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Die Folgen der Kimmich-Entscheidung

Folgen der Kimmich-Entscheidung

Indem er Joshua Kimmich zurück in die Zentrale zieht, will Julian Nagelsmann die Mitte stärken. Offenkundig hält der Bundestrainer die Probleme dort für größer als auf der rechten Außenverteidigerposition - und das, obwohl dort immer schon Mangel herrscht.
DFB-Kapitän Joshua Kimmich spielt in der Nationalmannschaft jetzt wie im Verein im zentralen Mittelfeld - auf der Pressekonferenz reagiert er auf den Positionswechsel.
Indem er Joshua Kimmich zurück in die Zentrale zieht, will Julian Nagelsmann die Mitte stärken. Offenkundig hält der Bundestrainer die Probleme dort für größer als auf der rechten Außenverteidigerposition - und das, obwohl dort immer schon Mangel herrscht.

Julian Nagelsmann ist niemand, der sich lange hinter Worthülsen versteckt. Auch Mittwochabend blieb er im Bauch des „Stadion Tehelne pole“ in Bratislava seiner Linie treu, viele Infos zu seiner Aufstellung wollte er aber diesmal nicht offenbaren.

Und so verriet der Bundestrainer nicht direkt, wer Joshua Kimmich ab sofort als rechter Außenverteidiger ersetzen soll. Man wolle variabel sein und sich in manchen Spielen auch auf den Gegner einstellen. Also Dreier- oder Viererkette? „Beides“, sagte Nagelsmann auf der Pressekonferenz dazu. Unter Umständen könnte der Bundestrainer also sogar ganz auf einen Rechtsverteidiger im Stile Kimmichs verzichten.

Es wird deutlich, dass der Trainer aus dem mauen Abschneiden beim Final Four der Nations League seine Schlüsse gezogen hat: Weder Aleksandar Pavlovic als alleiniger Sechser gegen Portugal noch das Duo aus Pascal Groß und Leon Goretzka gegen Frankreich konnte überzeugen. Zu schwach wirkten deren Wille zur Kreativität, oft fehlte die Ordnung.

„Wir hatten viel Ballgewinne, dann aber viel Ballbesitz und keine Torchancen“, so Nagelsmann. Und Kimmich wittert ein weiteres Problem: „Wir haben den Hunger und die Gier nicht auf den Platz gebracht.“ Es habe in vergangenen beiden Spielen an „Mentalität und Haltung“ gefehlt.

DFB: Kimmich zurück im Mittelfeld

Beides kann Kimmich jetzt nach diesem harten Urteil selbst zurückbringen - und zwar in der Zentrale. Nach eineinhalb Jahren als Rechtsverteidiger, darf der Kapitän wieder dorthin zurückkehren, wo er sich am wohlsten fühlt. Es könnte der vorerst letzte Positionswechsel des mittlerweile 30-Jährigen werden, dessen Schicksal es die vergangenen zehn Jahre war, immer wieder auf die Außenbahn ausweichen zu müssen.

„Es ist so, dass ich bei uns, bei Bayern München, im Mittelfeld spiele. Ich freue mich, dass ich jetzt auch hier im Mittelfeld spiele. Ich hoffe und glaube, dass ich auch rechts hinten Freude ausgestrahlt habe“, sagte er zu einer Rückkehr. Er hoffe aber, dass er seine Stärken im Zentrum noch besser einbringen könne.

Bei der Europameisterschaft im Jahr 2021 hatte Kimmich klargemacht, was ihn an der Rolle rechts hinten stört: Er beklagte deutlich den Verlust an Einfluss aufs Spiel der DFB-Elf. Heute klingt der 30-Jährige anders, seine Meinung von damals hat er aber immer noch. „Man ist [im Mittelfeld] etwas mehr im Geschehen involviert. Der Input für die Mitspieler kann vielleicht etwas größer sein“, erklärte Kimmich.

Eines der Dauerthemen des deutschen Fußballs ist damit beiseite geräumt - auch weil Kimmich beim FC Bayern seit geraumer Zeit wieder im Mittelfeld zu finden ist. Trainer Vincent Kompany hatte nie daran einen Zweifel gelassen, wo er seinen Schützling sehen will.

Nagelsmann sucht nach potentiellem Kimmich-Nachfolger

Offen ist allerdings noch die Frage, wer ab sofort als Rechtsverteidiger auflaufen soll - falls es denn einen klassischen geben sollte.

Ganz oben auf der Liste der Kandidaten: Nnamdi Collins. Nagelsmann über den Frankfurter: „Er ist ein Kandidat, der das spielen kann. Er hat gewisse körperliche Vorrausetzungen, die sehr hilfreich sein können“.

Wahrscheinlicher ist aber, dass der Bundestrainer zunächst auf Nummer sicher geht und erst bei einem entsprechenden Spielstand experimentiert - variabel ist er ja bekanntlich und will es auch bleiben.