalten seines Teams.
Russlands deutscher Coach Ricco Groß stellte am Donnerstag bei Sky klar, dass er bei der Nominierung Loginows übergangen worden sei: "Wir wollten eigentlich eine komplett andere Mannschaft laufen lassen. Aber der Verband hat sich dann für diese Aufstellung entschieden."
Groß wusste, dass das dem russischen Image massiv schaden würde. Doch der derzeitige Doping-Zoff schadet sogar dem gesamten Biathlon-Zirkus.
Nationentreff am Frühstücksbüffet
Wenn bislang von der großen Familie die Rede war, war das nicht nur eine leere Worthülse. Die einzelnen Nationen schotten sich nicht voneinander ab, ganz im Gegenteil. Auch in Hochfilzen wohnen Ukrainer, Schweden, Rumänen und Polen gemeinsam im selben Hotel, treffen sich morgens am Frühstücksbüffet.

Es gibt Freundschaften unter den Biathleten, wie zwischen Fourcade und dem Deutschen Simon Schempp. Die beiden trainierten im Sommer sogar gemeinsam. Diese freundschaftliche Stimmung droht jetzt einer Atmosphäre von Missgunst und Verärgerung zu weichen.