Mit großer Traurigkeit habe ich am Dienstag die Nachricht erhalten, dass mein langjähriger Weggefährte und Sturmkollege Frank Mill im Alter von nur 67 Jahren verstorben ist – an den Folgen eines Herzinfarkts, den er im Mai während einer Taxifahrt in Mailand erlitt.
Norbert Dickel nimmt Abschied von Frank Mill: "Als hätte ich einen Bruder verloren"
„Als hätte ich einen Bruder verloren“
Trotz aller Bemühungen hat er sich davon nicht mehr erholt. Er starb in Essen – viel zu früh. Und es fühlt sich an, als hätte ich einen Bruder verloren.
„Der spielintelligente Zocker“
Wir kamen im Sommer 1986 gemeinsam zu Borussia Dortmund. Mit Michael Zorc bildeten wir eine treffsichere Offensive, die den Verein aus schwierigen Zeiten herausführte – zurück in den europäischen Wettbewerb. In der Saison 1986/87 gelangen uns zusammen 51 Tore, 17 davon steuerte Frank bei.
Er war nicht nur ein exzellenter Techniker, sondern auch ein Stratege - einer, der das Spiel verstand, bevor es passierte.
Franky, wie wir ihn nannten, war ein feiner Fußballer - elegant, kreativ, immer mit dem Blick für den Mitspieler. Ich war mehr der körperliche Stürmertyp, er der spielintelligente Zocker.
Das Duo „Rocky-Zocky“
Unterschiedlicher hätten wir kaum sein können - genau deshalb hat es zwischen uns so gut funktioniert. Wir nannten uns das „Rocky-Zocky“-Duo - und wir lebten das auf und neben dem Platz. Unvergessen bleibt unser größter gemeinsamer Moment: das DFB-Pokal-Finale 1989 im Olympiastadion Berlin gegen Werder Bremen.
Es war der erste große Titel des BVB seit Jahrzehnten - und ohne Frank hätten wir ihn nicht geholt. Er bereitete das 1:1 und das 3:1 vor, erzielte selbst das 2:1 und rettete kurz vor Schluss mit einem Kopfball auf der Linie den Sieg.
Ich durfte an dem Abend doppelt treffen - aber Frank war der überragende Mann auf dem Platz. Mill in Bestform: immer zur Stelle, wenn’s darauf ankam.
Sofort Teil der Familie
Doch was mir noch mehr bedeutet als seine Leistung auf dem Platz, war sein Wesen daneben. Frank war bodenständig, ein Kumpel, einer mit Herz. Nie laut, nie eitel - aber immer da, wenn man ihn brauchte. Ein Typ, wie man ihn im heutigen Fußball kaum noch findet.
Trotz seiner erfolgreichen Zeit bei Borussia Mönchengladbach kam er zu uns nach Dortmund – und wurde sofort Teil unserer Familie.
Tiefe Dankbarkeit
Wir haben nicht nur Spiele bestritten - wir haben Geschichten geschrieben. Für den Verein. Für die Fans. Für uns selbst. Unsere Freundschaft war echt - getragen von Respekt, von gemeinsamen Erinnerungen und vom Willen, gemeinsam etwas zu erreichen.
Ich bin unendlich dankbar für alles, was wir miteinander teilen durften: Deine Tore, Deine Vorlagen, Dein Einsatz – aber vor allem Deine Freundschaft. Du warst ein Spieler mit Klasse. Und ein Mensch mit Herz.
Für immer unvergessen
Mein tiefes Mitgefühl gilt besonders Deiner Familie - vor allem Vanessa und Kevin -, deinen früheren Vereinen Rot-Weiss Essen, Borussia Mönchengladbach, Borussia Dortmund und Fortuna Düsseldorf sowie all den Fans, die Dich begleitet und gefeiert haben.
Du bleibst unvergessen. Mach’s gut, Franky. Vielleicht gibt es ja irgendwann ein „Rocky-Zocky“-Revival auf himmlischem Rasen.
Dein Freund Nobby