Fürchterliche Szenen beim olympischen Straßenradrennen der Frauen:
Horrorsturz: Brüche bei van Vleuten
Die auf Goldkurs liegende Niederländerin Annemiek van Vleuten ist knapp zehn Kilometer vor dem Ziel schwer gestürzt.
Bei der schwierigen Abfahrt von der Vista Chinesa rutschte ihr zunächst das Hinterrad weg, dann prallte sie mit dem Vorderrad auf die Bordsteinkante am Straßenrand.
Van Vleuten stürzte über den Lenker und blieb mit dem Bauch auf der Bordsteinkante zunächst regungslos liegen.
Van Vleuten ansprechbar und bei Bewusstsein
Inzwischen gab es leichte Entwarnung zum Gesundheitszustand der 33-Jährigen, die 2013 Vize-Weltmeisterin im Mannschaftszeitfahren wurde.
Sie habe einen Schock erlitten, hieß es unter Berufung auf den niederländischen Chef de Mission Maurits Hendriks. "Sie scheint okay zu sein", teilte der niederländische Radsportverband KNWU mit.
Der TV-Sender NOS berichtete allerdings am Abend, van Vleuten habe eine schwere Gehirnerschütterung sowie drei kleinere Brüche im Lendenwirbelbereich erlitten und müsse die Nacht auf der Intensivstation verbringen. Der Weltverband UCI hatte kurz zuvor mitgeteilt, van Vleuten sei bei Bewusstsein und ansprechbar.
Am späten Abend meldete sich van Vleuten selbst bei Twitter zu Wort. "Ich bin jetzt im Krankenhaus mit einigen Verletzungen und Brüchen, aber es wird alles wieder gut", schrieb die 33-Jährige: "Ich bin vor allem super enttäuscht nach dem besten Rennen meiner Karriere."
Landsfrau gewinnt - und ist geschockt
Trotz des Horror-Sturzes wurde das Rennen fortgesetzt, das van Vleutens Landsfrau Anna van der Breggen gewann.
"Ich habe sie liegen gesehen und war sehr geschockt. Ich dachte sogar, sie ist tot", sagte van der Breggen über van Vleuten, "aber dann kam Emma Johansson und sagte: 'Los, wir machen das für Annemiek!' Das hat mir geholfen, den Schalter umzulegen."
Lisa Brennauer (Kempten) belegte als beste Deutsche Platz 19. Trixi Worrack (Cottbus) fuhr beim entscheidenden Fluchtversuch einer Gruppe um van Vleuten mit, musste ihren Traum von Edelmetall aber beim brutalen Schlussanstieg zur Vista Chinesa begraben.
Die letzte deutsche Medaille im Straßenrennen hatte Judith Arndt 2004 mit Silber gewonnen.
Knallharter Kurs, starker Wind
Die deutschen Frauen zeigten eine gute Mannschaftsleistung und fuhren ein offensives Rennen.
Worrack, die im März bei einem Sturz eine Niere verloren hatte, durfte bis rund 25 km vor dem Ziel hoffen, ehe auch sie abreißen lassen musste.
Die Frauen wurden über den gleichen, ebenso malerischen wie gnadenlosen Kurs gejagt wie die Männer am Samstag, nur dass sie die Schleife über den Zeitfahrkurs lediglich zweimal und die knallharte Vista Chinesa nur einmal zu absolvieren hatten.
Dafür kämpften sie mit stärkeren Winden.
Nibali stürzt tags zuvor
Bis zum Sturz von van Vleuten war das Rennen ohne schwerwiegende Zwischenfälle verlaufen, ganz im Gegensatz zum Rennen der Männer am Tag zuvor.
Dabei hatte unter anderem der frühere Tour-de-France-Sieger Vincenzo Nibali aus Italien bei seinem Sturz einen Schlüsselbeinbruch erlitten.
Nibali hatte zwölf Kilometer vor dem Ziel ebenfalls auf Goldkurs gelegen, auch er war in der technisch schwierigen Abfahrt von der Vista Chinesa gestürzt.