Eine Studie in Frankreich deckt die aktuellen Schwächen im Anti-Doping-Kampf auf. Bei dem Experiment erzielen Sportler deutliche Steigerungen - und werden nicht erwischt.
Eine spektakuläre Studie aus Frankreich hat den mutmaßlich gängigen Gebrauch von Dopingmitteln im Spitzensport simuliert und die Grenzen des Anti-Doping-Kampfes aufgezeigt.
Acht Ausdauerathleten waren in der vom Fernsehsender France 2 in Auftrag gegebenen Studie des Pariser Sportphysiologen Pierre Sallet unter strenger medizinischer Aufsicht einen Monat lang mit Eigenblut, Epo, Wachstumshormonen und Kortikosteroiden gedopt worden. Die Medikationen in Mikrodosierung hinterließen keinerlei Auffälligkeiten in den Blutpässen der Probanden.
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Die Folgen der Studie könnten gravierend sein.
Die Nationale Anti Doping Agentur (NADA) forderte umgehend die Einführung von Dopingtests in den Nachtstunden. Die in der Studie angewandte Art des Dopings zeige, "dass Kontrollen - in verhältnismäßiger Anzahl - auch zwischen 23 Uhr abends und sechs Uhr morgens durchgeführt werden müssen, damit hier keine Lücke vorhanden ist", hieß es in einer NADA-Stellungnahme.
Die Steigerung der Leistungsfähigkeit war enorm. Einer der acht gut trainierten Amateursportler, der täglich 24 Kilometer weit lief, drückte seine Bestmarke während der Testphase auf dieser Strecke um zehn Minuten. Die größte Verbesserung beim 3000-m-Lauf in der Halle belief sich auf 31 Sekunden.
"Dieser Leistungszuwachs ist schon überraschend. Diese Mikrodosierung hatte einen enormen Effekt, das war vorher in diesem Maße nicht bekannt", sagte der Nürnberger Pharmakologe und Dopingexperte Fritz Sörgel und sprach von einer "Blaupause" für den Alltagsgebrauch im Spitzensport: "Man muss davon ausgehen, dass es so gemacht wird."
Doping in Mikrodosen ist nur in einem extrem kurzen Zeitraum von wenigen Stunden nachweisbar. Fällt dieser Zeitraum in die Nacht, kann der gedopte Athlet sich praktisch sicher sein, nicht erwischt zu werden. Laut France 2 wurden die Athleten während der Studie "zu keiner Zeit positiv getestet". Die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA hatte die brisante Studie zuvor genehmigt.
Die getesteten Sportler berichteten zudem von einer enormen Verbesserung der allgemeinen Fitness und des Wohlbefindens.
"Ein Athlet hat ausgesagt, dass er jeden morgen um fünf Uhr früh topfit senkrecht im Bett steht. Insofern ist die Studie auch eine Anleitung für den Normalo im Alltag - was natürlich problematisch ist", sagte Sörgel.