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FC Bayern: Heute vor zehn Jahren - Lewandowski mit 9-Minuten-Show für die Ewigkeit

539 Sekunden Fußball-Geschichte

Neun Minuten reichen Robert Lewandowski aus, um zu einer Legende der Bundesliga zu werden. Vor genau zehn Jahren schreibt er eines der verrücktesten Kapitel der Fußball-Geschichte.
Zaubern die Bayern bald in diesem Retro-Look auf dem Platz? Das Portal "Footyheadlines" leakte jetzt erste Bilder.
Neun Minuten reichen Robert Lewandowski aus, um zu einer Legende der Bundesliga zu werden. Vor genau zehn Jahren schreibt er eines der verrücktesten Kapitel der Fußball-Geschichte.

Emotionen, davon lebt der Sport und auch die Fußball-Bundesliga. Doch in manchen Momenten schreibt der Fußball Geschichten, die man wohl nie vergessen wird. Einer dieser Tage, der für immer in den Geschichtsbüchern des Sports und den Köpfen eines jeden Fußballfans verankert sein dürfte, fand am 22. September 2015 statt.

Vor genau zehn Jahren ereignete sich die Sternstunde von Robert Lewandowski oder besser gesagt: Neun Minuten für die Ewigkeit. Neun Minuten, in denen Lewandowski eigenhändig ein Fußballspiel drehte, fünf Tore erzielte und fünf Rekorde aufstellte.

„Ich weiß immer noch nicht, wie ich das geschafft habe“, schrieb Lewandowski drei Jahre nach dem Kunststück in den sozialen Medien und wahrscheinlich weiß der Pole es auch weitere sieben Jahre danach nicht besser.

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Lewandowski nur auf der Bank: Schwache Bayern wackeln in der Verfolgung

Doch zurück zum Anfang: Im dritten Jahr unter Pep Guardiola empfing der FC Bayern München als ungeschlagener Tabellenzweiter den VfL Wolfsburg zum Verfolgerduell in der Bundesliga. Tabellenführer war zum damaligen Zeitpunkt Borussia Dortmund, dank der besseren Tordifferenz.

Bis zur 51. Spielminute schien es auch, als würde der BVB unabhängig vom eigenen Ergebnis auch weiterhin an der Spitze der Tabelle verweilen. Der FCB kam schlecht in die Partie, erspielte sich kaum Abschlüsse und musste nach 26 Minuten die Führung durch Daniel Caligiuri verkraften.

Bis zur Pause schien der Rekordmeister mit dem 0:1-Rückstand sogar gut bedient. Wolfsburgs Josuha Guilavogui hatte nach einem abenteuerlichen Ausflug von Manuel Neuer mit einem Schuss aus 56 Metern nur den Pfosten getroffen.

Guardiola musste reagieren. Der leicht angeschlagene Lewandowski war am vorangegangenen Samstag beim 3:0-Sieg einer B-Mannschaft in Darmstadt gar nicht erst mitgereist und blieb auch in der folgenden englischen Woche am Dienstag zunächst auf der Bank – zum bis dahin zweiten Mal in der Saison.

Wirklich anfreunden konnte sich der Pole damit nicht. Er sei „ein bisschen sauer“ gewesen, „dass ich auf der Bank saß“, sagte er später.

Aufgrund der schwachen ersten Hälfte wechselte Guardiola den Torjäger jedoch zum zweiten Durchgang ein. Für ihn verließ Mittelfeldstratege Thiago den Platz, Thomas Müller rückte eine Position zurück und Lewandowski agierte in der Sturmspitze.

Kein genialer Schachzug, nur ein naheliegender. Und trotzdem schien er die von Dieter Hecking trainierten Wölfe völlig zu überrumpeln. Als hätte den Torschützenkönig von 2013/14 niemand auf dem Zettel gehabt.

Die irrste Show der Bundesliga-Geschichte

„Wie eine Naturgewalt kam Robert Lewandowski über die Wolfsburger“, beschrieb der kicker die historischen Geschehnisse, die sich in den nächsten Minuten ereignen sollten.

Der genaue Startpunkt für 539 Sekunden Fußball-Geschichte lag in der 51. Spielminute der Partie. Lewandowski vernascht den Torschützen Caligiuri und trifft aus spitzem Winkel ins Tor. Der Ausgleich - und der Auftakt einer Rekord-Show.

Während so manch ein Liveticker kaum dazu kam, die Geschehnisse des Ausgleichs zu beschreiben, war der Mann des Tages binnen einer Minute schon wieder zur Stelle. Dieses Mal feuerte der Pole einen Flachschuss aus 22 Metern links unten ins Eck.

„Manchmal, wenn es im Fußball läuft, musst du einfach weiter versuchen, ein Tor zu schießen“, hörte man Lewandowski später sagen.

Schnellster Hattrick eines Einwechselspielers in der Bundesliga

Rekord Nummer eins des Abends fällt nur 3:19 Minuten nach dem ersten Treffer des damaligen Bayern-Stars. Im Nachsetzen schnürt Lewandowski einen lupenreinen Hattrick. Der schnellste Hattrick eines Einwechselspielers in der Bundesliga-Geschichte ist perfekt.

Noch Wochen später schwärmte Chefredakteur Craig Glenday beim Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde: „Die gesamte Sportwelt befand sich im Schockzustand nach Lewandowskis fünf Toren in unter zehn Minuten – Schock und Bewunderung. Es war surreal.“

Doch aufhören wollte Lewandowski auch nach dem Weltrekord noch lange nicht. In der 57. Minute gelang dem Stürmer ein besonderer Moment, über den er nach dem Spiel sagte: „Egal, wie ich den Ball getroffen habe, er war drin.“

Lahm flachst über Lewy-Show: „Da muss man kritisch sein“

Zumindest ein kleines bisschen Menschlichkeit zeigte Lewandowski an diesem Tag nach dem 4:1. Zwei weitere Hochkaräter ließ er in dieser berauschenden Nacht vor zehn Jahren liegen, ehe das große Finale seiner Show anstand.

Kapitän Philipp Lahm flachste hinterher über seinen Mitspieler: „Da muss man kritisch sein und ihm die beiden Chancen, die er vergeben hat, unter die Nase reiben. Denn das kann ja wohl nicht sein.“

8:59 Minuten nach Beginn seiner historischen Show waren die Superlative allmählich verbraucht. Doch einen Pfeil hatte Lewandowski noch im Köcher. Mario Götze flankte von der rechten Seite. Lewandowski sah den Ball kommen und setzte auf Höhe der Strafraumkante zu einem Seitfallzieher an. Er traf den Ball perfekt. Sein Geschoss schlug unhaltbar im Winkel ein.

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Guardiola: „Ich kann das nicht erklären“

An der Seitenlinie sah man einen ungläubigen Pep Guardiola, der die Hände vors Gesicht schlägt. Vertrauten soll der Coach später im kleinen Kreis gestanden haben: „Ich kann das nicht verstehen. Fünf Tore. Weder als Trainer noch als Spieler habe ich jemals so etwas erlebt. Ich kann das nicht erklären.“

Auch der für das Spiel zuständige Sky-Reporter Kai Dittmann rief am Ende in der Konferenzsendung statt „Tor in München“ nur noch ungläubig „Lewandowski in München“.

Wolfsburgs Caligiuri stöhnte zudem: „Ich weiß auch nicht, was in jenen neun Minuten passiert ist. Einfach grauenhaft.“ Es war ein Abend, an dem letztlich wohl alle Zeugen ungläubig zurückblieben.

Fünf Rekorde in neun Minuten: Fußball-Geschichte im Überblick

Zumindest die Rekorde des Abends lassen sich jedoch auf einen Blick veranschaulichen:

  1. Die meisten Tore eines Jokers (alter Rekord: drei Tore, unter anderem von Bremens Miroslav Klose gehalten)
  2. Der schnellste Hattrick (4:22 Minuten, zuvor Duisburgs Michael Tönnies/fünf Minuten)
  3. Der schnellste Joker-Hattrick (zuvor Dortmunds Norbert Dickel/sechs Minuten)
  4. Der schnellste Viererpack (sechs Minuten/zuvor Wolfsburgs Martin Petrov in 17 Minuten)
  5. Der schnellste Fünferpack (neun Minuten/zuvor Bayerns Dieter Hoeneß in 21 Minuten)

Trotz der irren Rekord-Show bleibt ein Mann am Ende des Tages unübertroffen. Dieter Müller, der am 17. August 1977 für den 1. FC Köln als einziger überhaupt sechs Bundesliga-Tore (beim 7:2 gegen Werder Bremen) erzielt hatte, durfte seinen Rekord behalten. „Ich habe das Spiel gesehen und schon ein bisschen gezittert“, gestand der Ex-Nationalspieler.

Der Durchbruch auf dem Weg zum Torrekord

Lewandowski selbst kommentierte die Sensation zunächst nüchtern: „Ein unglaublicher Abend. Eine große Geschichte für mich und den FC Bayern.“ Dennoch kann der Tag als großer Durchbruch des Stürmers in München betrachtet werden.

Lewandowski, der in seiner ersten Bayern-Saison „nur“ 17 Tore erzielt hatte, verdoppelte diesen Wert bis 2022 fast regelmäßig. Mit 312 Toren ist er die Nummer zwei der Bundesligageschichte und 2020/21 vollbrachte er ein weiteres Wunder.

In dieser Saison knackte er den für unübertrefflich gehaltenen Torrekord von Gerd Müller (40 in 1971/72). Aber seine Torexplosion gegen Wolfsburg blieb einmalig. Thomas Müller hatte es damals schon geahnt: „So etwas wird es so schnell nicht mehr geben!“