Die Zeit von Jose Mourinho beim FC Chelsea ist endgültig abgelaufen. Der Portugiese ist als Trainer entlassen worden. Das teilten die Blues am Donnerstag mit.
Widersprüche nach Mourinho-Aus

"Jose und der Verein sind sich darüber einig, dass die Ergebnisse in dieser Saison nicht gut genug sind und dass es im Interesse beider Parteien ist, getrennte Wege zu gehen", hieß es in einem Statement des Klubs.
Allerdings verlässt Mourinho den kriselnden Klub um Boss Roman Abramowitsch keinesfalls freiwillig. "Ich will unbedingt hier bleiben", hatte der Portugiese noch am Montag nach der neuerlichen Liga-Pleite beim Überraschungs-Tabellenführer Leicester City (1:2) gesagt und sich dann mit flehenden Worten an seine Vorgesetzten gewandt: "Ich hoffe, dass der Vorstand und Mister Abramowitsch auch wollen, dass ich bleibe."

Aus seinem Wunsch wurde letztlich allerdings nichts. Über Mourinhos möglichen Nachfolger gab es zunächst keine offiziellen Informationen.
Ein Ersatz soll aber bereits in den Startlöchern stehen. Wie die spanische Zeitung As berichtet, soll Juande Ramos beim kriselnden Meister die Nachfolge von Mourinho antreten.
Ramos Erfolgstrainer bei Sevilla
Sein Berater Gines Carvajal bestätigte der Zeitung, dass Ramos am Donnerstag nach London gereist sei, um Vertragsverhandlungen mit dem Tabellen-16. der Premier League zu führen.
Ramos ist derzeit ohne Verein. Zuletzt war der ehemalige Trainer von Real Madrid bei Dnipro Dnipropetrowsk in der Ukraine tätig. In der Premier League trainierte er in der Saison 2007/08 Chelseas Londoner Nachbarn Tottenham Hotspur.
Der Spanier gewann 2006 und 2007 den UEFA-Pokal mit dem FC Sevilla. In der Saison 2008/09 trainierte er Real Madrid.
Hiddink als Interimslösung?
Der Telegraph meldet dagegen, dass Guus Hiddink bis zum Saisonende als Interimstrainer übernehmen soll. Der Niederländer war 2009 schon einmal für etwa fünf Monate bei den Londonern engagiert.
Nach der Entlassung als niederländischer Nationalcoach im Juni 2015 hat auch Hiddink keinen Trainerjob mehr übernommen.
Das Blatt spekuliert zudem darüber, dass Diego Simeone, aktuell bei Atletico Madrid, auf Hiddink folgen soll.
Der Absturz nach dem Meistertitel
Mourinho war seit Juni 2013 Trainer bei den Blues, zum zweiten Mal in seiner Karriere. Der Vertrag des Portugiesen lief noch bis 2019 und sah eine Abfindung von angeblich 55 Millionen Euro vor.
"Wir wollen José für seinen immensen Beitrag für diesen Klub danken", hieß es in einer Stellungnahme: "José und die Vereinsführung sind sich einig, dass die Resultate nicht gut genug sind. Wir sind der Auffassung, eine Trennung ist das Beste für beide Seiten."
Chelsea liegt nach 16 Spieltagen in der Premier League mit nur 15 Punkten und vier Siegen auf dem 16. Tabellenplatz.
In der vergangenen Saison hatten die Blues unter dem extrovertierten und häufig für seine öffentlich geäußerte Kritik an Schiedsrichtern bekannte Mourinho den fünften Meistertitel gefeiert.
In der laufenden Spielzeit folgte der sportliche Absturz. Zuletzt hatte Mourinho seine Mannschaft nicht mehr erreicht. Die 1:2-Niederlage bei Überraschungsteam Leicester City brachte die Dominosteine dann zum Umfallen.
Glaubt man Michael Emenalo, Chelseas Technischem Direktor, dann waren es aber nicht allein sportliche Gründe, die zu Mourinhos Ablösung geführt haben. "Es war eine Zwietracht zwischen Trainer und Spielern zu spüren und wir haben gespürt, dass es Zeit ist zu handeln", sagte dem vereinseigenen Sender Chelsea TV.
Ein namhafter Chelsea-Akteur scheint indes bis zuletzt zu Mourinhos Verbündeten gezählt zu haben. Spaniens Europameister Cesc Fabregas schrieb wehmütig über ein gemeinsames Bild mit Mourinho bei Twitter: "Danke für alles, was du für mich getan hast. Ich schulde dir eine Menge, und wir werden dich alle vermissen. Viel Glück in der Zukunft."
Ein weiterer Faktor, der die Entlassung des Trainers begünstigt haben dürfte, ist wohl auch die Auseinandersetzung mit Teamärztin Eva Carneiro, die den Verein verlassen musste und gegen Mourinho wegen sexueller Belästigung vor Gericht ziehen will.
Zweite Entlassung nach 2007
Nach der Niederlage in Leicester hatte Mourinho noch um einen Verbleib bei seinem Herzensklub gebettelt. "Ich will unbedingt bleiben", sagte er: "Ich hoffe, dass der Vorstand und Mister Abramowitsch auch wollen, dass ich bleibe."

Der allmächtige Klubboss Roman Abramowitsch entschied am Donnerstag aber anders: Nach insgesamt fünf Jahren beim FC Chelsea ist für "The Special One" zum zweiten Mal Schluss.
Im September 2007 hatte er nach Meinungsverschiedenheiten mit dem russischen Milliardär schon einmal gehen müssen - damals nach sechs Titeln in drei Jahren.