Für den früheren Münchner Vorstandschef Oliver Kahn sind die Abgänge deutscher Topspieler wie Florian Wirtz oder Nick Woltemade aus der Bundesliga auch eine Warnung. „Für viele ist das inzwischen normal. Für mich ist es ein Signal: Die Liga spielt zu sehr auf Sicherheit und hat dabei verlernt, Risiken einzugehen“, kritisierte der Ex-Profi in einem Beitrag bei LinkedIn.
Fehlende Risikobereitschaft? Kahn kritisiert deutsche Klubs
Kahn kritisiert deutsche Klubs
Die Bundesliga verwalte lediglich „ihr Bestehendes und gibt sich mit der Rolle des Verfolgers zufrieden“. Die englische Premier League dagegen lebe ihren „Führungsanspruch“.
Kahn, der von 2020 bis 2023 im Vorstand des deutschen Rekordmeisters Bayern München saß, sieht ein Strukturproblem bei der Deutschen Fußball Liga (DFL). „Wenn 36 Vereine eine Zweidrittelmehrheit brauchen, entstehen keine mutigen Entscheidungen, sondern Minimalkonsens“, schrieb der 56-Jährige: „In der Premier League reicht es, wenn 14 von 20 Klubs zustimmen – dort entstehen Lösungen, hier Kompromisse.“
Kahn sieht den FC Bayern in der Pflicht
Kahn sieht vor allem seinen Ex-Klub in der Pflicht. „Eigentlich müsste der FC Bayern am lautesten fordern, das System stärker an internationale Standards anzupassen: klarere Governance, mehr Kapital, eine bessere internationale Vermarktung“, schrieb der frühere Torhüter, der aber ein Dilemma für die Münchner ausgemacht hat: „National profitiert der Klub vom Status quo. International aber bremst er Bayern immer weiter aus.“
Aus Kahns Sicht ist die Frage, „ob wir weiter eine Liga bleiben wollen, die Talente entwickelt und dann verliert – oder Voraussetzungen schaffen wollen, dass sie hier bleiben können“. Sicherheit und Solidität seien „wertvoll“, schrieb er weiter, „aber sie gewinnen keine Titel.“
Wirtz war zuletzt für mindestens 125 Millionen Euro zum FC Liverpool gewechselt, Woltemade zog es für knapp 90 Millionen Euro zu Newcastle United. Auch die Bayern hatten sich um beide Spieler bemüht.
Nach wochenlangen Verhandlungen zogen die Münchner aber jeweils den Kürzeren und mussten zusehen, wie ihre Wunschspieler dann nach England gingen.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)