Vier Grad, Nieselregen, perfekter Smash, der erste Titel sitzt. Mit breitem Grinsen quittierte Jan-Lennard Struff seinen ersten verwandelten Matchball in einem Finale eines ATP-Turniers.
Erlösung nach elf Jahren
Nach 218 Turnierstarts nahm er erstmals den Siegerscheck entgegen. In München beläuft sich dieser auf 88.125 Euro, dazu gibt es eine Limousine vom Titelsponsor BMW und eine Lederhose. Doch das Geld und die Zugaben dürften in diesem Falle für den 33-Jährigen, der in seiner Karriere knapp zehn Millionen Dollar Preisgeld eingespielt, hat, zweitrangig sein.
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Mit dem 7:5 und 6:3 gegen den US-Amerikaner Taylor Fritz beendete Struff seinen Turniersieg-Fluch. „Ich bin schon so lange dabei, jetzt habe ich es endlich geschafft“, sagte der erleichterte Warsteiner. Im vierten Finale gelang ihm der erste Sieg.
Struff überrollt Holger Rune in 45 Minuten
2021 unterlag Struff ebenfalls in München Nikoloz Basilashvili aus Georgien, im vergangenen Jahr verlor Struff in Madrid gegen Carlos Alcaraz (ESP) und in Stuttgart gegen Frances Tiafoe (USA).
Mit 33 Jahren ist Struff der drittälteste Premierensieger eines ATP-Turniers – nur Victor Estrella war 2015 in Quito mit 34 Jahren und sechs Monaten älter, den Rekord hält Paolo Lorenzi (34 Jahre/sieben Monate) der 2016 in Kitzbühel gewann.
Der Turniersieg von Struff war zudem hochverdient. Auf dem Weg zu Lederhose und Co. räumte er den zweimaligen Finalisten Botic van de Zandschulp (Niederlande) aus dem Weg, im Viertelfinale setzte er sich gegen Felix Auger-Aliassime (Kanada) durch. Dann überrollte er den dänischen Titelverteidiger Holger Rune im Halbfinale in 45 Minuten mit 6:2 und 6:0.
Im gesamten Turnier gab „Struffi“ keinen Satz ab. Fast hätte es für ihn sogar zum Double gereicht. Im Doppel-Endspiel knapp anderthalb Stunden nach dem Einzelfinale unterlag er allerdings an der Seite von Andreas Mies dem indisch-italienischen Duo Yuki Bhambri/Albano Olivetti 6:7 (6:8), 6:7 (5:7).
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Zverev hadert mit Münchner Wetter
Im Gegensatz zur deutschen Nummer eins Alexander Zverev, die mit dem kalten und nassen Wetter in der bayrischen Landeshauptstadt haderte und im Viertelfinale ausschied, kam Struff mit den Bedingungen bestens zurecht.
Laut Angaben des Podcasts „Chip and charge“ und der ATP war das Finale von München bisher das kälteste Endspiel der Geschichte. Für Struff aber ein Turnier und ein Happy End, das die Herzen der deutschen Tennisfans erwärmte.