"Ich bin ein solider Arbeiter, er ist ein Gesegneter."
Zverev: Mit Schweizer Ansporn zur Nummer 1
Das sagte Deutschlands aktuell bester Tennisspieler Philipp Kohlschreiber nach seinem Fünfsatzsieg bei den US Open über Landsmann Alexander Zverev. Wohl wissend, dass nicht spielerische Klasse, sondern seine Erfahrung und Athletik ihn am Ende retteten.
Gesegnet ist der 18-jährige Zverev - der es in Melbourne (tägl. in den LIVESCORES) gegen den Weltranglistenzweiten Andy Murray besser machen will als Kohlschreiber bei seinem Aus - nicht nur mit Talent, sondern auch mit einem perfekten Umfeld. So war Vater Alexander, der auch sein Trainer ist, war genau wie seine Mutter Irina früher selbst Tennisprofi.
Sein größter Vorteil ist aber sein Bruder, Mischa Zverev, den er bereits in jungen Jahren auf dessen Tennis-Reisen begleitete. Dadurch lernte Alexander das Leben auf der Tour vor allen anderen Konkurrenten in seinem Alter kennen und konnte sich durch gemeinsame Trainingseinheiten früh an die Geschwindigkeit der von Profis geschlagenen Bälle gewöhnen.
Zverev nutzt seine Größenvorteile
Die beiden harmonieren aber nicht nur beim Tennis. Im Basketball-Duell mit ATP-Kollege John Isner und dessen Coach Justin Gimelstob bekam Alexander - bekennender Fan des NBA-Teams Miami Heat - einen Ball nach dem anderen von seinem Bruder aufgelegt.
Dabei spielte der 1,99-Meter-Schlaks seine Größe geschickt aus, die er auch beim Tennis zu nutzen weiß. So sind 200 km/h-Aufschläge für ihn kein Problem, weshalb er schwer zu breaken ist.
Dass der harte Aufschlag nicht seine einzige Waffe ist, zeigt sein rascher Aufstieg in der Weltrangliste. Als 83. musste sich Zverev diesmal nicht mehr für die Australian Open qualifizieren. Olympiasieger Murray geht deshalb trotz seines Sieges beim Hopman Cup mit viel Respekt in die Partie. "Er hat ein sehr gutes Spiel. Er schlägt gut auf und bewegt sich für einen Jungen seiner Größe sehr gut", sagte Murray über Zverev.
Nadal prophezeit Sprung an die Spitze
Glaubt man Toni Nadal, wird Zverevs Weg erst an der Spitze der Weltrangliste enden. Der Onkel und Trainer des 13-maligen-Grand-Slam-Siegers Rafael prophezeite auch schon früh seinem Schützling sowie Novak Djokovic den Sprung an die Spitze.
Um dieser Vorhersage gerecht zu werden, hat Zverev jedoch noch einen langen Weg vor sich. Besonders in Sachen Athletik hat er wie alle Teenager viel Nachholbedarf, weshalb er Jez Green als Fitnesscoach engagiert hat. Der ehemalige Kampfsportler machte bereits Murray fit für die Weltspitze.
Zverevs Ziele für 2016 fallen aber erst mal bescheiden aus: "Ich will nicht sagen, dass ich am Jahresende in den Top 50 oder Top 30 stehen will. Ich will nur so viel wie möglich für die Zukunft lernen."
Weise Worte, denn obwohl Zverev als jüngster Spieler in den Top 100 mit dem "Star of Tomorrow Award" ausgezeichnet wurde, käme es einem Wunder gleich, wenn ihm bereits in diesem Jahr der Durchbruch gelänge.
Das ewige Duell mit Bencic
Nur ungern hinkt der ehrgeizige Zverev damit der gleichaltrigen Belinda Bencic hinterher. Diese ist bei den Damen, wo der Unterschied in der Athletik gering ist, bereits in der Weltspitze angekommen.
Mit der Schweizerin duellierte er sich das erste Mal bereits mit sechs Jahren, und auch heute noch schließen die beiden Wetten miteinander ab.
So musste Bencic beim Urlaub auf den Malediven, den sie mit WTA-Kollegin Kristina Mladenovic und Zverev verbrachte, nach einer verlorenen Wette mit Schnorchel und Taucherflossen zum Dinner erscheinen.
Tipps von Federer
Bencic ist aber nicht die einzige Person aus der Schweiz, mit der sich Zverev gut versteht. "Ich war schon immer ein Fan von Roger. Ich habe ihn mir immer angeschaut, seit ich ein kleines Kind war", sagte Zverev.
Mittlerweile muss sich der Youngster nicht mehr mit dem Zuschauen begnügen. Zverev durfte nicht nur bereits mit dem Rekord-Grand-Slam-Sieger trainieren, sondern bekommt auch Tipps von Federer. "Er unterstützt mich sehr. Er gibt mir immer Ratschläge bei Turnieren und wir hängen ein bisschen zusammen ab. Er ist einfach eine sehr nette Person", schwärmt Zverev von Federer.
Großes Talent, ein perfektes Umfeld und Ratschläge vom besten Tennisspieler aller Zeiten – es gibt schlechtere Voraussetzungen für eine große Karriere.