Der neue Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg kämpfte sichtbar mit den Tränen, als er bei der Siegerehrung in Abu Dhabi das Wort ergriff.
Partybiest Rosberg liefert sein Meisterstück
"Das war kein Rennen zum Genießen für mich", fing der sichtbar erschöpfte Mercedes-Pilot an: "Ich bin froh, dass es vorbei ist und ich bin voller Ektase. Ich bin in die Fußstapfen meines Vaters getreten."
Dann dankte Rosberg seiner Frau Vivian, die ebenfalls Tränen in den Augen hatte, für die Unterstützung und widmete ihr sowie seiner Tochter den Titel.
Rosberg straft Kritiker Lügen
Dabei hatte man Rosberg oft vorgeworfen, dass ihm die Emotionen, die nötige Zweikampfhärte und die Coolness in den entscheidenden Momenten fehlen. Doch beim Saisonfinale zeigte der Deutsche, dass all diese Vorwürfe vollkommen überholt sind.
Rosbergs Emotionalität bekam mit F1-Chefpromoter Bernie Ecclestone ausgerechnet einer seiner größten Kritiker als Erstes zu spüren. Dieser hatte noch vor wenigen Wochen kritisiert, dass ein Weltmeister Rosberg der Formel 1 nichts bringen würde.
Offenbar erinnerte sich Rosberg nach dem schönsten zweiten Platz seiner Karriere an diese Worte und hob deshalb übermütig den nur 1,59 Meter großen Bernie Ecclestone hoch in die Luft.
Hamiltons "Busfahrt" kostet Rosberg Nerven
Der ganze Druck war endlich von Rosbergs Schultern abgefallen, nachdem er bis zur letzten Kurve um seinen Titel zittern musste.
Schuld daran war die Trödelei des in Führung liegenden Teamkollegen und Rivalen Lewis Hamilton, dessen Geschwindigkeit in den letzten Runden Sebastian Vettel an eine "Busfahrt" erinnerten.
Für Rosberg waren es die nervenaufreibendsten Runden seiner Karriere: "Ich hoffe, ich werde das so schnell nicht mehr erleben. Der Druck von hinten und der langsamer werdende Lewis. Ich wusste, wenn ich hinter die beiden zurückfalle, ist es vorbei. Es war nicht genießbar."
Rosberg: "Wirklich ekelhaft"
Sein eigentliches Weltmeisterstück hatte Rosberg aber bereits zuvor im Duell mit Max Verstappen abgeliefert. Der Red-Bull-Pilot, der Rosberg mit einem Harakiri-Manöver in Mexiko fast die WM gekostet hätte, hatte sich einen Stopp gespart und war plötzlich zwischen Hamilton und Rosberg auf der Strecke.
"Wirklich ekelhaft, dass ich den schon wieder irgendwo auf der Strecke getroffen habe. Ich dachte, heute sehe ich den nicht mehr", sagte Rosberg zu seinem Duell mit dem Formel-1-Troublemaker.
Doch obwohl Verstappen wohl der letzter Fahrer war, den er in dieser Situation überholen wollte, griff Rosberg beherzt an und schnappte sich den Youngster mit einem weltmeisterlichen Manöver.
Weltrekord im Donuts drehen
Es war Rosbergs letztes Ausrufezeichen hinter einer grandiosen Saison, die mit seinem ersten Titelgewinn endete.
Nach der Zieleinfahrt fiel endlich der ganze Druck von ihm ab und Rosberg brüllte in den Boxenfunk: "Wir haben es geschafft! Wir haben es geschafft!"
Im Freudentaumel fragte Rosberg anschließend, ob er Donuts machen dürfte. Als er die Erlaubnis erhielt, ließ er die Reifen durchdrehen und es kräftig aufqualmen. "Lächerlich viele Donuts waren das. Da hat er einen Weltrekord aufgestellt", sagte Mercedes-Technikchef Paddy Lowe lächelnd.
Rosberg: "Will nur noch die Sau rauslassen"
Die Donuts waren der Auftakt für eine lange Partynacht, die Rosberg bei der Siegerehrung endgültig in Gang setzte: "Macht schon einmal die Musik an, ich bin in einer Minute bei euch."
Auf der Pressekonferenz machte Rosberg deshalb auch schnell klar, dass er lieber feiern will als irgendwelche Fragen zu beantworten: "Ich will nur noch die Sau rauslassen. Ich war schon dabei, aber ich wurde weggerissen, um hier was zu labern."
Doch bevor Rosberg das Partybiest rauslassen würde, gab es noch eine innige Umarmung mit seinem nach dem Rennen angereisten Vater Keke. Dieser ist nun nicht mehr der einizige Weltmeister in der Familie Rosberg.