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Der Anruf, der alles veränderte

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Der Anruf, der alles veränderte

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Der Anruf, der alles veränderte

Vor 15 Monaten erreicht den früheren SPORT1-Volontär Fatih Demireli ein Anruf, der sein Leben auf den Kopf stellt. Das Porträt eines Fußballverrückten - im besten Sinne des Wortes.
Fatih Demireli (r.) mit Kerem Demirbay nach dessen Transfer zu Galatasaray
Fatih Demireli (r.) mit Kerem Demirbay nach dessen Transfer zu Galatasaray
© instagram.com/fatih.demireli
Johannes Fischer
Johannes Fischer

Wenn heute Abend der FC Bayern im dritten Gruppenspiel der Champions League bei Galatasaray Istanbul antritt, wird sich Fatih Demireli auf der Haupttribüne des Ali Sami Yen-Stadions möglicherweise noch einmal die Augen reiben, denn vor 15 Monaten war in seinem Leben noch vieles anders. Aber der Reihe nach.

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Im August 2022 klingelte bei ihm das Telefon Sturm. Der deutsch-türkische Journalist befand sich zu diesem Zeitpunkt im Urlaub, wollte eine Woche lang mit seiner Frau an der türkischen Riviera entspannen.

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Demireli war schon lange bei zahlreichen Medien ein gefragter Gesprächspartner, schließlich kannte er sich sowohl im deutschen als auch im türkischen Fußball bestens aus. Als Experte für die Bundesliga sah man den 40-Jährigen häufig im türkischen Fernsehen, sogar eine eigene Sendung gab man ihm.

Dass sein Handy also auch im Urlaub klingelte, wunderte ihn nicht. Doch die Anrufer wollten dieses Mal keine Expertenmeinung, sondern machten ihm nach etlichen Telefonaten ein Angebot, dass er fast aus den (Bade-)Latschen kippte.

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Es waren die Bosse von Galatasaray Istanbul, die Demireli eine Offerte unterbreiteten, die er als glühend heißer Gala-Fan nicht ausschlagen konnte: den Posten als Director of Research Development.

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„Ich habe mir angeschaut, ob mein Name richtig geschrieben ist“

„Das war eine lebensverändernde Situation“, blickt er, ein knappes Jahr danach, im Gespräch mit SPORT1 zurück. „Das war schon etwas ganz Besonderes. Ich war von klein auf Gala-Fan und habe immer mitgefiebert.“.

Demireli hatte in seinem Berufsleben schon so viele Jobwechsel vollzogen, dass er in dieser Lebensphase eigentlich nicht zwingend ein ganz neues Kapitel aufschlagen wollte.

Als er jedoch den Vertrag in den Händen hielt, gab es für ihn keine Frage „Ich habe mir angeschaut, ob mein Name richtig geschrieben ist – und dann habe ich unterschrieben.“

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Schon in den Anfängen seines Berufslebens, die er bei SPORT1 verbrachte, war Demireli ein Fußballfanatiker im besten Sinne des Wortes. Und schon da ging sein Blick trotz der Hektik des Alltags immer über den Tellerrand hinaus.

Im gleichen Ausmaß, wie sich die Red-Bull-Dosen auf seinem Schreibtisch stapelten, häufte er sich Fußball-Wissen an, hakte bei dieser Geschichte nach und forschte in jener Angelegenheit nach den Hintergründen.

Journalist, Chefredakteur, Herausgeber - und plötzlich bei Gala

Nach seinem abgeschlossenen Volontariat 2010 wechselte Demireli zu Spox und baute dort die Türkei-Sektion auf. Erste Interviewanfragen aus dem Heimatland seiner Eltern erreichten den gebürtigen Münchner schon damals.

Schnell sprach sich herum, dass dieser ebenso freundliche wie quirlige Mann der ideale Gesprächspartner für analytische Fragen der beiden Fußballkulturen in der Türkei und Deutschland war.

„Ich hatte in meiner journalistischen Tätigkeit einen anderen Ansatz als viele türkische Kollegen, indem ich versucht habe, etwas tiefgründiger zu erzählen, wie der Sport hier funktioniert“, erklärt Demireli.

2016 baute er dann als Chefredakteur die deutsche Ausgabe des türkischen Sportmagazins Socrates auf, ein Jahr später wurde er zusätzlich der Herausgeber.

Weil sich das kleine Magazin in der Coronazeit nicht mehr halten ließ, schlug sich Demireli als selbstständiger Autor durch und war dabei in Deutschland genauso präsent wie in der Türkei.

Der Spielerflüsterer von Galatasaray

Seinem Ansatz, die Geschichte hinter der Geschichte zu erzählen und die Zusammenhänge zu erklären, blieb er treu, was vor allem in der fußballverrückten Türkei Seltenheitswert hat.

„Ich glaube schon, dass das bei den Leuten hängen geblieben ist, auch wenn das nicht sehr populär war“, erzählt er. „In der Türkei ist die Sportjournaille sehr hektisch und marktschreierisch und ich war der Gegenpol.“

Bei Galatasaray waren sie davon offenbar so angetan, dass sie ihn in den Klub holten – und gleich voll einspannten. „Ich war von Anfang an in jedem Training und Auswärtsspiel dabei“, sagt Demireli, der mit der Zeit bei vielen Spielern zu einem Vertrauensmann wurde.

„Wir haben in der Mannschaft viele interessante Persönlichkeiten, mit denen ich wertvolle Gespräche führe. ‚Was fühlt der Spieler, was treibt ihn um, was könnte man besser machen?‘“ - Fragen, mit denen sich Demireli rund um die Uhr beschäftigt.

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Einer, der ihm vertraut, ist Superstar Marco Icardi, der nach seiner abgelaufenen Leihe kürzlich einen festen Vertrag bei Gala unterschrieben hat.

Icardi? „Am Anfang waren viele Leute skeptisch“

„Ich kann mich erinnern, dass viele Leute vor seinem Wechsel skeptisch waren. Was der in der Türkei wolle, außer Geld zu verdienen, war so ein bisschen der Tenor“, erinnert sich Demireli an Icardis Wechsel von PSG im vergangenen September.

24 Spiele, 22 Tore und der Gewinn der Meisterschaft später ist die Skepsis längst verflogen. „Er ist ein großes Kaliber, der jedem Verein dieser Welt helfen würde – und normalerweise hätten wir keine Chance gehabt, ihn zu halten“, verrät Demireli.

„Er hat sich aber in den Verein verliebt, auch weil er von den Fans die Zuneigung bekommt, die er wahrscheinlich vorher nie bekommen hatte. Hier ist es bedingungslose Liebe, auch wenn es mal ein paar Spiele nicht so gut läuft. Die Fans verzeihen ihm sogar einen verschossenen Panenka-Elfmeter.“

Neben der Spielerbetreuung ist Demirelis vornehmliche Aufgabe, die Strukturen im Klub nach deutschem Vorbild zu optimieren – zumindest in den Bereichen, in denen es vielversprechende Berührungspunkte gibt.

Strukturaufbau nach deutschem Vorbild

Er zählt auf: „Wie haben sich die deutschen Vereine in der Nachwuchsarbeit, in der Trainerausbildung aufgestellt? Wie kommen sie ohne ein Investorenmodell, wie in England üblich, finanziell so gut über die Runden?“ – alles Fragen, in die seine Expertise einfließt.

Doch auch bei Transferverhandlungen mischt Demireli hin und wieder mit, nicht zuletzt wegen seines Netzwerkes, das es sich über die Jahre als Journalist aufgebaut hat.

Vor allem bei Bundesligaspielern wird er eingespannt, wie zuletzt beim Transfer von Kerem Demirbay. Als Demireli mit dem Mittelfeldstar von Bayer Leverkusen die ersten Gespräche in dessen Urlaub an der Ägäis führte, war schnell klar, dass seine Überzeugungsarbeit auf fruchtbaren Boden fallen würde.

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Zehn Minuten dauerte es, bis Demirbay feuchte Augen bekam und seinem Manager mitteilte, dass er ausschließlich zu Galatasaray wechseln wolle und er sich andere Angebote erst gar nicht anhören werde.

„Dann ist auf einmal mein Stuhl gebrochen und ich lag am Boden“

Nie vergessen wird Demireli seine erste Mission, als er im vergangenen Winter seine Kontakte zu Kaan Ayhan spielen lassen sollte, um den früheren Düsseldorfer von Sassuolo nach Istanbul zu lotsen.

Er reiste also nach Norditalien und begann die Verhandlung, indem er ein erstes Angebot auf einen Zettel schrieb und ihn zu Sassuolos Manager rüberschob.

„Sassuolo ist in der Szene als durchaus hartnäckiger Ansprechpartner bekannt und so war es dann auch“, erinnert er sich. „Sie haben eine Zahl aufgeschrieben, ich habe eine Zahl aufgeschrieben, ab und zu bin ich aus dem Besprechungszimmer gegangen, um mich mit Istanbul abzustimmen.“

Als ein neues Angebot dalag, beugte sich Demireli vor, um darauf zu reagieren. „Dann machte es ‚Bäng‘ und ich lag am Boden. Mitten während der Verhandlungen ist tatsächlich mein Stuhl gebrochen. Das war im wahrsten Sinne der Durchbruch, weil nach der anfänglichen Besorgnis, dass mir was passiert ist, alle herzlich gelacht haben.“

Der kleine Schock verhinderte nicht, dass der Gala-Manager die Verhandlungen zum Erfolg brachte und Ayhan nach Istanbul wechselte.

Ein Jahr nach dem unerwarteten Telefonat im Urlaub hat der frühere SPORT1-Volontär seinen Lebenstraum erfüllt - und seinem Klub offensichtlich Glück gebracht: Galatasaray wurde Meister, ist noch im Rennen um die Champions League und geht mit großen Vorschusslorbeeren in die neue Saison.

Und mittendrin: Fatih Demireli.