Als Profi wurde er einst als „neuer Björn Borg“ gefeiert, als Trainer führte er den jungen Roger Federer zum ersten Wimbledonsieg.
Die Tragödie um Roger Federers schillernden Coach
Die Tragödie um Federers Ex-Coach
Peter Lundgren blieb der Tenniswelt als Co-Architekt einer großen Karriere in Erinnerung - und als schillernder Lebemann. Heute vor einem Jahr starb der Schwede unter tragischen Umständen im Alter von nur 59 Jahren. Die Tenniswelt verlor mit ihm ein beliebtes Original.
Lundgren eiferte Borg nach - nicht ganz so erfolgreich
Lundgren, am 29. Januar 1965 in Gudmundra in Nordschweden geboren, war Teil der goldenen Generation, die in den Achtzigern dem großen Vorbild Borg in die Tennisszene folgte.
Nach seinem ersten Turniersieg im Oktober 1985 in Köln wurde er in den Medien als Erbe der Ikone gefeiert - auch weil er Borg mit seinen langen Haaren nicht unähnlich sah.
Die hochgesteckten Erwartungen erfüllte Lundgren letztlich nicht: Er fand nicht die Konstanz, um der Szene dauerhaft seinen Stempel aufzudrücken, kam nur bei einem Grand-Slam-Turnier über die 2. Runde hinaus und blieb im Schatten seiner erfolgreicheren Landsleute Mats Wilander und Stefan Edberg.
Platz 25 der Weltrangliste erreichte Lundgren aber immerhin und gewann auch noch zwei weitere ATP-Turniere, 1987 in Rye Brook und San Francisco. In den Endspielen von Stockholm 1988 und Indianapolis 1990 verlor Lundgren jeweils gegen Boris Becker. Im Doppel schaffte er es 1988 mit Jeremy Bates ins Finale der Australian Open.
„Ein Farbklecks in der sauberen Federer-Welt“
Tiefere Spuren hinterließ Lundgren dann in seiner zweiten Karriere als Trainer. Den Chilenen Marcelo Rios coachte er in die Weltklasse, Marat Safin zum Gewinn der Australian Open 2005, auch Marcos Baghdatis, Grigor Dimitrow, Stan Wawrinka und Daniela Hantuchova hatte er unter seinen Fittichen - und eben Federer.
Als „King Roger“ noch der um seinen Durchbruch kämpfende Kronprinz war, führte Lundgren ihn zwischen 2000 und 2003 zu seinen ersten großen Erfolgen, allen voran dem Triumph in Wimbledon im letzten Jahr der Zusammenarbeit.
Lundgren und Federer lagen sportlich und persönlich auf einer Wellenlänge, der Coach war dem Schweizer auch eine Stütze, als er von einem Schicksalsschlag schwer mitgenommen wurde: Peter Carter, Lundgrens Vorgänger, kam 2002 mit nur 37 Jahren bei einem Unfall auf seiner Hochzeitsreise in Südafrika ums Leben - Federer traf die Tragödie mit besonderer Härte, weil er Carter das Reiseziel empfohlen hatte.
Lundgren sei „ein Farbklecks in der sauberen, weißen Federer-Welt“ gewesen, schrieb im vergangenen Jahr die Blick in ihrem Nachruf auf die Schlüsselfigur in der Karriere des Nationalhelden: „Einer, der da auf den ersten Blick gar nicht reinzupassen schien, mit seiner Art aber alle Zweifel wettmachte.“
Ein folgenschwerer Haushaltsunfall
Der umgängliche und feierfreudige Schwede war in der Szene beliebt, war „einer, der das Leben genoss”, aber dabei auch einen „ungesunden Lebensstil“ pflegte (Blick).
Im Herbst 2023 passierte Lundgren ein folgenschwerer Haushaltsunfall: Er brach sich - als er sich das US-Open-Finale zwischen Novak Djokovic und Daniil Medwedew im Fernsehen ansehen wollte - auf dem Weg vom Bad ins Wohnzimmer bei einem Sturz den Knöchel.
Bei der Regeneration kam es auch infolge einer Diabetes-Erkrankung zu Komplikationen, die letztlich zu einer Amputation seines Fußes und zu weiteren gesundheitlichen Problemen führten.
Der Vater zweier Kinder starb am 23. August 2024 - und hinterließ viele trauernde Weggefährten. „Peter Lundgren war ein wunderbarer Mensch mit einem großen Herzen und viel Humor“, hielt das große Vorbild Björn Borg fest, der Lundgren als „richtig guten Freund“ bezeichnete: „Er wurde von allen geliebt. Er wird in der Tenniswelt vermisst werden.“