Als Daniil Kwjat in Schanghai von Sebastian Vettel für sein Startmanöver scharf kritisiert wurde, sprangen einige Fahrer und Experten dem jungen Russen noch zur Seite.
Lauda fordert Strafe für Kwjat, Kollegen sauer
Doch nach dem erneuten Unfall in Sotschi ist sich die Formel-1-Welt einig wie selten zuvor: Sogar Kwjats Teamchef Christian Horner und sein Teamkollege Daniel Ricciardo sind sauer auf den 22-Jährigen.
Wohl zum ersten Mal hatte selbst die Konkurrenz bei Mercedes, die von Vettels frühem Aus in Sotschi im Titelrennen profitierte, Mitleid mit Vettel. Mercedes-Motorsportchef Niki Lauda würde Kwjat an Vettels Stelle sogar "umbringen".
Die Stimmen zu Vettels Aus in Sotschi:
Sebastian Vettel direkt nach dem Unfall am Boxenfunk: "Booah, ich bin raus! Crash! Jemand hat mich in Kurve zwei im *** Heck getroffen und dann hat mich in Kurve drei wieder jemand im *** Heck getroffen. Ehrlich!"
Vettel (Ferrari): "Der erste Schlag war eine große Überraschung. Ich habe mich an Daniel vorbeibremsen können, und dann bekam ich einen Schlag von hinten. Vor dem zweiten Schlag habe ich versucht, Lewis zu attackieren, kriege dann noch einmal einen Schlag. Und dann war es vorbei. Die Bilder sprechen für sich. Das ist frustrierend. Man macht alles richtig und kriegt dann so einen Schlag, dass man gar keine Chance mehr hat, irgendetwas zu machen. In der ersten Ecke habe ich den Windschatten von Daniel genutzt, um mich innen vorbeizubremsen. Ich habe die Kurve auch bekommen - aber das hatten heute nicht alle vor."
Daniil Kwyat (Red Bull): "Im letzten Moment habe ich nicht erwartet, dass er so stark abbremst. Ich habe das Bremspedal gedrückt. Aber es war nicht viel drin. Denn wenn man die Räder blockiert, dann ist das Auto ein wenig außer Kontrolle. Das ganze Chaos wurde von mir ausgelöst. Manchmal passieren solche Dinge. Normalerweise lerne ich daraus, und beim nächsten Mal sollte es wieder in Ordnung sein. Ich entschuldige mich bei allen Beteiligten. Es ist einfach, mich jetzt zu attackieren. Da werden viele auch tun. Aber das ist für mich okay."
Maurizio Arrivabene (Ferrari-Teamchef): "Er hat ihn zweimal getroffen. Einmal kann man akzeptieren, aber zweimal überhaupt nicht. Jetzt ist das Rennen vorbei, und er hat eine Strafe bekommen. Akzeptabel ist es trotzdem nicht. Sebastian war ganz und gar nicht glücklich. Er ist ausgerastet! Aber das ist natürlich verständlich."
Daniel Ricciardo (Red Bull): "Seb war innen und Sergio (Perez, Anm. d. Red.) daneben. Ich sah, wie Seb auf mich zukam. Aber ich wusste, dass es nicht seine Schuld war. Denn so wie er auf mich zukam - das sah nicht natürlich aus. Also wusste ich, dass er einen Schlag von hinten bekommen haben muss. Ich habe das Team gefragt, wer es war. Ich glaube, sie haben Seb gesagt, um mich ruhig zu halten. Aber während des Safety-Cars habe ich eine Wiederholung gesehen. Und es sah aus, als wäre es Danny gewesen. Das ist natürlich frustrierend, weil nicht nur mein Rennen, sondern auch das vieler anderer ruiniert wurde. Ich weiß nicht, was er vorhatte. Es gab keinen Raum."
Christian Horner (Red-Bull-Teamchef): "Alles was ich tun konnte, war mich zu entschuldigen. Denn diese Woche war es leider ein Fehler von Kwjat. Ich glaube, er weiß, was passiert ist. Er hat diese erste Kurve falsch eingeschätzt, hat Sebastian getroffen, der dann Daniel getroffen hat. Aus Team-Sicht hat das unser Rennen komplett zerstört. Die Emotionen gehen mit den Jungs manchmal durch. Er wollte einfach zu früh zu viel."
Niki Lauda (Mercedes-Aufsichtsratschef): "Fürchterlich. Er kann nicht vor lauter Blödheit da überall drauffahren. Vettel macht alles richtig, und Kwjat knallt ihm einfach voll hinten drauf. Blöder und ärgerlicher kann man das nicht machen. Und dann ist es noch einmal passiert. Wenn ich Vettel wär, würde ich ihn umbringen. Schon zwei Rennen lang immer wieder das Gleiche. Vollkommen ziellos in dem Fall hinten drauf und von der Piste gefahren. Da sollte auch die FIA drüber nachdenken, dass sie ihm irgendeine Verwarnung gibt."
Martin Brundle (Formel-1-Experte): "Das geht diesmal zu 100 Prozent auf Kwjats Kappe. Ich kann Sebs Ärger verstehen. Das sah aus wie das Startgerangel in einer niedrigen Nachwuchsklasse, nicht in der Formel 1."