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Ergeht es Woltemade ähnlich wie Gómez?

Ergeht es Woltemade ähnlich?

Nick Woltemade wird aller Voraussicht nach ein weiteres Jahr für den VfB Stuttgart auflaufen und nicht sofort zum FC Bayern München wechseln. Zwei Stars zeigen, dass der Verbleib noch richtig wichtig werden kann.
Der VfB Stuttgart wird Nick Woltemade in diesem Sommer aller Voraussicht nach nicht an den FC Bayern München verkaufen. SPORT1-Experte Stefan Effenberg skizziert einen Karriereplan für den Mittelstürmer.
Nick Woltemade wird aller Voraussicht nach ein weiteres Jahr für den VfB Stuttgart auflaufen und nicht sofort zum FC Bayern München wechseln. Zwei Stars zeigen, dass der Verbleib noch richtig wichtig werden kann.

Nick Woltemade würde gern zum FC Bayern - doch er darf nicht. Aufgeschoben ist jedoch nicht aufgehoben, wie die Vergangenheit zeigt.

Robert Lewandowski, der langjährige Stürmer Nummer 1 in München, kam ein Jahr später, als er wollte, von Borussia Dortmund an die Isar - der einst wie Woltemade beim VfB Stuttgart zum Nationalstürmer gereifte Mario Gómez ebenso. Hat es ihnen geschadet oder genutzt? SPORT1 blickt zurück.

Mario Gómez früh auf dem Radar des FC Bayern

Im Jahr 2007 war Gómez Deutschlands Stürmer der Stunde: Mit 14 Toren in 25 Spielen war der damals 21-Jährige entscheidend daran beteiligt, dass der VfB überraschend den Meistertitel gewann.

Gómez schoss sich mit seinen Toren ins Nationalteam und ins Notizbuch des FC Bayern. Der Jungstar verlängerte damals jedoch beim VfB - was seiner Entwicklung nicht schadete.

In der Saison 2007/08 steigerte Gómez seine Torquote in der Liga (19 Treffer, 25 Spiele), so dass Bayern seine Bemühungen intensivierte: Über Wochen wurde kolportiert, dass die Münchener für Gomez 30 Millionen Euro auf den Tisch legen würden - was ihn damals zum teuersten Transfer der Bundesliga-Geschichte gemacht hätte.

Gómez allerdings entschied sich noch einmal, dem VfB treu zu bleiben: „Einige haben immer wieder ein klares Bekenntnis von mir zum VfB gefordert. Dabei ist das doch gar nicht notwendig“, beendete Gómez mit einem persönlichen Statement auf seine Homepage die Spekulationen.

VfB hielt Gómez zweimal - dann wurde er weich

Der persönlichen Entwicklung schadete die Entscheidung nicht: Mit 24 Toren in 32 Spielen erreichte Gómez 2008/09 nochmal ein neues Level. Im darauffolgenden Sommer gab Gómez dem Werben der Bayern dann nach: Er zog eine vorher geheim gehaltene Ausstiegsklausel - der 30-Millionen-Rekorddeal wurde fixiert.

„Wir haben es zweimal geschafft, Mario zu halten. Jetzt hat er sich für einen Wechsel entschieden. Das ist sehr schade“, ärgerte sich der damalige VfB-Manager Horst Heldt.

Gómez stürzte sich bei Bayern unter dem neuen Coach van Gaal in einen harten Konkurrenzkampf: Neben ihm standen damals auch die etablierten Stars Miroslav Klose und Luca Toni sowie der nimmermüde Ivica Olic unter Vertrag, dazu auch ein hoffnungsvolles junges Talent namens Thomas Müller.

Unter van Gaal nach hartem Start durchgebissen

Der 1,89-Meter-Mann Gómez hatte unter van Gaal anfangs einen schweren Stand: Es gab persönliche Reibereien, die schon damit begannen, dass van Gaal monierte, dass Gómez sich ihm nicht mit seinem Namen vorgestellt hätte.

Nach sieben Spieltagen verbannte van Gaal Gómez auf die Bank. „Ich machte nicht das, was er verlangt hatte“, gab Gómez Jahre später in der Bild die Begründung des Niederländers wieder. Van Gaal habe ihm indirekt sogar einen Wechsel nahegelegt.

Gómez erkämpfte sich jedoch mit der Zeit van Gaals Gunst und mauserte sich nach einer schwierigen ersten Saison (10 Tore in der Liga) zu Bayerns Top-Torjäger (28 Treffer 2011, 26 in der Saison 2012). Ausgerechnet in der Triple-Saison 2013 endete Gómez‘ Hoch jedoch: Mario Mandzukic verdrängte ihn, Gómez wechselte im Sommer zum AC Florenz - auch weil sich damals schon der nächste große Stürmer-Deal anbahnte.

Auch Lewandowski musste warten

Schon Ende 2012 soll sich Robert Lewandowski mit den Bayern über einen Wechsel vom BVB nach München einig gewesen sein, doch Dortmund verweigerte den Wechsel.

2013 folgte dann das ganz große öffentliche Transfertheater: Lewandowski forderte die Freigabe, der BVB pochte auf den Vertrag - der Pole warf seinem Klub den Bruch einer angeblichen Zusicherung vor, den Klub verlassen zu können.

Am Ende blieb er mit verbesserten Konditionen, stieg in Dortmund zum Topverdiener auf. Sportlich profitierte er ebenfalls: Er schoss die Borussia in der Saison 2012/2013 ins Champions-League-Finale und reifte endgültig zum Weltklasse-Stürmer. Lewandowski bewies trotz der Schlammschlacht im Sommer zuvor auch seine professionelle Einstellung, machte nach der vom BVB erzwungenen Klärung keinen Ärger mehr und zeigte Leistung.

In der folgenden Sommerpause wechselte Lewandowski dann ablösefrei nach München, wo er mit sagenhaften 344 Toren in 375 Pflichtspielen eine Ära prägte, ehe er 2022 zum FC Barcelona weiterzog.

Verbleib beim VfB auch eine Chance für Woltemade

Wie einst Gómez und Lewandowski steht nun Woltemade im Fokus des Rekordmeisters – und muss wohl ein Jahr länger bei seinem bisherigen Klub bleiben.

Die Geschichte von Gómez und Lewandowski zeigt: Es ist eine Chance, weiter zu reifen und auf die schwierige Herausforderung beim Rekordmeister noch besser vorbereitet zu sein.

Es ist nicht unwahrscheinlich, dass am Ende alle drei Parteien profitieren: Woltemade, der VfB - und auch Bayern.