Ulrich Klaus klang der Jubel über den Triumph der Fed-Cup-Frauen wohltuend in den Ohren.
DTB zwischen Euphorie und Absage
"Sie sind das Aushängeschild des deutschen Tennis", schwärmte der DTB-Präsident nach dem Halbfinaleinzug vor 4000 begeisterten Zuschauern in Stuttgart: "Eine bessere Werbung können wir gar nicht haben."
Das Auftreten von Bundestrainerin Barbara Rittner und ihren Spielerinnen sei "besser als alle Image-Kampagnen".
Wieder die Chance aufs Fed-Cup-Finale
Tatsächlich hatten Andrea Petkovic und Co. beim 4:1 gegen Australien wieder mal den einigermaßen ramponierten Ruf des Deutschen Tennis-Bundes (DTB) verbessert. Spielerisch nicht immer hochklassig, dafür spannungs- und energiegeladen erkämpften sich die Vorjahresfinalistinnen die Chance auf ein weiteres Endspiel.
Am 18. und 19. April kommt es zum Aufeinandertreffen mit Russland und damit voraussichtlich mit Superstar Maria Scharapowa. Leider in Moskau, denn nur Heimspiele bedeuten in Deutschland derzeit hohe Tennis-Feiertage.
"Wir brauchen Werbung im eigenen Land", sagte Matchwinnerin Petkovic, angetan vom "unheimlichen Genuss" der Atmosphäre in Stuttgart: "Wenn wir öfter solche Wochenenden wie hier hätten, wäre unser Sport populärer".
Herren suchen Teamchef
Allerdings gilt diese Aussage exklusiv dem Fed-Cup-Team, das nächste Heimspiel einer Tennis-Nationalmannschaft scheint kaum geeignet für einen weiteren Festakt zu sein.
In weniger als vier Wochen (6. bis 8. März) empfängt die Davis-Cup-Mannschaft die französischen Nachbarn in der Frankfurter Ballsporthalle zum Erstrundenduell.
Die Vorzeichen dazu stehen nicht gerade günstig, abgesehen von der Formschwäche der ohnehin weit von der Weltspitze entfernten Spieler fehlt nach der Trennung vom glücklosen Teamchef Carsten Arriens ein Kapitän - und laut Michael Stich auch ein wenig Fachwissen.
Stich übt leise Kritik
"Es fehlt aus meiner Sicht die Kompetenz im Leistungssport generell", sagte der Wimbledonsieger von 1992 im Interview mit SPORT1.
Und fügte an: "Dirk Hordorff (Vizepräsident, Anm. d.Red.) ist sicherlich jemand, der das Knowhow hat. Aber ansonsten sind es eben sehr viele Menschen, die aus dem Ehrenamt kommen, was extrem wichtig ist, aber die sich nicht wirklich mit dem Leistungssport sehr gut auskennen."
Becker will nicht
Gesucht wird aber vor allem ein Bundestrainer mit Strahlkraft, jemand wie Barbara Rittner, die es wie kaum eine Zweite versteht, die unterschiedlichen Charaktere der Einzelsportler zu einer Einheit zu formen.
Wer würde da besser ins Profil passen als der Heilsbringer des deutschen Tennis schlechthin? Doch Boris Becker hat derzeit kein Interesse, zum DTB zurückzukehren.
"Den Job als Davis-Cup-Teamchef kann ich mir im Moment nicht vorstellen", sagte der dreimalige Wimbledonsieger dem Tennismagazin und wiederholte damit seine Absage von Melbourne, wo er mit seinem serbischen Schützling Novak Djokovic den Triumph bei den Australian Open gefeiert hatte.
Hordorff gibt nicht auf
Vizepräsident Dirk Hordorff will dennoch einen Versuch wagen. "Ich ziehe das persönliche Gespräch mit den Kandidaten vor", sagte Hordorff. Er wolle "keine Möglichkeit ausschließen" und das Ergebnis "so schnell wie möglich verkünden".
Am liebsten noch in dieser Woche. Womöglich läuft es auf eine Interimslösung hinaus, denn der DTB suche "einen Davis-Cup-Kapitän für das Jahr 2015".
Je länger die Entscheidungsfindung dauert, desto spekulativer wird die Diskussion: Medialen Absagen (Becker, Rainer Schüttler) steht die Bewerbung des Ex-Profis und heutigen TV-Experten Nicolas Kiefer vor laufender Kamera gegenüber.
Petkovic ist Fan von Waske
Mitfavorit Alexander Waske, schon vor Arriens ein Kandidat für den Job, hat sich bislang nicht öffentlich geäußert.
Werbung für den derzeitigen Tour-Trainer des langzeitverletzten Tommy Haas machte in Stuttgart Andrea Petkovic, die sich "offiziell" bei Waske bedankte, in dessen Akademie sie sich auf die Saison vorbereitet hatte.
Waskes Training habe ihr das Stehvermögen für die Erfolge in ihren beiden Marathon-Matches verliehen.