Eigentlich schienen die Fronten auf beiden Seiten geklärt. Leroy Sané, dessen Vertrag beim FC Bayern München am Saisonende ausläuft, verlängert bis 2028 und verzichtet auf einen großen Teil seines fürstlichen Gehalts. Zuletzt ließ Sportvorstand Max Eberl durchblicken, dass im Prinzip nur noch die Unterschrift gesetzt werden müsse.
FC Bayern: Immer wieder Zahavi - der “Piranha“ kehrt zurück
Immer wieder Zahavi
“Wir würden es gerne machen, Leroy auch“, erklärte Eberl am Samstag bei Sky und sprach schon von „zielführenden Gesprächen“. Doch nur wenige Stunden später sorgte eine brisante Meldung rund um Sané für einen Paukenschlag, der alle Verhandlungen plötzlich wieder auf Null stellen könnte: Der 29-Jährige hat überraschend den Berater gewechselt - und schloss sich nicht irgendwem an, sondern ausgerechnet Pini Zahavi.
Zahavi? So reagieren die Bayern-Boss
Zahavi gilt im internationalen Fußball als zäher Verhandlungspartner, der für seine Klienten entweder sehr viel Geld oder einen neuen Verein herausholt.
Heißt: Die Einigung zwischen Sané und Bayern ist nun wieder fraglich, man darf davon ausgehen, dass der unterschriftsreife Vertrag mindestens in Teilen neu verhandelt werden muss.
Öffentlich gaben sich die Bosse allerdings noch gelassen. „Ich bin von Haus aus zuversichtlich“, sagte Präsident Herbert Hainer am Rande der Einweihung des Franz-Beckenbauer-Platzes. Überhaupt: Man kümmere sich „um den Spieler und Menschen Sané, nicht um den Berater.“
Und während Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen eben jenen Berater als „erfahrenen Agenten“, der in Verhandlungen „nicht immer einfach“ sei, beschreib, lobte er auch Sané: „Leroy spielt wirklich eine gute Saison und hat viele Kritiker überzeugt von seinem Spiel, das war nicht immer so in den vergangenen fünf Jahren.“
Demonstrative Zuversicht in Sachen Vertragsverlängerung also. Allerdings weiß man an der Säbener Straße nur zu gut, wie schwierig die Gespräche mit Zahavi sein können. Das Verhältnis war in den letzten Jahren eher wechselhaft bis wolkig.
Der „geldgierigen Piranha“
Die Bayern und Zahavi - dieses Duell hat mittlerweile eine lange Geschichte mit mehreren Kapiteln, die bereits 2021 ihren Anfang nahm.
Damals gerieten der Verein und Zahavi vor dem Wechsel von David Alaba zu Real Madrid heftig aneinander. Der Öffentlichkeit wurde der Super-Agent damals bekannt, als Ehrenpräsident Uli Hoeneß ihn im Doppelpass auf SPORT1 als „geldgierigen Piranha“ bezeichnete.
Gefallen ist dieser Satz, weil die Münchner mit allen Mitteln versuchten, einen ablösefreien Wechsel ihres Eigengewächses zu verhindern. Zahavi wehrte sich gegen die Vorwürfe, eine Verlängerung von Alabas auslaufendem Vertrag scheiterte aber auch an seinen überzogenen Provisionsvorstellungen.
Wenig später zog der Bundesligist sein letztes Vertragsangebot für Alaba zurück, der österreichische Nationalspieler ging nach 13 Jahren beim FC Bayern zu den Königlichen.
Viel Wirbel auch um den Lewandowski-Wechsel
Nicht viel harmonischer verlief der Abschied von Torjäger Robert Lewandowski, der seit 2022 von Zahavi betreut wird und prompt im selben Jahr zum FC Barcelona ging.
Im Werben um den Polen griff Hasan Salihamidžić, damals noch Sportdirektor der Bayern, den Spielervermittler scharf an. „Er hat natürlich einen Berater, der ihm den Kopf verdreht. Das ist einfach nicht sauber“, sagte Salihamidžić einst im SPORT1-Doppelpass, als der Transferpoker um den Stürmer so richtig heiß wurde.
Lewandowski wollte die Münchner trotz eines noch bis 2023 laufenden Vertrags schon 2022 verlassen, Salihamidžić war wiederum über Zahavis Verhalten „verwundert“, wie er selbst sagte.
Die Münchner Bosse hatten einen vorzeitigen Wechsel eigentlich ausgeschlossen. „Robert Lewandowski hat einen Vertrag bis 2023, und den wird er erfüllen - basta!“, bekräftigte der inzwischen ebenfalls entlassene Oliver Kahn in der Welt am Sonntag.
Doch am Ende setzten sich Lewandowski und Zahavi durch, der Transfer zu den Katalanen kam zustande. Immerhin kassierten die Münchner mit 45 Millionen Euro noch eine stattliche Ablöse für den Stürmer, der nun noch ein Jahr Vertrag hatte.
Neue Hängepartien für die Bayern?
Zahavi ist an der Säbener Straße also alles andere als ein Unbekannter. Aus der Vergangenheit wissen die Münchner bereits, welche Geschütze der 82-jährige Israeli auffahren kann und wie zäh die Verhandlungen mit ihm sein können.
Zahavis Ruf für aggressive Verhandlungstaktiken könnte zu neuen Hängepartien führen - denn die Position des FCB war eigentlich schon festgelegt und kaum noch zu bewegen.
Nach SPORT1-Informationen sind die Bayern keinesfalls bereit, ihr bestehendes Angebot an den Spieler zu verbessern.
In der Chefetage kam man Sané aus Bosse-Sicht ohnehin sehr weit entgegen, noch im Dezember 2024 standen die Zeichen eigentlich auf Abschied. Zu schwankend sind den Verantwortlichen die Leistungen des 29-Jährigen.
Doch in den vergangenen Wochen zeigte Sanés Formkurve wieder steil nach oben. Wettbewerbsübergreifend stehen 13 Tore und fünf Vorlagen zu Buche.
„Haben ein sehr gutes Verhältnis zum FC Bayern”
Wie es mit Sané weitergeht, ist entsprechend offen. Ebenso, was Zahavi mit seinem neuen Klienten vorhat. Fest steht wohl nur, dass sich die Bayern in diesem Sommer gleich doppelt mit dem Berater auseinandersetzen müssen: Denn Zahavi vertritt auch Jonathan Tah, der Bayer Leverkusen zum Saisonende verlässt und durch den bevorstehenden Abgang von Eric Dier wieder ins Visier der Münchner gerückt ist.
Noch gibt sich aber auch der wohl mächtigste Schattenmann des europäischen Fußballs aber gelassen und diplomatisch. „Wir haben ein sehr gutes Verhältnis zum FC Bayern und den handelnden Personen. Wir freuen uns auf die kommenden Gespräche“, sagte Zahavi der Bild.
Entspannt dürften die anstehenden Gespräche allerdings nicht werden. Bei Sané wollen die Bayern “nicht mehr nachverhandeln”, betonte SPORT1-Chefreporter Stefan Kumberger in der SPORT1-Sendung Spotlight. “Es heißt also: Unterschreiben oder nicht unterschreiben, friss oder stirb.”
Gleichzeitig erklärte der Insider: „Pini Zahavi ist kein Berater, der herkommt und sagt: ‘Das ist ja schön, was der alte Berater hier gemacht hat, das unterschreibe ich.‘ Pini Zahavi ist dafür bekannt, dass er seinen Spielern entweder viel, viel Geld oder einen neuen Verein sucht.“
Mehr und mehr stellt sich also die Frage: Verliert Bayern mit Sané den nächsten von Zahavi vertretenen Spieler? Und was wird aus Tah? Der „geldgierige Piranha“ hält in München mal wieder so manche Zügel in der Hand.